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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 25.1931

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Luther, Friedrich: Ästhetische Werte des Films
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Koch, Josef: Zur Ästhetik des Thomas von Aquin
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https://doi.org/10.11588/diglit.14174#0280
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BEMERKUNGEN.

gebundenheit des Akustischen, sowie dramatisch oder von Stimmungsgehalt stark
erfüllte Situationen immer relativ reinere ästhetische Wirkungen.

Unter voller Parallele von Bild und Klang, und gleichfalls mit einem gewissen
ästhetischen Wirkungsübergewicht des Klangs, hat sich auch eine dem Zeichnungs-
film des stummen Films entsprechende Tonfilmkunstgattung entwickelt.Durch eine
bis ins Einzelne künstlerisch bestimmte Gestaltung von Bild und Klang werden
Werke geboten, bei deren Abrollung völlig vorbestimmte ästhetische Erlebniszüge
erreicht werden. Selbstverständlich lassen sich aber infolge der natürlichen Wider-
spruchshaftigkeit zwischen Bild und Klang nur dann künstlerische Einheitswir-
kungen erzielen, wenn ein diese Widerspruchshaftigkeit ästhetisch einbeziehender,
also ein grotesker Inhalt gewählt wird. Als echtes Kunstwerk dieser Art kann etwa
die „Mondschein-Sonate der Micky-Maus" angeführt werden, in der Tiererlebnisse
mit vermenschlichendem Witz erzählt werden; künstlerisch wirksam und bezeich-
nend für die Kunstgattung ist insbesondere die Liebesarie des Frosch-Tenors, in
der bei allem Zusammenstimmen von Bild und Klang doch der Hauptakzent der
Aufmerksamkeit auf den Klang und seine Bedeutung gelenkt wird. Vielleicht läßt
sich mit der künstlichen Stimme von Humphriß auch der Mensch zum Gegenstand
kunstwertiger Zeichnungstonfilme machen. Vielleicht können auch die früher unter-
nommenen Versuche in undinglichen Zeichnungsfilmen, die sich bisher nicht durch-
zusetzen vermochten, in fester Verbindung mit einer bestimmten musikalischen Ab-
folge zu ästhetisch befriedigenden Wirkungen gelangen..

Zur Ästhetik des Thomas von Aquin.

Von

Josef Koch (Breslau).

Das Urteil über die Bedeutung des mittelalterlichen Geisteslebens für die Ent-
wicklung der Wissenschaft, insbesondere der Philosophie, hat sich in den letzten
30 Jahren ganz erheblich geändert. Das ist der unermüdlichen, vor einem halben
Jahrhundert von Deutschen inaugurierten, seit etwa zwei Jahrzehnten international
betriebenen Forschungsarbeit zu verdanken, die die verstaubten Schätze der Biblio-
theken zu neuem Leben erweckte und überall die Fäden aufwies, die das Mittelalter
mit Antike und Moderne verbinden. Wieviel literarhistorische Arbeit mußte hier
geleistet werden, ehe ein Sach- und Werturteil möglich war! Das gilt insbesondere
von der Ästhetik; selbst ein so hervorragender Kenner des Mittelalters, wie Cle-
mens Baeumker, wußte in seiner Vorlesung über Geschichte der Ästhetik, die
ich einst hörte, nicht viel über die Ästhetik des Thomas von Aquin zu sagen; von
andern Scholastikern war gar nicht die Rede.

Freilich fehlt es auch nicht an ältern Versuchen, die Bedeutung des Aquinaten
für die Theorie des Schönen darzulegen; aber da sie sich auf unechte Schriften
stützten, so wurden sie hinfällig, sobald man die Unechtheit der Grundlage er-
kannte. Vor allem handelte es sich hier um eine Schrift De bono et pulchro, die
man früher Thomas zuwies; M. Grabmann zeigte in einem Vortrage in der
Bayer. Akademie der Wissenschaften 1925, daß der Dominikaner Ulrich Engelberti
von Straßburg (f 1277), ein Schüler Alberts des Großen, der Verfasser sei, und
edierte die Schrift von neuem1). Dabei hatte Grabmann, in dem begreiflichen

i) M. Grabmann, Des Ulrichs Engelberti von Straßburg O. Pr. (f 1277)
Abhandlung De pulchro. Untersuchungen und Texte (Sitzungsberichte der Bayeri-
schen Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-philologische und historische
Kl., Jahrgang 1925, 5. Abhandlung), München 1926. — Die Abhandlung De pul-
 
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