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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 6.1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.3675#0638
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BESPRECHUNGEN. 625

Oskar Münsterberg, Japans Kunst. Mit 161 Textabbildungen und 8 Tafeln
in Farbendruck. Georg Westermann, Braunschweig, 19.08. 8". 104 S.

Der Verfasser gibt in diesem Buche einen kurzen Abriß aus seiner dreibän-
digen »Japanischen Kunstgeschichte«, die im gleichen Verlage erschienen ist. »Wäh-
rend ich dort die Kapitel nach den einzelnen Techniken geordnet und innerhalb
einer jeden die historische Entwicklung gezeigt habe, versuche ich hier in zusam-
menfassender Darstellung einzelne Epochen zu schildern. Der begrenzte Umfang
gestattet nur, mit flüchtigen Strichen die verschiedenen Stile zu skizzieren.« Diese
Absicht des Verfassers hätte sich besser erreichen lassen, wenn eine zusammen-
fassende und zusammenhängende Darstellung vom Geiste der japanischen Kunst,
ihrer Entwicklung und ihrer Bedeutung als national bedingter und heute international
verbreiteter Kunst vorausgeschickt, und alles Tatsächliche an Namen, Daten und
einzelnen Gegenständen katalogartig in einem Anhang zusammengestellt worden wäre.
So ist der Leser gezwungen, von Periode zu Periode, zwischen Malerei, Architektur,
Skulptur, Lacken und Porzellanen und zwischen Künstlernamen und Personen der
Zeitgeschichte hin und her zu springen, so daß ihm schließlich nur das Bewußtsein
bleibt, daß es hier sehr viel zu lernen gibt. Aber ein rechtes Bild der Entwicklung
bekommt er nicht. Außerdem hat der Referent den Eindruck, daß mit wenigen
und spezifisch europäischen ästhetischen Begriffen hier das Wesen einer Kunst erfaßt
werden soll, deren eigentliches Geheimnis doch erst jenseits dieser Begriffe be-
ginnt und deren Fremdheit auch der Absicht des Verfassers spottet, sie weiteren
Kreisen mehr als äußerlich nahe zu bringen.

Berlin-Steglitz. Richard Hamann.

Konkurrenzen der deutschen Gesellschaft für christliche Kunst II.
München, Verlag der Gesellschaft für christliche Kunst.

Diese Veröffentlichungen der bei Preisausschreiben eingegangenen und als
beste Lösungen anerkannten Entwürfe verdienen im weitesten Kreise Interesse und
Beachtung, da sie geeignet sind, das Gefühl dafür zu erwecken, daß Denkmäler
der Skulptur oder Architektur, der Malerei oder Illustration eine öffentliche Ange-
legenheit sind, an der sich jeder aus dem engeren oder weiteren Heimatkreise be-
teiligt fühlen muß. Auch das Verantwortlichkeitsgefühl der Juroren muß gestärkt
werden, wenn ihre Tätigkeit sich gleichsam unter den Augen der Öffentlichkeit
vollzieht. Bei den drei im II. Heft veröffentlichten Preisausschreiben für ein Grab-
denkmal des Erzbischofs Dr. Joseph von Schock im Dom zu Bamberg, eine katho-
lische Kirche in Neuwetzendorf bei Nürnberg und eine katholische Kirche mit Pfarr-
haus in Hamburg ist deutlich zu spüren, wie durch solche Preisausschreiben sich
eine fruchtbarere Kunstpolitik ergibt, als wenn solche Bauten amtlich von vorn-
herein festgelegt werden. Daß neben den »stilechten«, sich sklavisch an alte Formen
haftenden Entwürfen den Vorzug diejenigen verdienen, in denen sich modernes
Gefühl, originelle Konzeption mit Anpassung an das Milieu des Denkmals und die
Tradition der Kunst der betreffenden Landschaft glücklich verbindet, ist von der
Jury offenbar anerkannt worden. Nur bei dem Entwurf für Hamburg scheint mir
die weniger glückliche Wahl darauf zurückzuführen, daß die Sachverständigenkom-
mission für diesen Bau im nördlichsten Norden Deutschlands wesentlich aus Süd-
deutschen sich zusammensetzte. Jedenfalls aber ist für den Ästhetiker wie für den
Historiker der Kunst aus diesen Heften interessantes Material zu entnehmen.

Berlin-Steglitz.

Richard Hamann.

Zeitsclir f Ästhetik u tilg. Kunstwissenschaft. VI. 40
 
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