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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 26.1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.14167#0210
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BESPRECHUNGEN.

„Moro e rinasco mille volte ogirhora,
Non so come io rinasca, viva o mora."

Das Wort war also der ital. Lyrik der Zeit und auch Pirckheimer geläufig,
ebenso das Gleichnis vom Phönix (zu S. 124, Z. 24 v. o. vgl. etwa Angelo Ambro-
gini Poliziano, Le stanze, l'Orfeo e le rime hsg. v. Giosue Carducci (Firenze 1863):
250, auch 293; dazu K. Burdach, Reformation, Renaissance, Humanismus (1918):
66 ff., 82 ff.).

Sehr bedeutungsvoll ist auch die geistesgeschichtliche Ausdeutung der auffallen-
den Tatsache, daß Dürer dem Christusantlitz seine eigenen Züge gibt; dazu vgl.
noch Willi Reitsch, Das Dürerauge (1928): 13. Dürers theoretischer Grundsatz,
Christus sei als der schönste Mensch darzustellen, ist zwar in gewissem Maße be-
dingt durch die herrschende theologische Lehre von der „pulchritudo Christi", im
wesentlichen aber doch wohl etwas Neues und insofern als Renaissanceauffassung
zu bezeichnen, was ja auch Dürers Berufung auf die Alten, die die schönste Ge-
stalt ihrem Apollo gegeben, verrät. Beziehungen zur Ideenwelt des Marsilius Ficinus
läßt schon das Zitat S. 93 ahnen. Aber auch an Gedankengänge des Giovanni Pico
della Mirandola wird man erinnert, man vgl. nur Karl Roretz in der Festschrift der
Nationalbibliothek in Wien (1926): 701 ff. Zu Gen. I 27 vgl. Sohar III 48. Im Tal-
mud heißt es von Adams Fersenballen, daß ihr Glanz die Sonne überstrahlte. Ob
jedoch 2. Kor. 3, 18 wirklich in den Zusammenhang paßt? Jedenfalls aber gelten
Burdachs Worte (a. a. O. S. 214): „Die als heidnisch, irreligiös, unchristlich gel-
tende Renaissance hat überhaupt aus der christlichen Liturgie ihre Phantasie und
ihre Empfindung in viel weiterem Umfang befruchtet, als das bisher beachtet und
dem allgemeinen Bewußtsein vertraut ist". So gehen auch die von Burdach S. 219
angef. Worte J. Schlegels von der „Wiederherstellung des verlorenen Ebenbildes im
Menschen" auf die patristisch-scholastische Literatur zurück, sind also nicht, wie
Burdach will, aus einer der Romantik und Renaissance gemeinsamen Seelenstim-
mung zu erklären. Wie Irenaeus einmal (contra Haereses, lib. III cap. XXVII)
sagte: „Quod perdideramus in Adam, id est, secundum imaginem, et similitudinem
Dei esse: hoc in Christo Jesu per sanctificationem recepimus". Andere Belege bei
Juan Martinez de Ripalda, De ente supernaturaü. disp. 132, sect. 7 et 9 (Opera,
Parisiis 1871).

Was Rupprich endlich zur Erfassung der Persönlichkeit Pirckheimers beibringt,
überholt so ziemlich alles, was an einschlägiger Literatur bisher vorhanden. Nur
wäre zu fragen: Was hat der Begriff der virtus bei Seneca und dem älteren Pico, bei
Pomponatius und Pirckheimer gemeinsam? Bei diesem hat das Wort virtus gelegentlich
entschieden die Bedeutung des ital. Renaissancebegriffes virtü (etwa Karl Rück,
W. Pirckheimers Schweizerkrieg (1895): 140, Z. 20). Sehr auffällig auch der Ge-
brauch des Wortes „Tugend" in Dürers Schriftlichem Nachlaß hsg. v. K. Lange
und F. Fuhse (1893): 39. Vgl. dazu Roretz a. a. O. 703 ff.

Besondere Anerkennung verdient es endlich, wie Rupprich die Stellung Pirck-
heimers zur Reformation würdigt.

Wien. Herbert Eichler.

Vorträge der Bibliothek War bürg, hrg. von Fritz S a x 1, Bd. VI,
Vorträge 1926—27. B. G. Teubner, Berlin—Leipzig 1930.

Der stattliche Band mit umfangreichem, gründlichem Register und ansehn-
lichem Abbildungsanhang von 102 Tafeln enthält sechs Vorträge. Vier beziehen
 
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