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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 17.1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.3619#0132
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128 BESPRECHUNGEN.

S. 96). Die Geheimnisse des Märchens lösen sich in höhere Geheimnisse auf; denn
>es gibt kein anderes Erkennen, als indem sich ein Geheimnis in ein höheres auf-
löst« (Die Reise ins Blaue, zit. Th. S. 97). »Aus Furcht und Grauen erwuchs Ver-
ehrung. Alles was ein Mensch recht tut, was er mit aller Kraft seiner Seele übt,
ist Gottesdienst« (ebenda) — dies ist Tiecks letztes Wort, darin fand er seine Be-
friedigung und seine Erfüllung, obwohl er nicht zum Katholizismus übergetreten
ist wie so viele.

Marianne Thalmann, der ich abermals fast alle Formulierungen entnehmen kann,
hat vollkommen recht: das »Dämonische« ist für Tieck das Problem seines Lebens
gewesen. Aber die Auffassung dieses »Dämonischen« hat sich gewandelt! Diese
Wandlungen können wir ausgeprägter als an ihm selbst an dem jüngeren Hoff-
mann verfolgen (der aber die letzte »Wendung zum Glauben« nicht mehr mitmacht)
und Walter Jost hat die »Dialektik der romantischen Sehnsucht« in diesem Sinne
in ausgezeichneter Weise zum Gegenstand einer Darstellung gemacht, wie sie in
dieser gedanklichen und literarischen Vollkommenheit Marianne Thalmann nicht
möglich war. Beide Studien ergänzen sich also und Thalmanns Arbeit zeigt ge-
wissermaßen die Möglichkeit eines fünften Kapitels des Jostschen Büchleins: »Der
alte Tieck und der Romantik Ende«. Denn daß die »Erfüllung«, die die roman-
tische Sehnsucht in Tieck gefunden hat, keine künstlerische Erfüllung mehr heißen
.kann und insofern ein Ende der Romantik als einer künstlerischen Bewegung
überhaupt bedeutet, das ist ja wohl gewiß.

Heidelberg. Hermann Glockner.

Zweiter Kongreß für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft.

Dieser Kongreß soll — zehn Jahre nach dem ersten — zu Anfang Oktober 1923
abgehalten werden, und zwar in Halle a. d. S. Es ist beabsichtigt, die Vorträge in
drei großen Gruppen zu einem einheitlichen Aufbau zusammenzufassen: 1. Ästhetik
und Philosophie der Kunst. 2. Psychologie und Psychopathologie des künstlerischen
Schaffens. 3. Theorie der Einzelkünste. Dem (inzwischen ergänzten) »Ständigen
Ausschuß« tritt ein Hallischer Ortsausschuß zur Seite. Die Kongreßsprache ist die
deutsche. — Alle weiteren Nachrichten werden in der Zeitschrift für Ästhetik und
allgemeine Kunstwissenschaft, in den Kant-Studien sowie möglichst auch in anderen
Zeitschriften und Zeitungen veröffentlicht werden. Es empfiehlt sich, Anmeldungen
und Anfragen bald zu richten entweder an den Leiter des ständigen Ausschusses,
Prof. Dessoir, Berlin W., Speyererstr. 9, oder an den Schriftführer des Ortsausschusses,
Privatdozenten Dr. Wichmann, Halle a. d. S., Herderstr. 70.
 
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