Besuch im Tempel aus dem Grabe des Neferhotep, S. Taf. 170.
Schech abd el Gurna Nr. 49, 2. Raum, rechte Seitenwand.
Neferhotep war Oberschreiber des Amontempels; wenn die Art seiner Tätigkeit damit auch nicht sicher bezeichnet
ist, so scheint nach diesem Gemälde er doch der Finanzverwaltung angehört zu haben, vielleicht war die Eintreibung der
Zinse und Gefälle seine Hauptaufgabe (vgl. Taf. 284). So möchte man wenigstens die Darstellungen unten verstehen, wo,
während Neferhotep selbst im Tempel feierlich empfangen wird, Knechte in großen Säcken die Eingänge in die Magazine
(vgl. Taf. 74/5, 327, 395) des Tempels schleppen. Rechnungsbeamte empfangen sie. Hinter den Amtsstuben dehnen sich
die Speicher, ein Eingang führt in einen Raum, von dessen Längsseite zwei Korridore rechtwinklig abgehen; von ihnen
gelangt man durch je vier Türen in die Vorratsräume, deren Inhalt nur noch teilweise erkennbar ist.
Neferhotep ist zu Schiff nach dem Tempel gelangt. Die Zufahrt an den gärtnerisch geschmückten Ufern vorbei
führt zu der ins Wasser hineingebauten Anlegerampe (dieselbe vielleicht auf Taf. 118 dargest.), von der man auf einer
(oder zwei seitlichen? s. Taf. 118) Treppe durch einen Auslaß an zwei Denksteinen Q vorbei in eine baumbestandene
Allee gelangt, die auf den Torturm mit den bewimpelten Masten und dem hölzernen, kupferbeschlagenen Tor führt. Die
ebenfalls vor ihm stehenden Obelisken hat der Zeichner aus Raummangel dahintergesetzt. Durch den ersten Pylon betritt
man den Hof, der auch mit Bäumen bestellt ist, und an dessen Rückseite sich eine Säulenhalle, der Pronaos, erhebt. Sein
Dach und die Säulen haben in der Darstellung ihre Formen dem Holzbau entlehnt, der Steinbau kennt sie nicht. Dahinter
gewährt ein Portal Eintritt in einen geschlossenen Raum, in dem man trotz der Kleinheit und der Abwesenheit jeder Säule
den Säulensaal des Heiligtums zu sehen hat, und von diesem geht es durch eine kleinere Tür ins Allerheiligste, dessen
Inhalt den profanen Blicken durch die Wiedergabe seiner Wand entzogen ist. — Um den Tempelbau führt auf drei Seiten
ein Umgang, der mindestens auf einer mit Bäumen bestanden war. — Zur Seite des Hauptbaus liegen die Vorratshäuser. —
Neferhotep, seine Frau und das Gefolge wird von den Priestern mit Blumen und Salbung begrüßt; daß die Gruppe
getrennt, er im Hof und die andren Personen vor dem Pylon, dargestellt ist, liegt wohl nur am Raummangel. — Ein
Priester bringt ein Opfer vor dem Götterbild im Allerheiligstein dar; da dieser Raum und sein Inhalt nicht gezeigt werden
sollte (s. o.), mußte der Maler den Opfernden in den Säulensaal hineinstellen, wodurch wieder dessen Charakterisierung
leiden mußte, denn so erklärt sich das Fehlen jeder Säule.
Wreszinski, Atlas zur altäg. Kulturgesch. 1. Aufl.
Tafel 171
Z. T. nach Wilk. II Abb. 116.