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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 33.1939

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Mutius, Gerhard von: Amarna
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https://doi.org/10.11588/diglit.14216#0178

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164

BEMERKUNGEN

Du bist aufgeleuchtet im östlichen Lichtorte

und hast alle Lande mit deiner Schönheit erfüllt.

Du bist schön und groß, glänzend und hoch über allen Landen.

Deine Strahlen umfassen die Länder, bis zum Ende alles dessen,

was du geschaffen hast;
du bist die Sonne und dringst eben deshalb bis an ihr äußerstes Ende.
Du bändigst sie deinem geliebten Sohne.
Du bist fern, und doch sind deine Strahlen auf der Erde;
du bist im Angesicht der Menschen, und doch kennt man deinen Weg nicht.
Gehst du zur Rüste im westlichen Lichtorte
so ist die Welt in Finsternis, wie im Tode.
Die Schläfer sind in der Kammer, die Häupter verliüllt,
nicht kann ein Auge das andere sehen.

Gestohlen werden alle ihre Sachen, während sie unter ihren Häuptern

liegen;
sie merken es nicht.

Jedwedes Raubzeug kommt hervor aus seiner Höhle,
alles Gewürm beißt!

Die Finsternis ist für sie verlockend wie für andere Wesen eine Feuerstatt.
Die Welt liegt in Stille, denn der sie schuf, ist zur Rüste gegangen
in seinem Lichtorte.

Im Morgengrauen leuchtest du wieder auf

und glänzest aufs Neue als Sonne am Tage.

Du vertreibst die Finsternis,

sobald du deine Strahlen spendest.

Die beiden Länder sind in Festesstimmung.

Die Menschen erwachen und stellen sich auf die Füße;

du hast sie sich erheben lassen.

Gewaschen wird ihr Leib, sie nehmen die Kleidung,

ihre Arme erheben sich in Anbetung, weil du erschienen bist.

Die ganze Welt tut ihre Arbeit;

alles Vieh befriedigt sich an seinem Kraute;

Bäume und Kräuter grünen.

Die Vögel fliegen auf aus ihrem Neste,

ihre Flügel erheben sich in Anbetung zu dir;

alles Wild hüpft auf den Füßen;

alles, was da fleucht und kreucht,

sie leben, nachdem du ihnen wieder aufgeleuchtet bist.

Die Schiffe fahren stromab und stromauf;
jeder Weg ist wieder geöffnet, weil du erschienen bist.
Die Fische im Strome springen vor deinem Angesichte,
deine Strahlen dringen bis ins Innere des Meer es.u

Dazu aus Hölderlins

„An den Ä t he r"

„Treu und freundlich, wie du, erzog der Götter und Menschen
Keiner, o Vater Äther! mich auf; noch ehe die Mutter
In die Arme mich nahm und ihre Brüste mich tränkten,
Faßtest du zärtlich mich an, und gössest himmlischen Trank mir,
 
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