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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 17.1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.3619#0277
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BESPRECHUNGEN. 273

Wirkung selbständiger Kunstwerke (S. 9f., 12, 14), das Verhältnis des Körperlichen
und Räumlichen, des Naturhaften überhaupt zur flächenhaften Bildgestaltung (S. 57 f.)
und deren Kompositionsweise (S. 64), die grundsätzliche Möglichkeit (S. 75) des Büh-
nenbildes (im Sinne des Verfassers), die Eigengesetzlichkeit des Raumbildes und sein
ästhetischer Wert (S. 93 f.), das Geistige und das Monumentale (S. 127), dekorativ
und monumental in Hinsicht auf die Wandmalerei (S. 132f.). Der Lösung der Pro*
bleme dient als besonders zu nennendes Mittel eine scharfe Analyse, die die Kom-
plexe in ihre Elemente zerlegt, die Faktoren in ihren Beziehungen betrachtet. Nur
geht die Analyse zuweilen bis an die Grenze des psychologisch Übersichtlichen. Umso
mehr als ein Inhaltsverzeichnis fehlt. Doch die Gliederung des Stoffes ist klar und
straff: Schmuck und Bild (S. 1—16). Das selbständige und dekorative Bild (S. 17—28;
Das Recht des Bildes. Die Pflichten des Wandbildes). Die Forderungen der Archi-
tektur (S. 29—43: Wand und Decke. Die Forderungen des Räumlichen). Die tech-
nischen Voraussetzungen des Wandbildes und ihre Wirkungen auf den Bildcharakter
(S. 44—55).

Auf diesem Unterbau, der in der besprochenen Weise gearbeitet ist, steht das
Hauptergebnis der Untersuchung: die Aufstellung und Abgrenzung der drei Typen
des figuralen Wandbildes: das ummantelnde Flächenbild, das durchbrechende Bühnen-
bild, das raumerweiternde Illusionsbild oder das Raumbild schlechthin (S. 43, 30 mit
33 und 39).

Für Popp sind diese Arten — im Texte steht Gattungen (S. 16, 56) — kunst-
geschichtlich gegeben (S. 12). Er versteht diese Tatsächlichkeit aber nicht positivi-
stisch. Die Kunst hat im Laufe ihrer Geschichte diese Typen hervorgebracht, weil sie
als Möglichkeiten in ihr liegen. So heißt es vom Deckenbilde: »Von der Antike des
Ostens und Westens bis in die Gegenwart haben die Künstler mit einer gewissen
Vorliebe die Decke bildlich geschmückt.« Was so allgemein auftritt, kann im Wesea
nicht unkünstlerisch sein (S. 19; zu vgl. S. 9, 12, 93). Freilich bleibt es auch bei einer
solchen im Kerne metaphysische Auffassung, die in gleicher Weise an Hegel wie an
die Scholastik denken läßt, immer noch eine Frage des Erkennens, ob im einzelnen
Fall ein Werk diesem oder jenem Typ zugehört (z. B. S. 75 Camera degli sposi zu
Mantua). Ja es kann sogar gefragt werden, ob die Typen in ihrer Dreigliederung
wirklich gegeben sind, ob sie nicht doch erst durch die Auffassung geformt werden.
Popp übersieht diese Möglichkeit nicht (S. 75 f., Abgrenzung von Bühnenbild und
Flächenbild, von Raumbild und Bühnenbild S. 98 f., 75). Aber gerade was dafür zu
sprechen schien, spricht schließlich dagegen (a. a. O.). Das Entscheidende für die
grundsätzliche Scheidung der drei Arten ist für Popp wohl ihre Ableitung (S. 15, 30;
16, 35; 16, 39; 41, 43) als Bildmöglichkeiten aus den Elementen und Faktoren des
Wandbildes: aus den Rechten und Pflichten des Bildes, aus den Forderungen der
Wand und des Räumlichen (S. 16, 43, 56). Die Abscheidung der drei Arten wird voll-
endet durch die nähere Bestimmung der jedem Typ zukommenden Eigenart und
Wirkungsweise (für das Flächenbild S. 56—74; für das Bühnenbild S. 74—92; für das
Raumbild S. 93-102). Der gesichertste Typ ist der des Flächenbildes, »die älteste
und verbreitetste Form des Wandbildes« (S. 56). »Ihre dekorative Höhe erreichte
diese Form im mittelalterlichen Flächenbild (S. 73). Seine stilistisch-formale Entwick-
lung verfolgte Popp mit besonderem Interesse (S. 69 ff.). Doch vermißt man es hier,
und beim Raumbild besonders, daß die ergiebige formale und genetische Betrach-
tungsweise nicht durch die geistesgeschichtliche abgeschlossen wird. Gerne liest man
gegenüber anders klingenden Stellen (besonders S. 22) gerade an der Stelle, wo die
mittelalterlichen Flächenbilder gewertet werden, das Urteil: »Daran gemessen erschei-
nen die Wandbilder der Renaissance und folgenden Zeit bis in die unmittelbare

Zeitschr. f. Ästhetik u. allg. Kunstwissenschaft. XVII. 18


 
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