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es zwei oder drei Reißer des Verlages Furter, die in Meders Quadragesimale von 1495, in
der Meinrad-Passion von 1496 und in Methodius’ Revelationes von 1498 reichbebilderte
Ausgaben (Schramm XXII 472-504, 524-560, 561-614) schufen. Rein äußerlich ersdieint
der Stil dem des Hauptmeisters (Dürer) angenähert. Die lebhafte, unruhigere Schwarz-
weißwirkung der Bilder desselben hat auch von ihren Werken Besitz ergriffen, aber die
Aufnahme des neuen Stils geschieht doch in etwas formelhafter Weise durch realistische
Gestaltung von Einzelheiten der Landschaft, von Gebäuden und Ähnlichem nach dem
Muster des Vorbildes. Die beste Arbeit ist das Quadragesimale von 1495. Der Reißer
ist vielleicht der Meister des Haintz Narr, nun in einem Stadium der Entwicklung, in dem
er mehr Abstand zu der überragenden Persönlichkeit des Hauptmeisters (Diirer) gewonnen
hat. Die Feinheit, die er erlangt hat, erlaubt dem Reißer eine subtilere Modellierung als
der Haintz Narr-Meister seinen Figuren hatte zuteil werden lassen, auf der anderen Seite
auch engeren Anschluß an den Hauptmeister (Dürer). Die knorrigen Baumstämme
(Schramm XXII 483/84) sind natiirlich ohne dessen Vorbild gar nicht denkbar, aber sie
sind nun ganz in dem dekorativen Sinn des Meisters geformt.

Die neuen Reißer waren gewöhnlich zu alt, um ihren Stil noch der neuen Richtung an-
zupassen. Wir machen die gleiche Beobachtung in Straßburg, wo Diirer kiirzer und
vermutlich nicht bei Verlegern und Druckem, sondern bei einem Maler tätig war.

Die Straßburger Produktion129 an illustrierten Biichem ist um ein Weniges umfang-
reicher als die Baseler130. Im Gegensatz zu dieser ist sie recht uneinheitlich. Ein Teil steht
der fruchtbaren Augsburger, ein kleinerer der niederdeutschen (Kölner Bibel) nahe. Beider
Einfluß äußert sich in den verschiedenen umfangreichen Unternehmungen recht unverhiillt.
Es gibt daneben einen lokalen Stil, als dessen Repräsentant der seltene Ritter von Stauffen-
berg genannt sein mag; ein sehr persönliches Gepräge besitzt er nicht. Das ist dem oben
behandelten Plenar von 1488 in hohem Maße eigen. Aber es steht fiir sich.

Während in Basel das Niveau nach dem Verschwinden des Hauptmeisters (Diirer) wieder
absinkt, entwickelt sich in Straßburg der weltbekannte kupferstecherische Stil, der die
Griiningerdrucke des letzten Jahrfiinfts des Jahrhunderts unverwechselbar macht. Dieser
Stil ist noch weniger das Ergebnis der Wirksamkeit des Hauptmeisters in Straßburg, als
es das Stilgemengsel mit naturalistischem Einschlag in Baseler Drucken nach 1494 ist.
Th. Anshelms Plenar von 1488 (Taf. 78) hat mit seiner stecherischen Feinmanier den Anstoß
zu den metallschnittmäßigen, krausen Bildem des Verlegers Griininger gegeben. Seit etwa
1493 entwickelt sich dieser Stil. Bei seiner Ausbildung war dem Reißer, der die Kreuzi-
gung von 1493 und den Gerson schuf (Diirer), kein Einfluß verstattet; der Gerson zeigt

12» Sdiramm Bd. XIX, XX.

130 Daß Basel in den verflossenen Jahrzehnten zum Nachteil Straßburgs als der Mittelpunkt des kiinst-
lerischen Schaffens gegolten hat, bemerkt Hans Rott, Quellen und Forschungen III. Oberrhein, 1938, S. 49.

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