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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 7.1912

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Marcus, Hugo: Zur Ästhetik der Abstraktion
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https://doi.org/10.11588/diglit.3592#0134
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130 BEMERKUNGEN.

ohne die Fülle kleiner Anregungen, die das Unmittelbare gerade durch seinen
Merkmalsreichtum bietet.

Aus allem aber geht hervor: es ist zu guter Letzt mehr als Spiel und Bild, es
ist die Verdeutlichung einer gleichen inneren Struktur, wenn wir im einzelnen sagen:
die Ferne macht die Dinge schön und blaß wie Erinnerungen, wie Ideen, wie
Begriffe. Ideen und Begriffe, Dichtung und Kunst verfernen uns die Dinge. Die
Erinnerung waltet als Künstlerin, das Ideal dichtet, Begriffsbildung, Kunst, Erinne-
rung, Hoffnung und nicht zum wenigsten Dichtung idealisieren usw. usw.

Im Rahmen beider Gebiete, innerhalb der sinnlichen Abstraktion und innerhalb
der höher geistigen Perspektive, läßt sich nun noch zwischen zwei Gruppen
scheiden: nämlich zwischen unwillkürlich-unfreiwilligen, schon durch den seelischen
Habitus selbst als notwendig bedingten Detailtilgungen; hierher gehören sinnlicher-
seits perspektivische Ferne und Dämmerung, geistigerseits Idee, Erinnerung und
Geschichte. Und zwischen freiwillig gewollten, ja bewußt geübten Detailtilgungen
wie Augenblinzeln und Schattenriß im Bezirk der Sinnlichkeit und von höher geistigen
Funktionen Begriffsbildung, Kunst und Dichtung.
 
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