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Zeitschrift für christliche Kunst — 11.1898

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159

1898. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 5.

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wird überrascht sein durch die Mannigfaltigkeit von
Einrichtungen, die, obwohl zumeist schon manches
Jahrhundert bestehend, ihm doch mehr oder weniger
unbekannt geblieben waren. Ungemein zahlreiche Ab-
bildungen (zwei Lichtdrucktafeln in jedem Heft und
mehrere Textbilder fast auf jeder Seite) begleiten die
Erörterung und Beschreibung, so dafs von allen irgend-
wie hervorragenden, sogar von manchen untergeord-
neten Persönlichkeilen, die behandelt oder erwähnt
werden, Porträts beigegeben sind, die meisten Ein-
richtungen durch Illustrationen veranschaulicht werden,
die Kunstschätze des Vatikans und zahlreicher Kirchen
zur bildlichen Vorstellung gelangen. Da dieses durch
seinen Reichthum fast verblüffende Abbildungsmaterial
durchweg auf vortrefflichen Aufnahmen, sei es photo-
graphischen, sei es zeichnerischen, beruht und in tadel-
loser Reproduktion erscheint, so bietet es dem Auge
ein wahres Uebermafs von Belehrung und Anregung,
zumal es manche bis dahin nicht oder minder be-
kannte Gegenstände vorführt. Offenbar haben die un-
gewöhnlich bewanderten Bearbeiter die Veröffentlichung
mancher verborgener oder noch nicht hinreichend
publizirter Kunstdenkmäler sich als wichtige Neben-
aufgabe gestellt, und ohne Zweifel gewinnt deren ge-
schickte Lösung dem grofsen Werke manche Abon-
nenten. — Für die folgenden Kapitel, welche die Palast-
sekretariate, die diplomatische Vertretung des hl. Stuhles,
das beim hl. Stuhl beglaubigte diplomatische Corps,
das römische Vikariat, die römischen päpstlichen Uni-
versitäten und Institute behandeln werden, dürfte sich
daher die noch stärkere Berücksichtigung dieser Wünsche
empfehlen. — Dafs eingehende Register den Gebrauch
des inhaltreichen Buches, dem als Nachschlagewerk
gewifs eine grofse Zukunft bevorsteht, in jeder Hin-
sicht erleichtern werden, ist bei der Vertrautheit der
Verfasser mit solchen Dingen gar nicht zu bezweifeln.
___________ D. H.

Grundrifs der Geschichte der bildenden
Künste. Von Dr. Adolf Fäh, Stiftsbibliolhekar
in St. Gallen. Mit einem Titelbild, 27 Einschalt-
bildern und 455 Illustrationen im Texte. Freiburg,
Herder, 1897. (Preis Mk. 12,50.)
Langsam ist dieses Werk zum Abschlüsse gediehen,
über dessen erste Lieferungen bereits in Bd. I, Sp. 259
dieser Zeitschr. berichtet wurde. Als stattlicher Band
liegt es vor, der die Kunst von ihren ersten Anfängen
bis zum Ende der Spälrenaissance behandelt. Der
Verzicht des Verfassers auf die Darlegung der Ent-
wickelung, welche die Kunst im vorigen und im
laufenden Jahrhundert genommen hat, scheint ein ganz
freiwilliger nicht gewesen zu sein und ist insofern
zu bedauern, als aus seinen Studien, gerade vom Stand-
punkte seiner Richtung, vormulhlich interessante Auf-
fassungen und Urtheile sich ergeben würden. Der
unverhältnismäfsig grofse Raum (200 Seiten), welchen
die Renaissance in Anspruch nimmt, so viel als die
romanische und golhische Kunst zusammengenommen,
im Unterschiede von den sonstigen, auf streng christ-
licher Grundlage aufgebauten Lehrbüchern der Kunst-
geschichte, zeigt das Bestreben des Verfassers, eigene
Wege zu gehen, die auch in dem ebenso grolsen, der

griechischen und römischen Kunst gewidmeten Raum
seinen Ausdruck findet. Die Berechtigung dieses Be-
strebens, welches zumeist wohl auf das Bedürfnifs
zurückzuführen ist, der studirenden Jugend mit rich-
tigen Kunstanschauungen an die Hand zu gehen, ist
unverkennbar, deshalb der Ausdruck des Wunsches
angebracht, es möchte dem Verfasser vergönnt sein,
dieses geschlossene System bald in kompakterer Form,
in der die leitenden Grundsätze schärfer hervorgehoben
sind, durchzuführen, etwa bei der neuen Auflage.
Offenbar haben sich hier bei seinen intensiven Forr
schungen, die manche neue Beobachtungen und Ge-
danken gebracht haben, auch Blick und Muth er-
weitert, so dafs er vielleicht in knapperer Fassung
mehr zu bieten vermöchte. — Aus dem Bilderschatze
könnte Manches fortbleiben, namentlich das ohnehin
schon Bekannte, und das minder Bekannte noch ver-
mehrt werden. — Uebrigens ist das Werk nicht nur
wegen seiner idealen Richtung, sondern auch wegen
der Geschicklichkeit, mit der es zu beschreiben und
zu charakterisiren versteht, ein empfehlenswerthes Lehr-
und Nachschlagebuch auf dem Familientische. o"

Ueber das alte F r e i b u r g und seine Bau-
denkmäler hat Leonhard Korth in der Fest-
schrift des Badischen Architekten- und Ingenieurvereins
(Seite 196—231) eine Studie veröftentlichl, die um so
interessanter ist, als sie sich nur auf die bisher weniger
beschriebenen Profanbauten mit Einschlufs der Klöster
bezieht, über dieselben, auch über die verschwunde-
nen, die geschichtlichen Notizen mit Zuverlässigkeit
zusammenstellt und von den noch vorhandenen Bauten
gute Abbildungen bietet, die zumeist auf Zeichnungen
von Geiges, Meckel und Anderen beruhen. Bis in
das XII. Jahrh. reichen die noch vorhandenen Denk-
mäler zurück: die beiden Thorthürme, und an diese
Reste der alten Befestigung schliefsen sich unmittelbar
das Dominikaner- und Franztskanerkloster wie die
Niederlassungen der Kitterorden an, die aber zu Grunde
gegangen sind bis auf ein Stück des Antoniklosters
und bis auf den frühgothischen Kreuzgang des Augus-
tiner-Eremilenklosters. Auch von den Hospitälern ist
wenig mehr erhalten, desto mehr aber von den
öffentlichen Profan bauten, unter denen das 1515
errichtete »Haus zum Walfisch« die erste Stelle einnimmt,
mit seiner fast unversehrlen, überaus reichen Fassade.
Zahlreich sind die spätgothischen Portale, Erker u. s w.,
die andern Häusern zur Zierde gereichen, und auch
die Renaissance hat manche Spuren ihrer einflufsreichen,
eigenartigen Herrschaft zurückgelassen, die in Giebeln,
Erkern, Thoren, schmiedeeisernen Oberlichtern, Thür-
bändern und Aehnlichem bestehend, ganzen Strafsen-
zügen ihren alteithiimlichen Charakter bewahrt haben,
zur Freude der Bewohner, welche, von einsichts- und
pietätvollen Künstlern und Kunstfreunden inspirirt, die
Erhaltung und Herstellung dieser Denkmäler, mit Ein-
schlufs der Bemalung, auf's sorgsamste sich angelegen
sein lassen. Dieses Bestreben noch zu fördern, ist die
vorliegende, vornehm geschriebene und ausgestattete
Studie sehr geeignet. Schnütgen.
 
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