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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 24.1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.14171#0206
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BESPRECHUNGEN.

kannte runde Komposition mit dem Eber als Mittelpunkt. Im Gegensatz zu Löwy
scheint mir aber, daß das melische Tonrelief aus dem 5. Jahrhundert, der Zeit
Polvgnots (Abb. 40), mit seiner so stimmungsvollen und einfachen Darstellung dem
polygnotischen Geist viel näher steht, als die in Bewegung und Lichtführung auf-
geregte Komposition am Grabdenkmal von Saint Remy (Abb. 46) aus dem 1. Jahr-
hundert v. Chr. Es stellt diese vielmehr den Endpunkt der Entwicklung dar, die
ganz entsprechend der Gesamtentwicklung der griechischen Kunst das ursprünglich
so einfache Motiv allmählich formal vervollkommnet und räumlich vertieft hat.
Der erste künstlerische Gedanke mag Polygnot gebühren. Die Ausgestaltung aber
wird in jeder Periode anders, allmählich flüssiger, formal reicher, und dabei gei-
stig weniger tief.

Ganz abzuweisen scheint mir der Gedanke, daß Polygnot bei dem Entwurf der
Parthenongiebel mitgewirkt hat (S. 60). Als Phidias — wie ich immer noch glaube
— diesen letzten und künstlerisch bedeutendsten Schmuck des Tempels der Stadt-
göttin schuf, war Polygnot sicher schon tot. Wenn sie „in Gedanken und Form
Polygnot in seiner Vollendung" zeigen, so nur in dem Sinn, daß Phidias poly-
gnotische Gedanken weitergedacht und in noch höhere künstlerische Formen gebracht
hat. Dasselbe gilt für die drei am Schluß behandelten Dreifiguren-Reliefs: Medea
und die Peliaden; Theseus, Herakles und Peirithoos; Orpheus, Eurydike, Hermes
(Abb. 97—100). Sie sind echt phidiasisch im Stil des Parthenon-Frieses. Wenn
Löwy in ihnen Kopien nach Gemälden Polygnots sehen will, so hat er insofern
recht, als das griechische Relief der Malerei näher steht als der Plastik. Aber
Phidias ist in seiner Jugend selbst Maler gewesen. „Edelster Inhalt in edelster
Form" gehört also in diesem Fall nicht Polygnot sondern Phidias. Nur insofern
als Polygnot zuerst in Form und Inhalt die Richtung eingeschlagen hat, die Phidias
zur Vollkommnung gebracht hat, kann man auch in diesen phidiasischen Werken
von polygnotischem Geist, polygnotischem Ethos und Pathos sprechen.

Gießen. Margarete Bieber.

Vierter Kongreß für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft

in Hamburg vom 7.-9. Oktober 1930.

Der Vorstand der Gesellschaft für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft
hat als Tagungsort des vierten Kongresses Hamburg und als Zeit die Tage vom
7. bis 9. Oktober 1930 gewählt. Alle Anfragen und Anmeldungen sind zu richten
an den Schriftführer des Kongresses, Privatdozenten Dr. Hermann N o a c k ,
Hamburg 13, Bornplatz 1/3, Philosophisches Seminar der
Universität.

Der Teilnehmerbeitrag für die Mitglieder der Gesellschaft beträgt 8.— RM,
für ihre Angehörigen 5.— RM. Die übrigen Teilnehmer zahlen 12.— RM für die
Hauptkarte, 8.— RM für die Nebenkarte. Studierende erhalten Karten zu 3 — RM.
Einzelkarten für besondere Tage oder Vorträge werden nicht ausgegeben.

Die Anmeldungen sind möglichst bald an die Anschrift des Schriftführers zu
richten. Gleichzeitig mit der Anmeldung ist die Einzahlung der Teilnehmerbeiträge
an die Dresdner Bank in Hamburg (Depositenkasse Winterhude, Konto Ästhetischer
Kongreß, Sparbuch Nr. 204) zu bewirken. Zahlungen an den Vorsitzenden oder
Schriftführer können nicht angenommen werden.

Die Vorträge werden nicht länger als 40 Minuten dauern und pünktlich begin-
nen. Die Aussprache über die Vorträge jedes Tages rindet nachmittags statt; der
jeweilige Verhandlungsleiter nimmt die Meldungen dazu vorher entgegen.
 
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