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Zeitschrift für christliche Kunst — 11.1898

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Beissel, Stephan: Das Evangelienbuch des Erzbischöflichen Priesterseminars zu Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.3834#0017

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11

1898.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 1.

12

Hintergrundes; auf letztern sind dann goldene
Sterne aufgetragen, die ohne farbige Einfassung
blieben. Immer ist Farbe von Farbe, selbst
Ton von Ton scharf getrennt, wie im Spectrum,
nie ist einer mit dem folgenden verwaschen
oder vertrieben. Verschiedene Nuancirungen
sind sogar oft durch eine stärkere Linie ihrer
Verwandtschaft von einander getrennt. So ist
z. B. der Purpurgrund des Titels zum Johannes-
evangelium (Blatt 178 r.) innerhalb des aus Gold,
Grün und blauen
Ornamenten be-
stehenden Haupt-
rahmens , zuerst
von einem innern
Rahmen einge-
fafst, der aus
sechs verschiede-
nen, 1 bis 2 mm
breiten Purpur-
streifen besteht.
Im Felde, welches
die Goldbuchsta-
ben trägt, ist der
Grund von heilern
und dunklern Ho-
rizontalstreifen
aus Purpur ge-
bildet. Fast aus-
nahmslos sind
Gold und Silber

von dünnen,
'/2 mm breiten
Rändern aus Zinn-
ober begleitet. Zu
diesem System
führte derselbe
Grund, welcher
die Goldbuchsta-
ben auf Purpur
stellte, nämlich die innige Beziehung der rothen
und violetten Strahlen zum Goldglanz. Ob-
wohl also die Zeichnung und die Contour
herrscht, ist der Werth der Farbe gewissen-
haft beachtet und geschickt verwerthet, hier
ins Gleichgewicht, dort in Gegensatz gestellt.
Ruhige Ueberlegung beherrscht also auch in
dieser Hinsicht alle Einzelnheiten. Die Farben
müssen sich ganz der Hand des Malers gefügt
haben und rasch getrocknet sein. Eine steht
fest und unversehrt neben, auf und unter der
andern. Weil im Laufe der Zeit die Farbe eines

tiefern Tones, der auf einen lichtem gesetzt
wurde, nicht selten abgeblättert, oft auch ein
Rand verletzt ist, kann man den Verlauf der
Arbeit sicher erkennen.

Der Text der Evangelien stimmt in
unserer Handschrift meist überein mit dem-
jenigen, welchen Corsen in den Klassen B und
C, also auch in der Ada-Handschrift, nachge-
wiesen hat. Es ist der unter Karl d. G. mit
Hülfe italienischer Codices in Tours emendirte

(B), welcher sich
in nordfranzösi-
schen und deut-
schen Hand-
schriften weiter-
bildete.9)

A1>li. 3.

9) Ada - Hand-
schrift S. 38 f. Da-
selbst ist in Co-
lonne 13 für Matlh.
15, 2 f. verglichen
Cod. Vatican. Palat.
47, in Colonne h für
das ganze Matthaeus-

evangelium Cod.
Colon, (capituli) 1.,
saec. IX. In der
folgenden Ueber-
sicht habe ich ans
Corsens fleifsiger Ar-
beit eine Anzahl
prägnanter Varian-
ten ausgehoben. In
den unten angege-
benen Texten betont
das Gesperrte,
was dem Seminar-
codex eigenthümlich
ist, das Einge-
klammerte, was
ihm fehlt. P zeigt,
dafs der Seminar-
codex mit Palatinus
47, C, dafs er mit
Coloniensis 1, A, dafs
er mit Codex n. 147, Evangeliar im Kölner Archiv,
saec. XI., D, dafs er mit Codex Colon, capituli n. 14,
saec. X, E, dafs er mit Codex n. 56. saec. IX des
Kölner Kapitels übereinstimmt.

Matth. 2, 21 (con)surgens A, D, E. 5, 43 Odio
habebis (statt odies) E (hat odies, das aus odio habebis
verbessert ist). 7, 25 Et descendit pluvia A, D, E.
27 Et descendit pluvia C, A, D, E. 9, 2 Jacentem
in lecto, C, A, D, E. ... et videns Ihs C, A, D, E.
18 adoravit. A, D, E. 10, 13 domus (illa) A, D, E.
. . . si(n) autem A, D, E. 13, 15 cl(a)t>serunt C, D.
14, 3 posuit in carcere(m) E. 22. discipulos (suos)
A, D, E. 15, 2 Traditiones C. | 6 matrem suam
C, P, A. 8 eorum .(stattjllorum) C, P, A, 1), E.
 
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