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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 24.1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.14171#0344
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328

BESPRECHUNGEN.

seine großen Schöpfungen, vom „Caspar Hauser" an, durchziehen sollte. (Vergl.
darüber meine Ausführungen „Zur Typenlehre des Epikers" im XXIII. Band,
S. 136 ff. dieser Zeitschrift.)

Frankfurt a. M. Ernst Kohii-Bramstedt.

Schriften zum Film.

B a 1 ä z s , Bela, Der sichtbare Mensch. Eine Filmdramaturgie. 2. Aufl. Halle
(Saale). Wilh. Knapp, o. J. 165 S., 4".

P u d o w k i n , Wladimir, Filmregie und Filmmanuskript. Berlin, Vlg. d. „Licht-
bühne" 1928, 251 S., 8°.

Bagier, Guido, Der kommende Film. Stuttgart, Deutsche Verlagsanstalt. 1928.
94 S. 119 Tafeln. 4».

Moholy-Nagy, L., Malerei, Photographie, Film. 2. veränderte Aufl. Bauhaus-
bücher Bd. 8. München, Alb. Langen. 1927. 140 S. 100 Abb. 4».

Renger-Patzsch, Albert, Die Welt ist schön. 100 photographische Aufnah-
men. Hrsg. u. eingel. v. Carl Georg Heise. München, Kurt Wolff (1928). 21 und
100 S. 2».

Richter, Hans, Filmgegner von heute — Filmfreunde von morgen. Berlin, Herrn.

Reckendorf. 1929. 125 S. Mit vielen Abb. 4».
Graf, Werner, Es kommt der neue Photograph! Berlin, Herrn. Reckendorf. 1929.
126 S. Mit vielen Abbildungen. 4».

Die Zeit ist vorüber, in der der Film als modische Neuheit von den einen über-
mäßig verhimmelt und als Ablösung aller bisherigen Kunst gefeiert, von den ande-
ren in Grund und Boden verdammt und als Tod jeder Kunst verachtet wurde. Ruhige
Überlegung und Besinnung auf seine eigentlichen Mittel beginnt sich Bahn zu
brechen in einem Augenblick, wo der Film in nunmehr fast 30jähriger Entwick-
lung seine technischen Kinderkrankheiten durchlaufen hat und in seiner weiteren
Entfaltung von einem neuen Phänomen, dem Tonfilm, bedroht wird.

Die frühe, gewiß nicht spärliche Literatur über Filmdinge nimmt ihre Ge-
sichtspunkte entweder vom Technischen und bleibt im Gestrüpp der Einzelfragen
hängen, oder sie bespricht die Möglichkeiten des Filmgeschäfts und seiner Be-
ziehungen zum Publikumsgeschmack, oder sie verbreitet sich über allgemeine und
verwässerte Kulturanschauungen mit moralischem Einschlag.

Eine Ausnahme bildete fast einzig das ausgezeichnete Buch von Urban Gad,
„Der Film, seine Mittel — seine Ziele". Schon 1922 erschienen, ist es gewiß in
vielen Einzelheiten überholt, aber überzeugend in seiner Tendenz zu zeigen „wie
die rein technischen Dinge durch die Filmdarstellung in den Dienst des Geistigen
gestellt werden können, so daß aus dem Zusammenwirken jene Mischung von Geist
und Technik entsteht, die Kunst ist oder ... sein kann". Der erste Versuch, die
künstlerischen Mittel des Films zu umreißen.

Mit größerem Nachdruck und auf weiteres Material gestützt, das die Ent-
faltung des Films in den letzten Jahren bot, ist dann Bela Baläzs dieser Frage
nachgegangen. Sein Buch ist als grundlegende Erkenntnis vom Wesen des Films
und seinen Gestaltungsmitteln anzusehen. Die Gebärde, die stumm und von jeder
verbalen Bedeutung entbunden ist, schafft elementaren Ausdruck, der den lesen-
den und wortereichen Menschen der modernen Zeiten schon fast zu entgleiten
schien. Darum ist das einzige immer abzuwandelnde Thema des Films, in einer
Physiognomik zu sprechen, die die Gesichter und die Dinge lebendig hervortreten
läßt. Darin ist der Film Kunst aus erster Hand, verschieden von bildender Kunst
 
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