Vorwort
Als ich vor dreizehn Jahren mit Hilfe meiner Frau dran ging, den Plan zu dem „Atlas
zur altägyptischen Kulturgeschichte“, mit dem ich mich schon Jahre lang getragen hatte, zu
verwirklichen, sah die Welt recht anders aus als heute. Die photographische Aufnahme aller
wichtigeren Grabbilder im Niltal schien kein zu kühnes Unternehmen, nachdem die Herstellung
eines Apparates zur künstlichen Beleuchtung der Grabräume gelungen war (s. OLZ XIII7).
In zwei Wintern gelang es uns, die thebanischen Gräber, soweit sie für uns in Betracht
kamen, auszuphotographieren und noch einige Dutzend Aufnahmen in den Gräbern von Assuan
sowie einige hundert im Kairener Museum herzustellen,- in weiteren 4 bis 6 Jahren durften wir
hoffen, Mittelägypten und Memphis durchzuarbeiten, dann sollte es an die Sammlung der
Realien in den Museen gehen, — Leiden und Brüssel wurden zwischendurch besucht und dank
dem liebenswürdigen Entgegenkommen der Herren Boeser und Capart ausgewertet, — und dieses
gesamte Material- zu einer systematischen Quellenpublikation für die ägyptische Kulturgeschichte
verarbeitet werden, der eine zusammenhängende Darstellung folgen sollte.
Jene erste Arbeit dachte ich mir aus zwei Teilen bestehend, aus dem Atlas, der unsere
Aufnahmen, durch Beschreibung und Abbildungen von Realien erläutert, in systematischer An-
ordnung geben und einem Textbande, in dem aus den einzelnen Tafeln das Material zu einer
Reihe ganz knapper, tabellenartiger Nachweise zusammengestellt werden sollte. Aus ihnen sollte
jeder Benutzer ohne Schwierigkeit sämtliche dargestellten Phasen einer Technik, das Vorkommen
und die Entwickelung einer Gewandform u. dergl. übersehen können. Damit glaubte ich einen
festen Grund für alle künftige Forschung auf dem Gebiete der ägyptischen Archäologie legen
zu können.
Das ist alles unmöglich geworden. Die ersten hundert Tafeln zeigen, wenn auch nur
von ungefähr, wie der Atlas hat werden sollen: die Wandbilder sollten teils als Übersichts-
tafeln, teils in kleine, in sich geschlossene Szenen geteilt, wiedergegeben werden; der Text sollte
zu Anfang sich streng an die Beschreibung des Dargestellten halten, bei den Wiederholungen
desselben Vorwurfs aber nicht nur die Unterschiede der einzelnen Darstellungen hervorheben,
sondern darüber hinausgehend literarische Quellen, Parallelen aus andren Kulturen u. dergl. hin-
zubringen, die abgebildeten Realien sollten sich formal und zeitlich möglichst mit den Gegen-
stücken auf den Wandbildern decken, ein Vorsatz, dem nur die umfangreichsten Sammlungen
einigermaßen Erfüllung verhießen; die Bibliographie sollte nicht nur die früheren Veröffent-
lichungen der Gemälde, die sie vielleicht in noch vollständigerem Zustande zeigen, enthalten,
sondern auch die Literatur zu allen möglichen Einzelheiten. Für all das wurde gesammelt und
ein Zettelkasten nach dem andren gefüllt.
Nun ist die Fortsetzung unserer Arbeit im Niltal unterbunden, die Beschaffung der
Realien aus den Museen ist unmöglich, der ganze Plan ist zum Torso geworden, um so mehr als
einige böse Zufälle vieles von dem schon eingebrachten Material vernichtet haben, so daß selbst
unsere Ausbeute aus Assuan, Theben und Kairo nur teilweise zum Druck hat gegeben werden
können.
