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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 27.1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14172#0389
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BESPRECHUNGEN.

375

Wolfgang Herrmann: Deutsche Baukunst des 19. und 2 0.
Jahrhunderts. 1. Teil: Von 1770 bis 1840. (Jedermanns Bücherei, Ab-
teilung: Bildende Kunst, herausgegeben von Wilhelm Waetzoldt.) Breslau,
Hirt 1932. 112 Seiten mit 55 Abbildungen.

Den Anlaß zu einem ausführlichem Hinweis auf diese populär-wissenschaft-
liche Schrift gibt vor allem die grundsätzliche Einstellung des Verfassers zu dem
Problem, das gerade die Baukunst des 19. und 20. Jahrhunderts in entwicklungs-
geschichtlicher Hinsicht bietet. H. tritt nachdrücklich für die m. E. unbedingt
richtige Auffassung ein, daß von dem nur allzuoft behaupteten Bruche um 1800 in-
nerhalb der kontinuierlichen baukünstlerischen Entwicklung keine Rede sein kann.
Freilich sind die Träger dieser Entwicklung im 19. Jahrhundert nicht mehr die
gleichen Bautypen wie früher; insbesondere treten der Schloßbau und die kirch-
liche Architektur als Träger der Entwicklung stark zurück gegenüber den eigent-
lich neuen Aufgaben, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts besonders im
Theater- und Museumsbau entstehen. Ihre Bedeutung stellt der Verfasser mit
Recht in den Vordergrund seiner knappen Darstellung. Wertvoll ist ferner die
in überraschender Klarheit herausgearbeitete Parallele zwischen dem Ringen um
einen neuen Stil in der Zeit um 1830 und den so modernen Bemühungen um die
Neue Sachlichkeit um 1930. Diese Tatsache ist viel zu wenig bekannt und wirft
doch ein sehr bezeichnendes Licht auf so manche Erscheinungen der allerjüngsten
Vergangenheit. Recht geglückt scheint mir auch die Kennzeichnung der einzelnen
Phasen innerhalb der Entwicklung vom Spätbarock des ausgehenden 18. Jahr-
hunderts über den frühen und späten Klassizismus bis zu den neuen Zielen
um 1840.

Bei aller grundsätzlichen Übereinstimmung mit der Grundauffassung des Ver-
fassers muß ich hinsichtlich der von ihm getroffenen Wertungen der einzelnen Mei-
ster gewisse Vorbehalte machen, namentlich scheint mir Weinbrenners Bedeutung
zum mindesten in städtebaulicher Hinsicht zu gering eingeschätzt zu sein. Aber
das ist schließlich wohl heute noch Sache der Auffassung und ändert nichts an
dem Werte der kleinen Schrift, für die nur zu hoffen bleibt, daß sie bald ihre
Ergänzung durch das Erscheinen des zweiten Teiles rindet.

Berlin. Leo Adler.

VernonLee:MusicanditsLovers. An empirical study of emotion and
imaginative responses to music, London, George Allen & Unwin Ltd, 1932.

Miß V. Paget, die unter dem Decknamen Vernon Lee schreibt, hat vor vielen
Jahren (1907) in dieser Zeitschrift einen Fragebogen veröffentlicht; die Antworten
hierauf und auf andere ähnliche Umfragen bilden den Grundstock des umfang-
reichen Buches. Rund 150 Versuchspersonen sind herangezogen und ihre Aussagen
immer wieder durchgearbeitet worden. Auf diese Weise erstrebt die Verfasserin die
psychologische Erklärung der bekannten Tatsache, daß die nämliche Musik dem
einen wertvoll, dem andern wertlos scheint. Die Hauptfrage nach der Bedeutung
der Musik ist unterschiedlich aufgefaßt worden, nämlich teils so, daß es sich um
die Stellung der Musik im Leben der befragten Person handelt, teils als die Frage
danach, ob dem Kunstwerk ein Wert über das bloße Klanggebilde hinaus zuge-
schrieben werden könne. Das zweite Problem ist natürlich für den Ästhetiker das
wichtigere. Es liegt nahe, den Zusatzwert zum bloß Klanghaften in Gefühlen oder
Erinnerungen an Lebenstatsachen oder Gesichtsbildern (von Landschaften, Men-
schen, dramatischen Szenen) zu finden. Aber etwa die Hälfte der Antwortenden
 
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