Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 24.1930

DOI Artikel:
Vogel, Hans: Zur Methode der Geschichte des Kunstgewerbes
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14171#0154
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
138

BEMERKUNGEN.

Wechselspiel allgemeiner handwerklich formender Kräfte, die bald in diesem, bald
in jenem Zweige ihren vollkommensten Ausdruck rinden.

Es mag aber dieser kurzen Anregung noch hinzugefügt werden, daß die wissen-
schaftlich-historische Behandlung des Kunstgewerbes mit solcher Verlegung des
Schwerpunktes von der Gemeinsamkeit der stilistischen Entwicklung auf die Ver-
schiedenartigkeit des bloßen „Daseins" der Teilgebiete einen Schritt tut, den die
kunstgewerbliche Praxis längst gegangen ist. Denn die „Einzelgebiete" sind nichts
anderes, als bestimmte Materialien mit bestimmten zu ihnen gehörigen Techniken
(Gattungsbezeichnungen wie Schmiedeeisen, Glasbläserei, Bronceguß u. s. f. bringen
das deutlich zum Ausdruck). Daß nun „Material und Technik" die einzigen ur-
sprünglichen Gegebenheiten handwerklichen Schaffens sind, der Stil aber nur etwas
Sekundäres, als Endprodukt möglicherweise Hinzukommendes, hat die neuere
kunstgewerbliche Praxis längst erkannt. Die Wissenschaft aber ist noch immer in
jener Überbewertung des „Stils" befangen, die sie von dem alle erdenklichen Stile
rezipierenden 19. Jahrhundert übernommen hat. Will sie aber ebenfalls dem Mate-
rial und der Technik einen wichtigeren Platz einräumen, so kann sie es nur, indem
sie das Dasein der Einzelgebiete (als der Träger von Material und Technik) und ihr
bewegungsreiches Neben-, Nach- und Gegeneinander als geistesgeschichtliches Phä-
nomen erfaßt und zur Darstellung bringt.
 
Annotationen