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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 17.1924

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Teuber, Eugen: Die Kunstphilosophie des Abbé Dubos
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https://doi.org/10.11588/diglit.3619#0365
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IX.

Die Kunstphilosophie des Abbe Dubos.

Von
Eugen Teuber.

1.
Vor 200 Jahren machte der Abbe Dubos (geb. 1670, gest. 1742)
in seinen > Reflexions critiques sur la poesie et sur la peinture* den
Versuch, die bis dahin getrennten Wege der literarischen, malerischen
und musikalischen Kritik in einer einheitlichen Betrachtung zusammen-
zufassen. Zugleich wollte er an Stelle der bisherigen dogmatisch-
rationellen Behandlungsweise möglichst unvoreingenommen allen Wer-
ten der Kunst gerecht werden, und stellte dabei als einer der ersten
das Gefühl in den Vordergrund. Sein Werk hat damals bahnbrechend
gewirkt, ist aber jetzt nur noch wenig bekannt und manchen Miß-
verständnissen ausgesetzt. Es verdient erhöhtes Interesse in einer Zeit,
wo wir uns wiederum, nach vielen einseitigen ästhetischen Systemen, um
eine allgemeine Kunstwissenschaft bemühen. Wie damals werden
heute religiöse, ethische, pädagogische, soziale Faktoren in den Kreis
der Betrachtung gezogen. Erneut werden die Frage nach dem Wesen
der Kunst gestellt, die Eigengesetzlichkeiten der Kunstarten gegen-
einander abgegrenzt, die Bedingungen des genialen Schaffens und der
kunstgeschichtlichen Entwicklung unter neuen Gesichtspunkten unter-
sucht. Alles dies finden wir, wenn auch in primitiver Weise, bei
Dubos. Anderseits sucht man sich heute über die rein psycho-
logische Auffassung des Kunstproblems, die mit durch ihn Platz ge-
griffen hatte, zu erheben. In einer Untersuchung, mit der Utitz in
diesen Streit gegen die Psychologisierung der Ästhetik eintrat, in den
1911 erschienenen »Funktionsfreuden im ästhetischen Verhalten«, nimmt
er Dubos zum Ausgangspunkt des problemgeschichtlichen Teiles. Seine
Ausführungenx) bilden die eigentliche Anregung für eine eingehendere

') Die vorliegende Arbeit ist durch Herrn Professor Emil Utitz, Rostock, an-
geregt, dem ich für seinen stets bereiten freundlichen Rat und für seine Hilfe bei
der Beschaffung der Literatur von Herzen dankbar bin. Auch Herrn Professor
A. Erich Brinckmann, z. Z. Köln, bin ich für manchen wertvollen Hinweis zu Dank
verpflichtet.
 
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