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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 25.1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.14174#0075
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BESPRECHUNGEN.

öl

Werke über ästhetische und literaturgeschichtliche Probleme zur Wirkung in der
spanischen Welt gebracht. Die Leistung dieses ungewöhnlichen Mannes der
Wissenschaft, der zugleich Künstler war, versteht Artigas nachdrücklich zum Be-
wußtsein zu bringen. Die Persönlichkeit tritt dahinter zurück; von ihrer
inneren Entwicklung und der allmählichen Herausgestaltung der Ideen erfahren
wir wenig. Nur in seinem Werk redet Menendez y Pelayo hier zu uns. Dies ist
ein Vorzug des Buchs: es charakterisiert den Menendez y Pelayo zu den verschie-
denen Zeiten seines Lebens durch Wiedergabe von Dichtungen und zum Teil schwer
zugänglichen Stellen aus Briefen, Reden, Vorträgen, wissenschaftlichen Werken.
Wir erhalten eine ausgedehnte Schilderung vom allmählichen Aufbau und Ausbau
der Biblioteca Menendez y Pelayo (in Santander). Für die erstaunlich weite Wir-
kung eines Gelehrten, der weder Redner noch Politiker war, auf die nichtgelehrten
Schichten der spanisch redenden Nationen weiß der Verfasser zwei Gründe an-
zuführen. 1. Jeder Einzelwissenschaft, in der er sich betätigt, verleiht Menendez
y Pelayo ein ästhetisches Gewicht; er weist der Ästhetik eine Stellung im
Mittelpunkt der Wissenschaften an, und er vermag Werke reiner Gelehrsamkeit in
künstlerischer Schönheit zu gestalten. 2. Das Schaffen des Menendez y Pelayo ist
von national-spanischem Geist getragen und dient der Wiederbelebung spanischer
Kultur. In dem Hauptwerk des Menendez y Pelayo, der Historia de las ideas
esteticas, liegt der Schwerpunkt und enthüllt sich die Einheit und Harmonie seines
Schaffens. Das Werk ist gedacht als Einleitung zu einer Geschichte der spanischen
Literatur, die die Offenbarung der Idee der Schönheit in Zeit und Sprache dartun
sollte. Zur Ausführung seines Gesamtplanes ist Menendez y Pelayo nicht gekom-
men. Gedanklicher Entwurf und Verwirklichung im Einzelnen stehen überhaupt
bei ihm — so empfindet der deutsche Leser — in einem ähnlichen Verhältnis wie
bei Dilthey. Unverständige Beurteiler haben dem spanischen Gelehrten nachgesagt,
daß er viel begonnen und nichts vollendet habe. Wer tiefer sieht, wird darin nur
den geheimen Widerstreit verspüren zwischen der schöpferischen künstlerischen
Phantasie, die immer neue Ideen gebiert, unbesorgt um ihr weiteres Schicksal, und
zwischen dem wissenschaftlichen Drang, erst eine dieser Ideen am Erfahrungsstoff
heranwachsen zu sehen, ehe die nächste ins Leben gerufen und großgezogen wird.
— Daß Menendez y Pelayo seinen kühnen Plan an einer Fülle oft weit aus-
einanderliegender Punkte in Angriff genommen hat, zeigt die Bibliographie seiner
Werke, die Artigas dem Buche beigibt.

Berlin. Gertrud Jung.

Fischer, Kuno: Diotima. Die Idee des Schönen. Philosophische Briefe,
Reclams Universal-Bibliothek, Verlag von Philipp Reclam jun., Leipzig o. J.
(1928).

Diese Jugendschrift Kuno Fischers, die seit ihrem ersten Erscheinen im Jahre
1849 nicht mehr aufgelegt wurde, ist durch die Neuausgabe in Reclams Universal-
Bibliothek wieder zugänglich geworden. In dieser frühen Schrift, deren Lektüre
ungemein reizvoll ist, entfaltete Kuno Fischer bereits jene glänzende Begabung,
die ihm gestattete, die schwierigsten Gedankengänge in der lichtvollsten Weise zu
interpretieren. So konnte er in diesen philosophischen Briefen, die viel mehr ent-
halten als ihr Titel ankündigt, ausgehend von der ästhetischen Problemstellung des
deutschen Idealismus und der künstlerischen Situation des deutschen Klassizismus
in einer spannenden, letzte Tiefen und Schwierigkeiten allerdings geschickt um-
gehenden Darstellung ein ungemein anschauliches Bild entwerfen von der Entwick-
lung, die der philosophisch-ästhetische Gedanke im deutschen Idealismus genommen
 
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