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Zeitschrift für christliche Kunst — 11.1898

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59

1898. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2.

60

Beschreibende Darstellung der älteren B a u-
und Kunstdenkmäler des Fürstenthums
Schaumburg-Lippe. Im Auftrage der Fürstl.
Hofkammer bearbeitet von Dr. Gustav Schöner-
niark. Mit 6 Lichtdrucktafeln und 278 Abbildungen
im Text. Berlin 1897. Wilhelm Ernst & Sohn.
(Preis geb. 12 Mk.).
Ueberraschend ist die Ausbeute, welche sich bei
der Inventarisation der Denkmäler in Schaumburg-
Lippe ergeben hat, und anerkennenswerth das Ver-
dienst des Verfassers, sie sorgfältig aufgenommen, vor-
trefflich beschrieben und musterhaft veröffentlicht zu
haben. Aus dein Mittelalter hat sich viel mehr er-
halten, als man, nach den bisherigen Angaben, hätte
denken sollen : verschiedene romanische Kirchen und
Bautheile, auch einige Altarmensen, Grabsteine, Figu-
ren, viele gothische Kirchen, unter denen die Stadt-
hagener die bedeutendste, und manche Ausstattungs-
gegenstände, wie Reliefs, Taufsteine, Grabmäler, Altar-
schreine, Figuren u. s. w. Der Reichthum bezw. Glanz
aber beginnt erst mit dem XVII. Jahrh., mit den
Kirchen von Bilckeburg und mit den Schlofsbauten
von Bilckeburg, Stadthagen, Baum und was dazu an
Portalen gehört, oder als Innenausstattung dient (wie
der Bronze-Taufbrunnen von Adrian de Fries), oder
endlich an Mausoleen sich anschliefst (wie dasjenige
des Fürsten Ernst mit dem Grabmal von demselben
Künstler) ist so hervorragend, dafs die vorzügliche
Abbildung und Beschreibung derselben als eine kost-
bare Bereicherung des Denkmälerschatzes, namentlich
des plastischen zu betrachten ist. Mit besonderer
Liebe ist der Verfasser den Steinmetzzeichen, dgn
Altarweihekreuzen, den Glockeninschriften nachge-
gangen und erstaunlich ist, was er auf diesem Ge-
biete aufgebracht hat; ein neuer Beweis, wie mittheil-
sain die Denkmäler sind, wenn man ihre Sprache ver-
steht und dieser vollste Beachtung schenkt.

___________ Schnütgen.

Regensburgs Kunstgeschichte im Grund-
rifs. Von Anton Weber, Regensburg, 1898.
Habbel, (Preis 60 Pf.)
Aus einem Vortrage über die kunstgeschichtliche
Entwicklung der an Denkmälern der verschiedensten
Perioden überreichen Bischofs —Herzogs—Reichsstadt
ist dieser Ueberblick hervorgegangen, der mit Ein-
schlufs der 12 Abbildungen nur 28 Seiten umfafst,
obwohl er mit der Römerzeit beginnt und erst mit der
Gegenwart schliefst, dazu sämmtliche Zweige des
Kunstschaffens, vornehmlich des kirchlichen, berück-
sichtigt. ___________ G.

Die Schmuckformen der Monumentalbauten
aus allen Stilepochen seit der griechischen Antike.
Ein Lehrbuch der Dekorationssysteme für das
Aeufsere und Innere. Von Gustav Ebe, Archi-
tekt. Theil VI: Spätrenaissance und erste Barock-
periode. 172 S. mit 136 Textabbildungen in 4°.
Theil VII: Zweite klassizirende Barockperiode. 191 S.
mit 137 Textabbildungen. Theil VIII: Rokoko und
Klassizismus. VII und 162 S. mit 133 Textabbil-
dungen. Berlin, Loewenlhal. (Preis 1J, 16 u. 16Mk.)
Die zahlreichen, meist nach guten Photographien

