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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 6.1911

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Geiger, Moritz: Zum Problem der Stimmungseinfühlung
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https://doi.org/10.11588/diglit.3675#0046
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42 MORITZ GEIGER.

ist innerlich auf die Stimmung gerichtet. Aber die einfühlende Ein-
stellung bedarf eines ganz neuen Verhältnisses zur Stimmung. Die
Stimmung ist bei ihr weder in der Form des Gefühlscharakters am
Gegenstand vertreten, noch als Wirkung des Gegenstandes auf mich,
sondern sie wird als meine Stimmung, und doch auch dem Gegen-
stand zukommend, erfaßt. Die Landschaft erscheint nicht eigentlich
belebt, so wie ein fremder Mensch für mich belebt ist, aber dennoch
wird meine Stimmung als ein Nachleben, ein Mitleben der Landschafts-
stimmung erfaßt. Von einem selbständigen Gefühlscharakter, der neben
meinem Icherleben steht und in einer gewissen Gegensätzlichkeit, ist
beim Höhepunkt der Einfühlung nichts mehr zu entdecken. Es ist der
diametrale Gegensatz zur reinen Beobachtung. Man mag über die
ästhetische Wichtigkeit, über die theoretische Bedeutung dieser ein-
fühlenden Einstellung streiten — aber man soll nicht sagen: es gibt
diese Erlebnisse nicht, weil man sie auf Grund einer bestimmten Ein-
stellung nicht in sich zu entdecken vermag oder weil irgendeine be-
stimmte Ansicht vom psychischen Leben sagt: es darf sie nicht geben.
 
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