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5ia

Wreszinski, Atlas zur altäg. Kulturgesch. Tafel 5i(a-b)

Pflügen1 aus dem Grabe des Chaemhet2 g)
Scheck abd el Gurna Nr. 57, o I
Querraum, rechte Eingangswand.

Zeit: Amenophis III.
(um 1375 v. Chr. G.).
Flachrelief in Kalkstein.

Die Tafel enthält ein Detail aus Taf. 9. Über die Zeit und Art der Bodenbestellung s. dort.
Der Pflug3 des neuen Reiches bestand im allgemeinen aus zwei starken, etwa in der Mitte
knieförmig gebogenen Hölzern, die einander möglichst glichen. Die kürzeren Schenkel waren
so bearbeitet, daß sie glatt aneinander lagen und zu einer Spitze ausliefen, sie bildeten die
Schar, die längeren Schenkel entfernten sich gegen das Bude auf etwa 0,50 m voneinander,
sie waren ungefähr kniehoch und liefen in Bügelgriffe aus. Damit sie nicht zusammenklappten,
waren vier Querhölzer zwischen sie eingezapft. Bine Verschnürung hat das Auseinanderfallen
verhindert, doch zeigt die Tafel bei keinem Pfluge eine Spur davon, vielleicht war sie nur
durch Bemalung angedeutet und ist jetzt, wie alle Barben in diesem Grabe, verschwunden.
Auch die beiden Scharhölzer sind gewiß durch Stricke aneinander befestigt gewesen, aber auch
davon ist auf dem Bilde nichts zu sehen, ebensowenig von einem Schareisen, dem Metall-
beschlag der Spitze, das übrigens nicht immer verwendet worden ist.
Der Winkel, den die Sterzen mit der Schar bilden, war je nach der natürlichen Be-
schaffenheit des Materials verschieden, etwa 1300 scheinen am erwünschtesten gewesen zu sein.
Hatte man keine passend gebogenen und genügend langen Hölzer, so stellte man den Pflug
aus mehreren Stücken her.

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Die Deichsel wurde durch die Öffnung zwischen dem Knick und dem untersten
Querholz gesteckt und wurde wohl durch einen Knebel am Herausrutschen
gehindert, eine weitere Sicherung ergab 5


eine Verbindung mit der Mitte der
Pflugschar durch vielfache Ver-
schnürung, die aber nicht so starr
war, daß eine seitliche Bewegung
der Deichsel und damit eine
Änderung der Bewegungsrich-
tung verhindert wurde.
Die Gespanne zogen am
Hörner joch4, einem ein-
fachen Holz, das an den
Hörnerwurzeln festgebun-
den war, der Deichsel-
kopf lag auf ihm und
war mit einem Strick
befestigt.

Die Pflüger5 bedienten sich zum Antreiben der Gespanne eines Stockes oder einer Peitsche.

Hinter dem einen geht ein Knabe samenstreuend her, er ist ganz nackt und trägt noch die
über die rechte Schläfe fallende breite Docke6, die Haartracht der Kinder beiderlei Geschlechts.

Ganz links trinkt ein Arbeiter aus einem Wasserschlauch, der von einer Sykomore herabhängt,
einem Ziegenfell, das nach dem Abziehen bis auf den Hals sorgfältig zugenäht und verpicht
worden ist, wie es heute noch im Orient ganz gewöhnlich als Wasserbehälter verwendet wird.

1 S. Taf. 9,1. 2 S. Tafel 9,2. 3 Wilk. II ser. I 41; Wilk.-B. II 390; Erman 569; Schäfer Priestergr. 165.
4 S. Taf. 19,3. 5 Kairo 3212 mit abweichendem Pflugmodell.
6 Kairo Guide 4227. — Wilk. III 349; Wilk.-B. II 325; Weiß 41.

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