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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 7.1912

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Deri, Max: Kunstpsychologische Untersuchungen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3592#0071
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KUNSTPSYCHOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN. 67

das Auge hin gefühlsvermittelnden, willkürlich hergestellten Dinge. Er
umfaßt alles künstlich Gefühlsvermittelnde für den Augensinn: dieses
Kennzeichen, das Wirken auf das Auge, ist der Einteilungsgrund, der
die Gruppe zusammenhält. Die übliche Einteilung in Malerei, Plastik,
Architektur, sowie dann die Unterteilung in Bild, Zeichnung, Radierung,
Holzschnitt usw. mußte für die vorliegende Untersuchung fast völlig
in den Hintergrund treten. Denn sie hält sich an Äußerlichkeiten, die
vor dem Wesentlicheren der Reihung vom naturkopierenden, naturalisti-
schen Kunstwerk über die mit Gefühlssymbolen durchdrängten Kunst-
werke zu jenen, die fast ausschließlich aus Gefühlssymbolen bestehen,
zurücktreten mußten. Ob Bild oder Photographie, Zeichnung oder
Druck, Vollplastik oder Relief gilt vor diesem Gesichtspunkte gleich,
soviel man auch im einzelnen noch Detailmäßiges über die Stellung
dieser verschiedenen Arten der Gattung »Augenkünste« zu den Grund-
fragen der vorliegenden Untersuchung konstatieren könnte. Derlei
Einzelfragen gehören aber nicht mehr in die psychologische Kunstlehre
oder Kunstpsychologie, die wie die Religionspsychologie oder die
Sprachpsychologie als ein Kapitel der Völkerpsychologie gefaßt werden
kann, sondern sie gehören in eine auf psychologischer Basis aufgebaute
Kunstgeschichte, die, ein Mittelding zwischen der rein historisch-
philologischen Kunstgeschichte und der psychologischen Kunstlehre,
die Aufgabe hätte, die zeitgemäß, volklich, individuell, oder auch tech-
nisch, zweckhaft oder materialgerecht bedingten Einzelheiten festzu-
legen.

(Schluß folgt.)
 
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