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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 7.1912

DOI Artikel:
Mies, Paul: Über die Tonmalerei, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3592#0440
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436

PAUL MIES.

28. Rubinstein. Moderato assai.
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Strauß.

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Das oben angeführte Thema von Hobrecht könnte schon eine
musikalische Darstellung des Weinens sein. Die Tonmalerei nimmt
nämlich allgemein bei der Übertragung des Weinens ihren Ausgang
von dem chromatischen Auf und Nieder der Töne, wobei meist, um
einen größeren Anschluß an die Wirklichkeit zu erreichen, die Ton-
folge nur auf eine Silbe gesungen wird; dadurch wird das Ineinander-
ziehen und Unbestimmte der Laute, die wir beim Weinen von uns
geben, wenigstens in etwa nachgemacht. Zwischen diese chroma-
tischen Fortschritte mischt sich dann zuweilen ein etwas größerer
Sprung, der dem Aufschluchzen des Weinenden entspricht. Als Bei-
spiel eines derart gebildeten Themas führen wir eine Stelle aus der
Oper »Alcione« von Marin Marais (1650—1718), dem Nachfolger
Lullys, an, die wir Reißmann x) entnehmen.

29.

1

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Etvoircou-ler — mes pleurs.

Hierhin gehört auch die bekannte Stelle aus J. S. Bachs Matthäus-
Passion: »Und ging hinaus und weinte bitterlich«. Beteiligen sich
mehrere Stimmen an der Tonmalerei, so lassen die Komponisten meist
die Stimmen in Terzen und Sexten parallel gehen; tritt eine Begleitung
hinzu, so gehen auch in ihr die einzelnen Stimmen möglichst chro-
matisch und dem Hauptthema ähnlich. Wir geben für das Erste ein
Beispiel aus J. Handls (1550—91) Opus musicum II. Teil, Nr. LXXVII2);

') Rei. A. G. d. M. III, S. 14. Nb. S. 5.

2) D. d. T. i. Ö. XII \ S. 44 (E. Bezecny u. J. Mantuani).
 
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