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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 24.1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.14171#0108
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92

BESPRECHUNGEN.

schränkung „soweit dies überhaupt möglich ist"), führt der Verfasser in raschem
Gang die hauptsächlichsten bisherigen Lösungsversuche vor (S. 13—37; 62—68,
78 f., 89, 90 f.), unterwirft sie der Kritik, die Stellen besonders anmerkend, die
auf dem Wege der Lösung in seinem Sinne lagen (S. 15, 30, 61, 79, 80, 81, 83).

In methodischer Hinsicht betont der Verfasser: die philologische Methode
(allein) kann nicht zum Ziele führen (S. 11, 64 f., 90). Denn die antiken Schrift-
steller, vorab Plinius, Vitruv, Dioskurides, konnten wohl „in großen Zügen" über
die Techniken der Malerei berichten (S. 11) — und sie taten es mit einer „stau-
nenswerten Schärfe des Ausdrucks" (S. 10) —, doch waren sie nicht derart ein-
geweiht (S. 9, 11), „daß sie ... die Art der einzelnen Technik so schildern konnten,
daß man auf Grund der Schilderung wirklich hätte malen können" (S. 9. S. 10 Be-
lege aus Vitruv und S. 9 [3] Urteil Bergers über Vitruv als Quelle für Fragen
der Maltechnik). In den literarischen Quellen, deren Text zudem nicht überall ge-
sichert ist (S. 9, 62, 90), darf deshalb nicht, wie es von der Renaissance an üblich
war (z.v. S. 9, 11), die letzte Antwort für technische Fragen gesucht werden.
Wichtig noch zu bemerken, daß der Verfasser die literarische Überlieferung nicht
einfach beiseite schiebt. Er fordert, innerhalb der gezogenen Grenzen, im Sinne der
philologischen Methode den engsten Anschluß an den Text (S. 10, 11, 22, 85), „ohne
an demselben herumzudeuten".

Aber als Hauptweg zur Lösung von Fragen der Technik betrachtet der Ver-
fasser den technischen Weg (S. 93): „Den Weg des Experimentes im Großen und
des Vergleiches der erzielten Resultate mit den noch erhaltenen Überresten antiker
Malerei in bezug auf Qualität" (S. 11, 95). Bei Fragen der Technik, betont der
Verfasser, der ausübender Künstler ist, liegt die eigentliche Lösung in maltechni-
schen Kunstgriffen (S. 95, 67), die hinwiederum nicht bei Versuchen im Kleinen
zutage treten (S. 85), sondern nur bei solchen im Großen, denen ein langes tech-
nisches Studium zugrunde liegen muß (S. 95).

Dazu kommt noch die Berücksichtigung und Verwertung der neuesten chemi-
schen (Eibner) und mikrochemischen (Raehlmann) Forschungen, die wesentlich dazu
beigetragen haben, „die letzten Feinheiten und Kunstgriffe" der antiken Malerei
aufzudecken (S. 61). Das Ergebnis: Die fragliche Technik der antiken Wand-
malerei (d. h. der pompejanischen) war wie schon Mengs, „ein vorzüglicher Tech-
niker auf allen Malgebieten" S. 13), Wiegmann (S. 14), vor allem aber Donner von
Richter, Kunsthistoriker und Künstler, und mit ihm die Wissenschaft seiner Zeit
(S. 15, 19), und Keim (S. 11, 19) behauptet hatten, Freskotechnik, nicht wie Ber-
ger, der Gegner der Freskotechnik (S. 16), meinte, Malerei auf Stuccolustrogrund
(S. 18, 19, 22) mit organischem Bindemittel (Leim, Tempera usw. S. 20, 18) und
mit Wachsüberzug (Ganosis S. 19, 22).

Im einzelnen: Das Vorhandensein organischer Bestandteile, die bei ihrer Ent-
deckung durch Eibner (S. 20), vor allem durch Raehlmann (S. 20) endgültig die
Freskotheorie zu widerlegen schienen (S. 22), ist nicht chemisch zu erklären, son-
dern rein technisch (S. 21), d. h. aus dem Bindemittel für die z. B. aus zerriebenen
Halbedelsteinen gewonnenen Farben sowie aus dem mit organischen Bestandteilen
durchsetzten Wasser, in dem die Pinsel gewaschen wurden (S. 21). Der Schimmer
der antiken Fresken, von Cornelius (S. 15, 22), Donner von Richter, auch von
Furtwängler (S. 22) als Charakteristikum erkannt, stammt nicht vom punischen
Wachs (S. 20), auf das Berger seine Theorie aufbaute. Wachs ist chemisch nicht
nachzuweisen (S. 22) bei Innen-Wandmalereien. (Bei Bemalung von Architektur-
teilen, Grabstelen u. a. handelt es sich um etwas anderes). Das punische Wachs ist
zudem keine Emulsion oder Verseifung wie Berger im Anschluß an die Literatur
 
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