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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 17.1924

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Schmarsow, August: Die reine Form in der Ornamentik aller Künste, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3619#0309
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VII.

Die reine Form in der Ornamentik aller Künste.

Von

August Schmarsow.

V. Malerei.

b) Gemäldekunst.
Wenn die Architektur den Raum abgrenzt und ausgestaltet, so
unternimmt es die Malerei sein Bild auf der Fläche zu ertäuschen;
deshalb kann diese Kunst in ihrem eigensten Sinne erst hier ihre Stelle
finden. Von der anderen Seite, als Figurendarstellerin, d. h. mensch-
licher Personen in ihren Beziehungen untereinander, haben wir sie
schon oben im Gefolge der Mimik und als Schwester der Körper-
bildnerin Plastik, zunächst als Graphik oder Zeichnerin herangezogen,
weil sie mehr als irgend eine andere geeignet war, uns in die Gebärden-
sprache und die Ausdrucksgestaltung schweigsamer Wesen noch Ein-
blick zu gewähren, indem sie solches anschaulich vor Augen stellt,
und nicht selten, ja vorzugsweise, auf den innerlich motivierten Zusammen-
hang ausgeht, den wir sonst als wertvollstes Erbteil der Poesie zu
bezeichnen pflegen. Hier nun, bei dem räumlichen Ausschnitt aus der
Umgebenden Welt, den der Maler auf die Fläche bannt, ist es vor allem
auch der sichtbare Zusammenhang zwischen Körpern und Raum, den
sie — über Einzelstatuen und Figurenreihen hinausgreifend — zur
Darstellung zu bringen trachtet. Er ist der besondere Wert, auf den
es ihr zunächst ankommt, schon weil diese sinnlich wahrnehmbare Ein-
heit von keiner anderen Kunst so wiedergegeben werden kann, und
weil eben sie doch so notwendig zum Inhalt unserer Welt gehört, den
wir als ihren Wert erfassen und festhalten möchten.
- Wenn es aber auch hier versucht werden soll, erst nachzuweisen,
wo denn in dieser Kunst ihre eigene Ornamentik stecke, so muß schon
darauf zurückgewiesen werden, was bei Mimik und Plastik von der
Funktion der Gewandung gesagt worden ist. Alles das gilt, wie für
die Graphik, auch für die farbige Malerei und ihre Gestalten im Licht des
Tages. Je weniger diese Abbilder von Körpern vereinzelt bleiben, desto
mehr wird sich schon durch die Gewandung zwischen ihnen ein

Zeitschr. f. Ästhetik u. allg. Kunstwissenschaft. XVII. 20
 
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