Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DIE DREI GROSSEN HOLZSCHNITTE
AUS BASEL UND STRASSBURG

aniel Burckhardt hat sich bei der Zusehreibung der Baseler Budibilder
an Dürer fast ausschließlich auf den von ihm ans Licht gezogenen
signierten Holzschnitt des Kiinstlers mit Hieronymus (August 1492) und
auf die Illustrationen zum Terenz gestiitzt. Von den Bildem und Zeich-
nungen aus Diirers Wanderjahren, die wir heute kennen, immerhin weit
über 30verschiedeneWerke, wußteman damals fast nichts, vorallemwar
die Straßburger Kreuzigung vom November 1493 noch nicht entdeckt. Es hat fast anderthalb
Jahrzehnte gedauert, bis 1905, bevor sie in demselben Basel, in dem Burckhardt als Kunst-
historiker tätig gewesen war, ehe er sich der Heidenmission zuwandte, ans Licht gefördert
wurde, undin dem seitdem verflossenen halben Jahrhundert ist sie, außer von ihrem Ent-
decker, dem zu friih verstorbenen S.M.Peartree, noch immer nidit recht gewiirdigt worden.
Die Schliisselstellung, die sie dank ihrer kiinstlerischen Eigenschaften wie dank der fast ein-
miitigen Anerkennung einnimmt, der sie sich als Arbeit Diirers erfreut, scheint nicht ein-
mal im engeren Kreise der Spezialisten dieses Gebietes geahnt worden zu sein. Als
zweites großes Blatt, das erheblich fortgeschrittener als das andere ist, ist sie von unschätz-
barem Wert. Stellt sich doch hier nun auch die Verbindung mit den kleineren Buchbildem
des Hauptmeisters auf eine schlagendere Weise her als im Hieronymus. Die Tatsache, daß
die besten Bilder des Narrenschiffs und das Kanonblatt von einem Reißer sind, kann
nicht mehr geleugnet werden. Schließlich wird die These von Diirers Urheberschaft an
der Straßburger Kreuzigung durch eine Notiz aus dem 16. Jahrhundert, nach der Diirer
1494 in Straßburg seinen Meister und dessen Frau gemalt hat, unterstiitzt. Diirer war schon
Pfingsten 1494 wieder zuhaus, er wird nicht erst 1494 bei dem Maler in Straßburg ein-
getreten, sondem zumindest ein halbes oder ein ganzes Jahr dort gewesen sein.

Obgleich der Holzschnitt mit dem Hieronymus sehr selten als Arbeit Diirers in
Zweifel gezogen worden ist, ist es mehr als fraglich, ob des Kiinstlers Hand ohne die
Inschrift auf dem Stock jemals erkannt worden wäre. Er ist durch eine mehrjährige Spanne
von Diirers signierten Einblattholzschnitten von 1495/96 getrennt und sieht recht anders
aus. Zusammenhänge mit den Baseler Illustrationen sind vorhanden, springen aber nicht
m die Augen. Thematisch und maßstäblich sind sie nicht gegeben. Den kunstgeschicht-
lichen Standort des Blattes zu bestimmen, ist infolgedessen, soviel ich sehe, noch nicht ver-
sucht worden.

Oie Straßburger Kreuzigung hingegen ist wie gesagt mit den Baseler Ulustrationen

69
 
Annotationen