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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 7.1912

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Mies, Paul: Über die Tonmalerei, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3592#0430
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426 PAUL MIES.

tonmalerische Darstellung des Vogelgesanges gar nicht so weit, sie
begnügt sich mit Trillern und Figuren, wie sie oben in den ersten
Takten des Couperinschen Beispieles auftreten, bei denen die Bemer-
kung »accens plaintifs«. steht. Diese Art der Darstellung wird beson-
ders da angewendet, wo durch einen Text schon auf die Nachahmung
hingewiesen und das Verstehen der Tonmalerei erleichtert oder gar
erst ermöglicht wird. Hier möchten wir anführen die Begleitung zu
einem Ballet aus Qlucks »Armide« mit dem Text »Liebe singt, froh
entzückt, Philomele durch den Hain bei Aurorens und Hesperus' Licht«,
dann die Arie »Che puro cid« aus Glucks »Orpheus« mit dem Text:

»Quel nouveau ciel pare ces lieux?
Un jour plus doux s'offre ä nies yeux.
Quels sons harmonieux!
J'entends retenir ce bocage
Du ramage des oiseaux
Du murmure des ruisseaux
Et des soupirs de zephire,

dann das Lied »Nachtigall« von J. Brahms (Op. Q7, I). Als Beispiel
geben wir den ersten Takt der Arie aus Orpheus; die folgenden sind
analog; die Vorschläge der rechten Hand imitieren die Vogellaute.

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Auch Haydn bemüht sich in der Arie der Schöpfung »Auf starkem
Fittiche schwingt sich der Adler stolz« nicht, die Vogelstimmen mög-
lichst genau wiederzugeben; er teilt jedem Vogel ein Instrument zu,
so der Lerche die Klarinette, der Nachtigall die Flöte und dem girren-
den Taubenpaar die Streicher und das Fagott. Interessant zu sehen
ist, daß Dvofäck in seiner symphonischen Dichtung »Die Waldtaube«
das Gurren der Taube auf ganz ähnliche Weise mit allerdings viel
reicheren Mitteln darzustellen sucht1).

') KI. Pr. M. S. 393 ff.
 
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