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vielmehr, wenn idi mich nicht täusdie, in der feinschnittigen Modellierung der Beine
seinerseits eine Einwirkimg durch den neuen stecherischen Stil.

Der NürnbergerBuchillustration131 gibt die Verlagstätigkeit Anton Kobergers,
des größten deutschen Drudcers und Verlegers zwisdien 1470 und 1500, ihr Gepräge. Die
Creussner, Stuchs, Folz, Wagner usw. brachten nur kleine, wenn auch zuweilen bemerkens-
werte Veröffentlichungen heraus. Koberger, der um 1470 mit zahlreichen Arbeitem und
Pressen einen Großbetrieb aufzog, hat das illustrierte Buch anfänglich gar nicht, nach 1480
aber großzügig, wenn auch mehr als Geschäftsmann wie als Kunstfreund gefördert. Es
ist symptomatisch für ihn, daß drei seiner größten Unternehmungen Publikationen des
Niirnberger Sensenschmidt-Verlages wiederholen (Bibel, Heiligenleben, Justinian) und
daß die berühmten Publikationen der 1490er Jahre, die mit seinem Namen verbunden sind,
Schatzbehalter, Weltchronik, Diirers Apokalypse, Birgittenbudi keine Verlagswerke, sondern
Druckaufträge sind. Koberger hat nur ein Jahrzehnt lang illustrierte Biicher auf eigenes
Risiko auf den Markt gebracht. Die Ausstattung, die er den drei Sensenschmidt’schen
Biichem zuteil werden ließ, die 1475/78 erschienen waren, gewann er einmal durch Kauf
von schon vorhandenen Stödcen, zum anderen durch Beauftragung eines sehr begabten
Kiinstlers. Im ersteren Fall erwarb er die Holzstöcke der berühmten Kölner Bibel (um
1478) von Quentell, um damit seine Publikation von 1483 zu schmiidcen. Die Ausgabe
Sensenschmidts hatte nur Initialen, gute Nachbildungen älterer Vorlagen. Durch die Neu-
ausgabe des Heiligenlebens von 1488 ersetzte Koberger Sensenschmidts primitive Bilder,
Kopien des G. Zainerschen Druckes (Augsburg um 1470/71), in einer denkwiirdigen Weise
(Taf. 80). Wohl derselbe hervorragende Reißer ist in dem Justinian Kobergers am Werk
gewesen, dem 3. Buch, das er nach dem Vorgang Sensenschmidts untemahm.

Was Koberger sonst noch an Biichem mit einzelnen Bildem herausgebracht hat, könnte
infolge seiner Spärlichkeit hier ubergangen werden, es ist aber teils erfolgreich, teils wirk-
lich bemerkenswert. Die Merkwiirdigkeiten der Postille des Nikolaus von Lyra von 1481,
große Abbildungen der Arche Noah, Bundeslade, des Tempels usw., sind immer wieder,
zuletzt noch in lutherischen Bibelausgaben nachgeahmt worden. Die beiden ganzseitigen
Holzschnitte von 1484, das Kanonblatt des Strigauer Missale und der Titel der Reformation
der Stadt Nümberg, sind recht ungewöhnliche Arbeiten. Das letztgenannte Werk wird
meist als friiheste Arbeit Wolgemuts angesehen, hat aber noch nicht das Gepräge der
vielen Holzsdmitte des Meisters, die aus der Zeit nach 1491 bekannt geworden sind. Wexm
es seinem Werk fest einverleibt wird, miissen die zwischen 1488 und 1491 geschaffenen
interessanten kleinen Buchbilder emstlich fiir ihn in Anspmch genommen werden,
wenigstens ein Teil von ihnen. Die Kreuzigung des Strigauer Missale ist wuchtig und ziigig

»! Sdiramm Bd. XVII, XVIII.

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