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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 6.1911

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Conrad, Waldemar: Bühnenkunst und Drama, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3675#0410
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404 ANMERKUNGEN.

Poesie mit der Raumdarstellung in den bildenden Künsten hingewiesen. (Vgl.
A. Riehl, Bemerkungen zu dem Problem der Form in der Dichtkunst, Vierteljahrs-
schrift f. wiss. Philos. 1897, Bd. XXI, S. 283 ff. und besonders die Fortsetzung Bd. XXII,
S. 66 ff.) — Auch dort aber kann man meines Erachtens von einer Reliefauffassung
nur dann sprechen, wenn es sich um die Herausbildung solcher »Parallelflächen«
handelt, und im engeren Sinne nur, wenn die (charakteristische) Verkürzung zur
Zeitdarstellung verwandt wird. — Beides ist beim Drama zweifellos der Fall.

Schon R. weist auf die Bedeutung der zeitlichen Verkürzung im Drama hin.
Und nicht nur der Anfangs- und Endpunkt des Ganzen — die er hervorhebt —,
sondern vor allem die einzelnen Akte selbst stellen solche gleichsam zu einer Fläche
ausgebildeten einzelnen Zeitpunkte dar; und diese gliedern sich ihrerseits weiter
zu — wenn auch weniger ausgeprägten — »Parallelflächen«, nämlich in den ein-
zelnen Szenen.

Mit der Zahl, der Ausgeprägtheit und der sonstigen Art dieser Gliederungen und
mit dem Grade der Verkürzungen variiert naturgemäß die »Plastik« und weiterhin
der ganze »Stil« der Zeitdarstellung. — Und so ergibt sich das fundamentale Pro-
blem, in welcher Beziehung die Raumdarstellung und ihr Stil zu dieser Zeitdarstel-
lung bei einem Bühnenwerk steht und zu stehen hat.

2-) (Zu S. 378.) So sagt beispielsweise auch Dessoir a. a. O. S. 344: »Das Drama
ist in sich selbst so fertig wie das Gedicht, und es kommt (in der Aufführung)
etwas verhältnismäßig Selbständiges hinzu, wie mit der Komposition etwas Neues
sich dem lyrischen Gebilde anschließt.« Allerdings sind diese Sätze an jener Stelle
zunächst im Hinblick auf die relativ selbständige Tätigkeit des Schauspielers gesagt,
die nicht bloß ausführend wie die des reproduzierenden Musikers oder gar wie ein
»ausführender Mechanismus« sei, sondern ergänzend eingreifen und selbst gestalten
müsse. Aber überdies ist es gesagt im Hinblick auf den »notwendigen Gegensatz«,
in dem das Theater zum Dichter stände.

23) (Zu S. 386.) So sagt auch Paul Ernst ausdrücklich (a. a. O. S. 127, »Merope«):
»was wir Tragödie nennen, ist eine Form des Schauspiels, nämlich seine höchste;
deshalb sind alle Erfordernisse des Schauspiels nötig für die Tragödie, außerdem
aber noch etwas anderes, besonderes«. Und im Hinblick auf dies »Besondere«
sagt er S. 129, daß »die Tragödie, die sich heute bei uns herausbildet«, »ein Werk
gottloser Frömmigkeit oder ,\Veltanschauungsdichtung'« sei.

24) (Zu S. 391.) P. Behrens a. a. O. S. 18: »Der Übergang zur Bühne, der bisher
durch das Orchester und die Rampe vom Raum der Zuschauer abgeschnitten war,
soll jetzt durch eine ansteigende Terrasse vermittelt werden. Wir wollen nicht uns
trennen von unserer Kunst.«
 
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