Um so lieber bin ich Heinrich Schäfers Anregung gefolgt, die wesentlichsten Ergebnisse
der „Fremdvölker-Expedition“, die der zu früh von uns gegangene Max Burchardt 1912/13 im
Auftrage der Berliner Akademie der Wissenschaften unternommen hat, im zweiten Teil des
Als ich vor dreizehn Jahren mit Hilfe meiner Frau dran ging, den Plan zu dem „Atlas
zur altägyptischen Kulturgeschichte“, mit dem ich mich schon Jahre lang getragen hatte, zu
verwirklichen, sah die Welt recht anders aus als heute. Die photographische Aufnahme aller
wichtigeren Grabbilder im Niltal schien kein zu kühnes Unternehmen, nachdem die Herstellung
eines Apparates zur künstlichen Beleuchtung der Grabräume gelungen war (s. OLZ XIII7).
In zwei Wintern gelang es uns, die thebanischen Gräber, soweit sie für uns in Betracht
kamen, auszuphotographieren und noch einige Dutzend Aufnahmen in den Gräbern von Assuan
sowie einige hundert im Kairener Museum herzustellen,- in weiteren 4 bis 6 Jahren durften wir
hoffen, Mittelägypten und Memphis durchzuarbeiten, dann sollte es an die Sammlung der
Realien in den Museen gehen, — Leiden und Brüssel wurden zwischendurch besucht und dank
dem liebenswürdigen Entgegenkommen der Herren Boeser und Capart ausgewertet, — und dieses
gesamte Material- zu einer systematischen Quellenpublikation für die ägyptische Kulturgeschichte
verarbeitet werden, der eine zusammenhängende Darstellung folgen sollte.
Jene erste Arbeit dachte ich mir aus zwei Teilen bestehend, aus dem Atlas, der unsere
Aufnahmen, durch Beschreibung und Abbildungen von Realien erläutert, in systematischer An-
ordnung geben und einem Textbande, in dem aus den einzelnen Tafeln das Material zu einer
Reihe ganz knapper, tabellenartiger Nachweise zusammengestellt werden sollte. Aus ihnen sollte
jeder Benutzer ohne Schwierigkeit sämtliche dargestellten Phasen einer Technik, das Vorkommen
und die Entwickelung einer Gewandform u. dergl. übersehen können. Damit glaubte ich einen
festen Grund für alle künftige Forschung auf dem Gebiete der ägyptischen Archäologie legen
zu können.
Das ist alles unmöglich geworden. Die ersten hundert Tafeln zeigen, wenn auch nur
von ungefähr, wie der Atlas hat werden sollen: die Wandbilder sollten teils als Übersichts-
tafeln, teils in kleine, in sich geschlossene Szenen geteilt, wiedergegeben werden; der Text sollte
zu Anfang sich streng an die Beschreibung des Dargestellten halten, bei den Wiederholungen
desselben Vorwurfs aber nicht nur die Unterschiede der einzelnen Darstellungen hervorheben,
sondern darüber hinausgehend literarische Quellen, Parallelen aus andren Kulturen u. dergl. hin-
zubringen, die abgebildeten Realien sollten sich formal und zeitlich möglichst mit den Gegen-
stücken auf den Wandbildern decken, ein Vorsatz, dem nur die umfangreichsten Sammlungen
einigermaßen Erfüllung verhießen; die Bibliographie sollte nicht nur die früheren Veröffent-
lichungen der Gemälde, die sie vielleicht in noch vollständigerem Zustande zeigen, enthalten,
sondern auch die Literatur zu allen möglichen Einzelheiten. Für all das wurde gesammelt und
ein Zettelkasten nach dem andren gefüllt.
Nun ist die Fortsetzung unserer Arbeit im Niltal unterbunden, die Beschaffung der
Realien aus den Museen ist unmöglich, der ganze Plan ist zum Torso geworden, um so mehr als
einige böse Zufälle vieles von dem schon eingebrachten Material vernichtet haben, so daß selbst
unsere Ausbeute aus Assuan, Theben und Kairo nur teilweise zum Druck hat gegeben werden
können.
Um so lieber bin ich Heinrich Schäfers Anregung gefolgt, die wesentlichsten Ergebnisse
der „Fremdvölker-Expedition“, die der zu früh von uns gegangene Max Burchardt 1912/13 im
Auftrage der Berliner Akademie der Wissenschaften unternommen hat, im zweiten Teil des