Ablieferung von Lebensmitteln für den
Hofhalt aus dem Grabe des Wah1
Schech abd el Gurna Nr. 22,
Querraum, linke Eingangswand.
Zeit: Thutmosis III
(um 1475 v. Chr. G.).
Malerei auf Stuck.
Oj »V—Zit
s 1 :
seinen Spazierstock zum
$ F
CJ*
FW i
Wah trägt den Titel „königlicher Mundschenk", seine Pflichten erschöpften sich aber
nicht damit, daß er seinem Herrn den Becher kredenzte, er hatte auch dafür zu sorgen, daß
der königliche Hofhalt mit Speise und Trank stets wohl
versehen war.
So hat er sich in Begleitung eines Sekretärs und
zweier Diener auf eine Domäne begeben, deren Lieferun-
gen an die kgl. Küche er in Empfang nehmen will. Man
hat ihm einen Stuhl auf einer Matte bereit gestellt, vor
ihm steht ein zylindrisches Futteral mit einem Verschluß
aus weichem Leder oder Stoff, aus dem der Sekretär
die Rechnungsbücher für die Domäne genommen hat,
zwei Schreibtafeln2, deren eine er in der Hand hält,
während die andere auf einem Kasten steht, eine fest-
3 «e* umschnürte Papyrusrolle3 und zwischen
beiden ein nicht deutlich erkennbarer
Gegenstand, wahrscheinlich ein Schreib-
zeug4. Ein zweites Aktenfutteral trägt
der eine Diener auf dem Rücken, dem
Wah außerdem seine Sandalen und
Halten gegeben hat. — Während Wah ruhig beobachtend bleibt,
nimmt der Sekretär nach der Liste in seiner Hand die Prüfung
der Lieferungen auf ihre Richtigkeit hin vor.
Die Verwalter bringen dem Herrn Vorgesetzten ihre De-
putate, Gebäck, Früchte, Gemüse, Wein und Bier, Geflügel u. a. m.
Zwei von ihnen treten in unterwürfiger Haltung vor ihn, ein
dritter scheint irgend etwas versäumt zu haben, denn er wird
von dem Sekretär und einem Diener furchtbar verprügelt.
Es ist nicht ohne Interesse, die soziale Verschiedenheit der
Männer aus ihrer Kleidung zu erkennen. Wah trägt eine halb-
lange Frisur, die die Ohren frei läßt, einen kurzen Unterschurz,
darüber einen langen mit farbigem Saum, der in einen spitzen
Zipfel ausläuft, und Sandalen. Als Schmuck trägt er ein breites Kollier, dazu das
Wischtuch5 und das Szepter6. Der Sekretär geht kahlgeschoren mit einer Schweiß-
kappe, im kurzen Unterschurz und dem langen Oberkleide, der Leibdiener des
Wah trägt eine Schweißkappe und den spitzzipfligen Schendot, die anderen alle
den gewöhnlichen Arbeitsschurz.
4
1 S. Taf. 40, 1. 2 Berlin 13592 Vorder- und Rückseite, mit der Überschrift eines literarischen Textes.
3 Das versiegelte Stück aus Berlin, das andere aus Privatbesitz. 4 Leiden. 5 S. Taf. 49, 7.
6 S. Taf. 49, 10.
Wreszinski, Atlas zur altäg. Kulturgesch. Tafel 62
62