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BUCHILLUSTRATIONEN

on A. Schramms „Büderschmuck der Fruhdrucke“ steht nur nodi der
24. Band mit kleineren Druckorten (Freiburg, Kirchheim usw.) aus. Die
Geschichte der deutschen Buchillustration des 15. Jahrhunderts kann erst
jetzt geschrieben werden. Sie baut sich auf einem sehr umfangreichen
und sehr ungleichen Material auf, das zunächst kritisch gesichtet werden
muß. Man schätzt die Zahl der Bilder auf 20000. EinTeil istKopie oder
freie Umzeichnung nach bebilderten Papier- oder Pergamenthandschriften und nicht zuletzt
nach Drudcwerken, die fleißig ausgebeutet worden sind — wofem nicht gar die Original-
holzstödce gekauft und verwendet wurden —, ein anderer ist handwerkliches Mittelgut. Die
originellen kiinstlerischen Leistungen verschwinden jedoch nicht in der breiten Masse der
gleichgültigen Arbeiten. Fast jedem Drudcort ist einmal das Glück zuteil geworden, daß
ein begabter Reißer in seinen Mauem gewirkt hat. In den größeren Städten wie Ulm
und Niimberg sind es gar mehrere gewesen.

Kaum ein anderer Reißer außer Wolgemut hat so viele Illustrationen gefertigt wie der
Baseler Hauptmeister (Diirer), keines anderen Werdegang ist anziehender und stetiger.
Sogar der Meister des Liibecker Totentanzes (1489) hat sich nicht gewandelt, als er etwa
ein Jahrfiinft später die Bilder zur Lübecker Bibel riß, und Wolgemuts Werke scheinen
dasselbe zu besagen. Die Aufteilung nahezu aller 105 Holzschnitte des Narrenschiffs auf
vier verschiedene Reißer ist nicht zuletzt möglidi gewesen, weil in vielen naturalistisdi
aufgefaßten Einzelheiten Anhaltspunkte vorhanden sind, die die persönlidie Ausdradcs-
weise des Reißers festzustellen erlauben. Mit dem Ausbleiben von Details verringem sidi
die Aussiditen auf eindeutige Scheidung der Hände. Wird es gelingen, andere Persönlich-
keiten zu ermitteln? Es geht nicht damm, zweite Werke eines Reißers aufzuspiiren, die
denselben Stil zeigen. Solche Paare von Biidiern sind gar nicht selten. Es gilt vielmehr
das Wirken eines Illustrators in einem Ort durch mehrere Biicher zu verfolgen. Es darf
vorausgesetzt werden, daß nidit jedes Buch von einem neuen Reißer illustriert worden
ist. Das Problem ist noch kaum erkannt, gesdiweige aufgegriffen worden.

Vor allem ist nötig, die begabten Leistungen herauszustellen, die rohen, kopistenhaften
auszusdieiden. Um den Baseler Hauptmeister (Diirer) noch schärfer herauszuarbeiten, sei
sein Werk der Produktion der anderen Reißer von Rang gegeniibergestellt, die sich gleich-
zeitig an den drei Stätten seines Wirkens betätigt haben.

Dreimal beherbergte Basel fiihrende Illustratoren in seinen Mauem: 1492/93 den Haupt-
meister des Narrensdiiffs (Diirer), ab 1505 (oder früher) den Meister D S, jenen kernigen

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