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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 7.1912

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Mies, Paul: Über die Tonmalerei, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3592#0434
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430

PAUL MIES.

Dittersdorf versuchte auch, das Quaken der Frösche in Musik zu
setzen; aber diese Darstellung1), ebenso wie die von Greg. Werner2)
(1695—1768) muß als verfehlt bezeichnet werden. Die Versuche der
Übertragung von Tierstimmen in die Musik sind nicht sehr zahl-
reich, eine Bemerkung, die mit dafür zeugt, daß derartige Übertra-
gungen schwierig und unerkennbar sind. Erwähnen möchten wir
noch: die Darstellung des Muhens der Kuh in Schuberts Heimweh
(Op. 79, I) und des Brummens des Bären in R. Wagners Siegfried,
dann das Brüllen des Löwen bei Haydn, Mozart (1756—91) und
O. Benda (1722—95). Während Haydn sich mit einem tiefen Triller
im Fortissimo begnügt, scheint besonders die Darstellung Bendas
überlegt zu sein; Mozart ist zu seiner Stelle in dem Jugendwerke:
»Zaide« wahrscheinlich durch Benda inspiriert worden. Die Takte
aus Bendas Melodram »Ariadne« teilen wir hier mit; denn sie müssen
ihrer Zeit erstaunlich vorgekommen sein. So schreibt Engel in dem
anfangs besprochenen Brief3): Das Wort Brüllen hat bereits etwas
Malerisches; der Bendasche Ausdruck in der »Ariadne« ist die voll-
ständige Malerei des Brüllens.

18.

i

Der Löwe brüllt

I I I

U----pf----/;----f— -p------------

I I I I

4-W

I I I

m

r—p-

I 1 T. J

Im Rezitativ versucht der Komponist den Rhythmus und auch bis
zu einem gewissen Grade den Tonfall der gehobenen Rede als Grund-
lage der Tonfolge zu nehmen. Die tonmalerische Verwendung der
Musik wird nun dazu dienen können, Laute, die besonderen Gefühls-
zuständen des Menschen entsprechen, darzustellen, so das Lachen,
Seufzen, Weinen. In Liedern und Gedichten spielen gerade solche
außergewöhnlichen Zustände eine Hauptrolle, und dementsprechend ist
dann auch diese Art der Tonmalerei von jeher geübt worden. So
weist Ambros4) auf eine Villanelle Willaerts (1490—1562) hin, in der
am Schlüsse die vier Singstimmen »das herzlichste Lachen naturgetreu
nachahmen«. Betrachtet man die Darstellung des Lachens in der
Musik genauer, so findet man zwei ganz verschiedenartige tonmale-

») Kl. Pr. M. S. 95.

2) KI. Pr. M. S. 66.

•) J. J. Engel, a. a. O. S. 137.

') A. III, S. 528.
 
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