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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 7.1912

DOI Artikel:
Mies, Paul: Über die Tonmalerei, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3592#0436
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432

PAUL MIES.

lachen, ha, ha«, und in Webers Freischütz der erste Chor, wo Sopran
und Alt auf den Tönen a und g fortwährend den Ausruf »he, he«
wiederholen, Tenor und Baß auf die Worte: »wird er frag' ich, gleich
zieh er den Hut, Mosje« das musikalische Gerüst dazu liefern. Eine
ähnliche Stelle findet sich schon in der Oper »le disgrazle d'Amore«
(1667) von M. A. Cesti; am Schlüsse einer Arie des Volcan schreibt
Cesti folgende Takte1): ,

22.

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e—»-I-s-^Ci-»—o—a-—»-Ce-*-^-—-F"=CZI

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oh! che ri - de - re

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Die beiden Takte der Begleitung werden fortwährend
wiederholt. .

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Am weitesten in der Nachahmung, ja schon aus dem Gebiete der
Musik heraus, ist Monteverdi (1567—1643) in seiner Oper »// Ritorno
d'Ulisse« gegangen, der dem Sänger vorschreibt, am Schlüsse über
einen Triller hinweg in wirkliches Lachen überzugehen. Wir geben
die Stelle nach Ambros2):
23.

-----S-T-»-S-»- '—IS

-a-P-e-P--

3=t=H-

zszi

a-ß-0-

-*--'

±±E3

chi ri

da, ri

da, ri

da, ri

trillo (qui cade in riso naturale)

Wie die Heiterkeit das Lachen, so entlocken Schmerz und Trauer
uns Seufzen und Weinen. Handelt es sich um die Komposition eines
Textes, in dem Seufzen und Klagen von der Trauer des Menschen
Kunde geben, dann geht die tonmalerische Behandlung von der Be-
merkung aus, daß im Zustande großen Schmerzes der Mensch die
Worte nur silbenweise und stotternd hervorbringen kann, sodann daß
der Ton kraftlos immer um ein Weniges herabsinkt: Das stoßweise

') Publ. Bd. XII, S. 181 (R: Eitner).
s) A. IV, S. 614.
 
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