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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 17.1924

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Teuber, Eugen: Die Kunstphilosophie des Abbé Dubos
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https://doi.org/10.11588/diglit.3619#0366
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362 EUGEN TEUBER.

Beschäftigung mit unserem Thema. Denn wenn auch dort auf wenigen
Seiten ein überaus klares Bild der Dubosschen Lehre entworfen und
das für das Problem der Funktionsfreuden Wesentliche scharf heraus-
geholt wird, so scheint uns doch gerade damit die Bedeutung dieses
großen Kunstphilosophen etwas allzu einseitig festgelegt. Wir möchten
uns irgendwie dagegen wehren, ihn auf eine so einfache Formel ge-
bracht zu sehen. Die dort geschilderte Theorie, so energisch Dubos
selbst sie voranstellt, ist doch nur Rahmen und Ausgangspunkt für
viele andere mindestens ebenso wichtige Lehren. Utitz geht nicht
weiter in Einzelheiten ein, weil er es als eine »allzu leichte Mühe« be-
zeichnet, »gestützt auf die ganzen Hilfsmittel modernen Wissenschafts-
betriebes über Dubos zu richten«1). Das ist wohl richtig. Dagegen
scheint es uns außerordentlich schwer, ihm wirklich ganz gerecht zu
werden, diesen reichen, vielbeweglichen Geist so in eine kritische
Untersuchung einzufangen, daß er womöglich in seiner ganzen Wirk-
samkeit, in allen Wechselbeziehungen zu seiner Zeit vor unseren Augen
wieder ersteht. Wir wollen es gleichwohl versuchen, das Bild der
Persönlichkeit Dubos' lebendig zu machen, den Ursprung seiner An-
sichten aufzuzeigen und den recht unübersichtlichen Inhalt seiner
»Reflexions critiqu.es«- nach einheitlichen Gesichtspunkten geordnet
wiederzugeben. Zum Schluß wollen wir dann sehen, was er der
nächsten Zeit gegeben hat, und welche Punkte seiner Lehre auch im
Hinblick auf heutige Problemstellungen noch von Interesse sind.

Die vorhandene Literatur über Dubos ist nicht groß. Peteut schreibt
1902 in einer Berner Dissertation2): »L'Abbe Dubos, ... presque celebre
en Allemagne, est, pour ainsi dire, ignore dans son propre pays.« In
Deutschland aber würde man sich wieder vergebens nach näherem
Aufschluß über ihn umsehen. Nachdem er seinen großen Einfluß auf
die Ästhetik des 18. Jahrhunderts ausgeübt hatte, ist er ziemlich in
Vergessenheit geraten. Eine Spezialarbeit existiert überhaupt nicht
über ihn. Der erste, der nach längerer Zeit bei uns wieder das all-
gemeinere Interesse auf ihn gelenkt hat, ist wohl Heinr. v. Stein ge-
wesen, der in seiner »Entstehung der neueren Ästhetik« von 1886
eine Darstellung seiner Lehre gibt3). Im ersten Abschnitt dieses Buches
wird, wohl nach dem Vorbild eines vorher in Frankreich erschienenen
Buches von Krantz1/), die »immanente« Ästhetik der kartesianischen

') E. Utitz, Funktionsfreuden im ästhet. Verhalten, Halle 1911, S. 73.

2) Paul Peteut, Jean-Baptiste Dubos, Tramelan 1902, S. 5.

3) S. 230 ff.

*) Essai sur Cesthäique de Descartes, 1882.
 
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