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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 7.1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.3592#0160
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156 BESPRECHUNGEN.

Dramatiker und die Synthese beider Elemente in der ganzen innigen und wuchtigen
Kraft des reifen Künstlers sind überzeugend dargestellt, und auch auf seine schlichte
menschliche Größe fallen bedeutsame Schlaglichter. Die reichlichen Abbildungen
vermitteln auch unbekanntere Werke.

Weniger geschlossen und überzeugend ist die Darstellung, die Cezanne zuteil
wird. Meier-Oraefes besondere Gabe, Widerspruch zu erregen, zeigt sich auch in
dieser Analyse, die, wie es scheint, eine latente Verteidigungsschrift ist, — was
unbeschadet des starken Anklangs, den Cezanne in der jüngeren Malergeneration
gefunden, nicht überflüssig ist, gerade weil im allgemeinen nur das Äußerlichste
von ihm nachgeahmt wird. Aber eine Analyse, die Cezanne bald auf die Formel
des primitiven Gotikers bringt, bald als Vertreter des Barock — eines »Barock von
gehauchten Flecken« — anspricht, trägt nicht unbedingt zur Klärung seines Ver-
ständnisses bei. Eher noch die Auffassung, die ihn im Grunde als Mystiker nimmt,
— wobei man sich allerdings Gewalt antun muß, die trockene Härte des nüch-
ternen Realisten Cezanne zu vergessen. Immerhin, die »auf das Äußerste reduzierte
Formel für malerische Werte der Natur«, die Meier-Graefe als seine artistische
Signatur bezeichnet, gibt eine Art Generalnenner für diese scheinbar widerspruchs-
vollen Seiten seines Wesens. Meier-Graefe teilt mit, daß er höchst widerwillig
nur sich zur Beigabe von Reproduktionen entschlossen habe. Das ist bei der
Schwierigkeit, die malerische Form Cezannes zu übersetzen, durchaus verständlich
und muß jedenfalls im Auge behalten werden.

Berlin. Lenore Ripke-Kühn.

Käte Friedemann, Die Rolle des Erzählers in der Epik. H. Hassels Ver-
lag in Leipzig, 1910. 8°. X und 245 S. (Untersuchungen zur neueren Sprach-
und Literaturgeschichte, herausgeg. von O. F. Walzel, N. F. VII.)
Ein Hauptteil aus diesem Buch ist zuerst in unserer Zeitschrift (III, 512—561)
veröffentlicht worden und unseren Lesern bekannt. Es genügt daher, zu bemerken,
daß ein längerer Abschnitt über den »Blickpunkt des Erzählers« vorausgeschickt
wird und daß auch gegen das Ende hin neue Kapitel eingefügt sind; an der Hal-
tung des Ganzen ist Wesentliches nicht geändert worden. .

Berlin. Max Dessoir.
 
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