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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 23.1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.14175#0212
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BESPRECHUNGEN.

hängen untereinander eng zusammen; in welcher Weise dieses der Fall ist und sein
kann trotz der wesenhaften Verschiedenheit von Seelenleben und sinnvollen Gebilden,
darauf ist der Verfasser nicht eingegangen. Beide Gedanken sind natürlich durch-
aus richtig. Was man gegen Levy-Bruhl in dieser Beziehung vorgebracht hat, be-
zieht sich zum Teil auf Einzelheiten, zum Teil richtet es sich (wie der Kampf gegen
die Lehre vom prälogischen Denken) mehr gegen die Art der Formulierung als die
tatsächliche Meinung des Verfassers.

Berlin. Alfred Vierkaudt.

Walter Frost: Hegels Ästhetik. Die bedeutendste Kunst-
philosophie der neueren Zeit in ihrer Beziehung zum mo-
dernen Menschen. München, Ernst Reinhardt, 1928, 121 S.
Eine Schrift über Hegels Ästhetik ist vor aller Würdigung der Eiuzelleistung
besonders verdienstvoll, weil sie die Bemühungen der gegenwärtigen Hegelforschung
nach einer Seite hin erweitert, die noch nicht die notwendige und bedeutungsmäßige
Beachtung gefunden hat. Das ist um so auffallender, als die stärksten Forschungs-
interessen der Geschichtsphilosophie zugewandt sind und die Ästhetik, wenigstens
in ihrem originalsten Teile, als eine Philosophie der Kunstgeschichte angesehen
wird. Die vorliegende Schrift geht von der gleichen Wertschätzung und Auffassung
der Ästhetik aus und macht diesen Teil, der die historische Entwicklung der Kunst-
formen behandelt, zum Hauptgegenstand der Untersuchung.

Dem Verf. kommt es darauf an, durch Beibringung vieler Einzelheiten und
charakteristischer Beispiele aus Hegels „Vorlesungen über die Ästhetik" dessen
Meinung deutlich herauszuarbeiten. Am Ende der Schrift sagt er: „Niemand wird
sich dem Eindruck des Reichtums entziehen, den die Hegeische Ästhetik bietet. Wir
haben auch mit voller Absichtlichkeit diesen Reichtum in unserer kleinen Arbeit
hervortreten lassen." (S. 120.) Das Referat hat nicht die Absicht, diese Einzelheiten
kritisch zu besprechen, sondern es soll kurz der Aufbau und Gang der Untersuchung
und die Art der Problembehandlung gezeigt werden.

Die Darstellung zerfällt in drei Abschnitte: Erstens werden die allgemeinen
philosophischen Voraussetzungen erörtert, zweitens wird ein Überblick über die
Entwicklungsstufen der Kunstformen gegeben, und drittens werden in einem An-
hang einige Probleme aus den systematischen Teilen der Ästhetik besprochen.

1. Die Ausführungen des ersten Teiles beginnen mit einer Klärung der meta-
physischen Grundbegriffe (z. B. das Absolute und das Individuum; die
Entwicklung des Absoluten). Nach seiner allgemeinen Absicht gibt der Verf. durch
konkrete Einzelbeispiele ein Bild von Hegels Auffassung, führt aber keine ge-
schlossenen abstrakten Deduktionen durch. Er erläutert z. B. den dialektischen Ent-
wicklungsprozeß an dem Übergang von der klassischen zur romantischen Kunst-
form, am „metaphysischen Weltschritt vom Klassischen zum Romantischen". In
einem zweiten Kapitel wird der aus der Metaphysik folgende „Sinn der Ästhe-
t i k" und ihr „D a s e i n s r e c h t" abgeleitet, und in einem dritten Kapitel wird
die Methode Hegels bestimmt: Neben der Dialektik erscheint dem Verf. die
Scheidung der konkreten Begriffe von den abstrakten als besonders wertvoll für die
Ästhetik, deren Aufgabe es ist, den konkreten Ideengehalt der Kunstwelt adäquat
zu erfassen.

2. Der zweite Abschnitt der Untersuchung ist die Darstellung der Ä s t h e -
t i k. Wie schon gesagt, wird von den drei großen Teilen von Hegels Vorlesungen
 
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