in verhältnifsinäfsig grofsem Maafsstab gegebenen Ab-

bildungen führen die besten Muster der Dekoration
vor. Die gröfsere Anzahl bietet Ansichten des Aeufsern
oder Innern profaner Gebäude. Die kirchliche Kunst
ist weniger behandelt, weil der Verfasser „durch das
Bestreben geleitet wurde, nur das wiederzugeben, was
nicht veraltet ist", also mehr dem praktischen Be-
dürfnifs zu dienen, als der theoretischen Kunstforschung.
Der reichhaltige Text legt in Kürze den kunstgeschicht-
lichen Zusammenhang der Monumente dar, würdigt
Form wie Inhalt der dekorativen Leistungen und liest
sich, wie in andern grofsen Werken Ebes, leicht und
angenehm. Sein VI. Theil behandelt zuerst die Werke
der Spätrenaissance, die in Italien und Frank-
reich um 15b0 endet, in Deutschland erst 1020, dann
jene der ersten Barockperioden, welche nach
Ebe in Italien bereits 1630, in Frankreich um 1650,
in Deutschland erst 1680 schliefst. Sie ward einge-
leitet durch die Caracci, steigert das Malerische, ge-
fällt sich in künstlerischen BeleuchtungsefTekten, in
kräftiger Schattengebung und bewegten Konturen. Die
im VII. Theile geschilderte zweite Barockperiode
ist klassizirend, sie sucht einerseits noch näheren An-
schlufs an die römische Antike, andererseits verwendet
sie gerne geschwungene oder durchschnittene Gesimse,
farbig wirkendes Material und effektvollen Ausdruck.
Die perspektivische Deckenmalerei bildet eines der
höchsten Ziele in den Bestrebungen der Zeit von 1630,
bezw. 1680 bis um 1730. Im VIII. Theile wird die
Geschichte des Rokoko und des Klassizismus dar-
gelegt. Hoffentlich wird noch ein weiterer Band über
die Dekorationsformen des XIX. Jahrh. erscheinen
und das werthvolle Werk abschliefsen. Durch seine
zahlreichen, trefflichen Bilder ersetzt es eine grofse,
ausgewählte Sammlung von Vorlagen; es ist ein prak-
tisches Muslerbuch und bietet zahlreiche, leicht zu
verwertende Motive ersten Ranges Beissei.

Die Attribute der Heiligen. Ein alphabetisches
Nachschlagebuch zum Verständnifs kirchlicher Kunst-
werke von Dr. Rud olf Pf leid er er. Ulm, Kerler,
1898 (Preis 3 Mk.)
Für die Erkenntnifs und Bestimmung der Heiligen-
figuren ist ein »Schlüssel« unbedingtes Erfordernifs,
und sehr unzulänglich waren bei uns im Verhällnifs
zu diesem Bedürfnifs Anzahl und Umfang der lilte-
rischen Hülfsmittel. Durch die Herausgabe des vor-
liegenden Attributenverzeichnisses hat der Verfasser
daher einem Mangel, den mit ihm viele Archäologen,
Künstler, Geistliche oft empfunden haben, abge-
holfen, weil dasselbe an Vollständigkeit und Zuver-
lässigkeit alle seine deutschen Vorgänger übertrifft
und sorgfältig gearbeitete Register den Gebrauch er-
leichtern. Lückenlos kann ja beim ersten Wurf das
Verzeichnifs unmöglich sein und gewifs wird es an
Zusätzen (z. B. die heilige Äbtissin Bertha) von Seiten
aufmerksamer Freunde nicht fehlen, namentlich in Be-
zug auf Heilige, deren Bedeutung mehr lokalhistorischer
Art ist, denn die Propria der einzelnen (deutschen)
Diözesen scheinen für diesen Zweck nicht durch-
gearbeitet (es fehlt z. B. der Lautenspieler Arnoldus),
und einzelne Gruppenheilige weniger berücksichtigt zu
sein (z. B. Gregorius Maurus). Der selige Hermann
Joseph ist in Hoven bei Zülpich gestorben, aber in
 
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