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Zeitschrift für christliche Kunst — 11.1898

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1898. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.

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zweite und dritte Thurmgeschofs ausführte, und 1440
der berühmte Hans Böblinger, der das Glockenhaus
und den unvergleichlichen Helm hinzufügte, bis zu
seinem Tode 1482, nach welchem seine drei Söhne
Markus, Matthäus, Dionysius, inzwischen sein Schwieger-
sohn Stephan Waid, bis 1508 den Bau vollendeten.
Jedem der an dem grofsen Werke, dessen Ausführung
nur durch wenige Unterbrechungen gestört war, aber
doch mehr als l1^ Jahrhundert erforderte, beschäftigten
Meister wird sein Antheil zugewiesen und auf Grund
der sorgfältigsten und allseitigsten Untersuchungen so
genau abgegrenzt, dafs hier für Zweifel kaum eine
Stelle übrig bleibt. Ein solcher mag noch erübrigen
in Betreff des Gesammtplanes, den die Einheitlichkeit
der Lösung vermuthen lassen möchte, trotz der durch-
schlagenden Rollen, welche die einzelnen Steinmetzen
spielten.

Möge diese in jeder Hinsicht mustergültige Publi-
kation, deren in Wort und Bild gleich anmuthende
Durchführung den besten Beweis liefert für die Freude,
mit der sie erfolgt ist, überall die Aufnahme finden,
die sie verdient und so das ernste Kunstschaffen neu
begründen und befestigen helfen, von dem sie so er-
bauliches Zeugnifs ablegt! Schnütgen.

Architektonische Details und Ornamente
der kirchlichen Baukunst in den Stilarten
des Mittelalters: Portale, Strebepfeiler, Säulen,
Kapitale, Statuetten , Wölbungen, Chöre, Innere
Totalansichten, Orgeln, Altäre, Kanzeln und son-
stige charakteristische Einzelheiten der berühmten
Dome zu Trier, Mainz, Limburg a. L., Halberstadt,
Magdeburg, Strafsburg i. E. und anderer Meisler-
werke des Mittelalters, sowie hervorragender kirch-
licher Bauwerke der Neuzeit. Zusammengestellt von
Aug. Hartel, weil. Dombaumeister zu Strafsburg.
Mit kunsthistorischem Text von Dr. D. Joseph,
Dozent an der Humbold-Akademie zu Berlin. III. Auf-
lage. Berlin 1896. Bruno He fsling. (Preis 80 Mk.)
Für den archäologisch wie technisch vorzüglich
bewanderten, in der Schule der Erfahrungen heran-
gereiften Baumeister, der dieses Werk zusammenge-
stellt und zuerst herausgegeben hat, war die Schnellig-
keit, mit der es, trotz seines Umfanges, vergriffen war,
die beste Bestätigung des richtigen Blickes, mit dem
er aus der Unmasse der ihm vertrauten mittelalter-
lichen Baudenkmäler die passenden Vorlagen heraus-
gegriffen hatte. Nicht auf die Gesammtbauten kam
es ihm an, sondern auf die architektonischen und
monumentalen Einzelheiten, weil er vor Allem seinen
Kollegen nützlich sein wollte durch die Anweisung
guter alter Vorbilder für die ihnen erwachsenden neuen
Aufgaben. Aus der Fülle eigener Anschauung und
Erfahrung zu der Ueberzeugung gelangt, dafs gerade
diese Details ihre Mustergültigkeit behaupten, wo das
Gesammtbild sie den berechtigten modernen An-
sprüchen gegenüber nicht selten mehr oder weniger
einbüfst, war er bestrebt, gute Muster romanischen
und gothischen Stiles in treuen, hinreichend grofsen
Abbildungen zu bieten. Auch für die Innenausstattung
der Kirchen bevorzugte er die alten Einrichtungen,

wie Altäre, Kanzeln u. s. w., und was er aus diesem
Bereiche bringt, beruht auf guter Auswahl (Marburg,
Xanten, Kaikar, Oberwesel etc.), die noch durch manche,
auch auf alte Orgeln, Chorstühle u. s. w. auszudehnende
Beiträge hätte vermehrt werden können. Durch neue Ge-
bilde wird sie vornehmlich dort ergänzt, wo es an alten
Vorbildern fehlt, wie für romanische Altaraufsätze, und
auch diese sind zumeist geschickt ausgewählt, wie die
beiden Altäre aus Maria im Kapitol zu Köln. Andere
hingegen und die meisten gothischen Altäre und Kan-
zeln der Neuzeit scheinen mir der Aufnahme in dieses
monumentale Werk doch nicht hinreichend würdig zu
sein und hätten wohl durch bessere Leistungen der
letzten Jahrzehnte ersetzt werden können Da sie aber
der Fülle alter guter Details gegenüber ganz in den
Hintergrund treten, so soll dieser Mangel, der viel-
leicht auf gewisse freundliche Rücksichten zurückzu-
führen ist, nicht weiter betont werden.

Was die beiden, aus je 55 vortrefflichen Licht-
drucktafeln bestehenden Serien bieten, ist im Uebrigen
so umfassend, und nicht nur für den Baumeister, son-
dern auch für den Archäologen und erst recht für den
Bildhauer, der doch an erster Stelle den Beruf hat,
die von ihm auszuführenden Kirchenmöbel zu ent-
werfen, so wichtig und lehrreich, dafs die Anschaffung
auf's angelegentlichste empfohlen werden darf, zumal
in der neuen Auflage, welche durch den sachverstän-
digen Text nicht unerheblich gewonnen hat. Derselbe
gibt in kurzen Zügen ein klares Bild von der architek-
tonischen Eigenart der Kirchen, denen die Einzelheiten
entnommen sind, ohne aber überall auf diese selber
näher einzugehen, was doch gewifs in manchen Fällen
wünschenswerth sein und das Verständnifs mancher
Abbildungen erleichtern würde. Denn diese bedürfen,
zumal in Bezug auf ihre praktische Verwendbarkeit,
noch manche Aufklärung, wenn sie den durch sie zu
erreichenden Nutzen stiften sollen. Die Uebertragung
der Einzelbezeichnungen (von denen einige, wie der
Dom (statt Stiftskirche) zu Kaikar, ungenau sind) auf
die Einzelblätter würde für die Orientirung von Wich-
tigkeit sein. ü-

Der deutsche Cicerone, Führer durch die Kunst-
schälze der Länder deutscher Zunge von G. Ebe.
II. Band: Architektur II. Leipzig 1898, Otto Spamer.
(Preis geb. 6,50 Mk.)
Die Architektur, welche von dem I. (in Bd. X,
Sp. 320 besprochenen) Bande bis zur Schwelle der
Renaissance geführt wurde, findet in diesem II. Bande,
welcher die Bauten der Früh-, Hoch- und Spätrenais-
sance, des klassizirenden Barockstils, des Rokoko und
Zopfstils, endlich des XIX. Jahrh. behandelt, ihren
Abschlufs, und umfassende Orts-, Sach- und Künstler-
register kommen dem Bedürfnifs der Reisenden nach
schnellster Orientirung in der besten Weise entgegen.
— Vollständigkeit und Zuverlässigkeit haben in diesem
Bande mehr, wie im I., ihr Recht gefunden und der
Umstand, dafs die monumentalen Schöpfungen unserer
Tage auf dem Gebiete der Baukunst berücksichtigt
werden, wird diesen ,,Führer" manchem Touristen um
so willkommener machen. j>.
 
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