Begegnung mit einer Hyäne1 aus dem Grabe des
Amenemheb2
Schech abcl el Gurna Nr. 85.
Querraum, Architrav über den Mittelpfeilern, gegenüber dem Eingang zum
Eängsraum.
Zeit: Thutmosis III. —
Amenophis II.
(um 1450 v. Ohr. G.).
Malerei auf Stuck.
Das Bild hält die Erinnerung an ein aufregendes Jagdabenteuer aus dem Beben des
Amenemheb fest. In der Steppe, die der Maler durch einige nicht ungeschickt in den Raum
. verteilte Pflanzen angedeutet hat, ist ihm einmal bei einem Jagdausflug plötzlich eine ge-
waltige weibliche Hyäne entgegengetreten. Er ist aber furchtlos auf sie zugelaufen und
hat sie verjagt oder erlegt. Daß die Hyäne den Amenemheb sich überhaupt hat nahe
kommen lassen, ist nur dadurch zu erklären, daß sie kurz vorher Junge geworfen 1
hat, die irgendwo in der Nähe stecken und ihr bedroht erscheinen. Im allgemeinen
nehmen Hyänen den Menschen nicht an3. — Was schon auf Taf. 2 bei der Gewandung
des Menena und sonst zu bemerken war, läßt sich auch hier feststellen: Amenemheb
ist in einem Kostüm dargestellt, das er bei der Jagd sicher nicht getragen hat. Gegen
den Schurz mit den abgerundeten Kanten ohne Vorderblatt, der mit einem breiten Band
um die Hüfte gegürtet ist, ist zwar nichts einzuwenden, aber das lange, feine Überkleid
mit dem durch eine Schleife geschlossenen Halsausschnitt ist vom Maler wohl nur aus
repräsentativen Gründen zugefügt. Auch die Perücke dürfte Amenemheb bei der schnellen
Bewegung in der Steppe nur hinderlich gewesen sein. — Bewaffnet ist Amenemheb mit
einem langen Speer4 mit metallner Spitze und einem kurzen dicken Stock5.
1 Virey Mem. Miss. V 2 Taf. 5.
2 S. Taf. 4 Amn. 2 u. 3.
3 Davies meint: Vielleicht hat Amenemheb im
Sudan diese große Hyänenart gesehen, die auch Esel angreift und tötet.
4 Berlin 4711.
5 Berlin 13 759.
Wreszinski, Atlas zur altäg. Kulturgesch. Tafel 21