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Zeitschrift für christliche Kunst — 11.1898

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Schnütgen, Alexander: Gesticktes Kaselborte im Germanischen Museum
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https://doi.org/10.11588/diglit.3834#0121

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189

1898.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 6.

190

der gelblichen Sei-
denfäden, welche
diese Dreiblätter
füllen und dem
bläulichen Ton,
welchen den Ge-
wölbekappen des
Hintergrundes der
Bilderstich verlie-
hen hat, wird der
ganze Baldachin
von dem Goldton
beherrscht, wel-
chen die neben-
einandergelegten
und durch rothen
Ueberfangstich be-
festigten metalli-
schen Goldfäden
dem Ganzen ver-
leihen, zugleich
die architektoni-
schen Linien mar-

kirend, deren
Hauptzüge durch
schwarze Kontu-
ren festgelegt sind.
Wiehierinnerhalb
dieser schwarzen
Umrisse die Gold-
fäden den Zügen
der Architektur
folgen, so schmie-
gen sie sich bei
den Figuren über-
all den Bewegun-
gen derselben,
vielmehr dem da-
durch geordneten
Faltenwurf an. Die
eigenartige Glie-
derung, die durch
dieses Modellir-
verfahren bewirkt
wird, verleiht den
Figuren ein sehr
bestimmtes, vor-
nehmes Ansehen,
einen gewissen
Reliefcharakter,
der sie um so
schärfer aus ihrer



Umgebung loslöst.
Aufser den Kar-
nationsparthieen
sind nur dieFutter-
umschläge der Ge-
wänder farbig be-
handelt, bestimmt,
Unter- und Ober-
gewand von ein-
ander zu trennen,

im Bunde mit
den Kördeichen,
die den Haupt-
konturen zu ihrem
Rechte verhelfen.
— Diese, unter
der Bezeichnung

„opus anglica-
num" in den
mittelalterlichen
Schatzverzeichnis-
sen sehr häufig

vorkommende
Technik, welche
an den herrlichen
Ornaten Englands

namentlich im

XIII. und XIV.
Jahrh. so grofse
Triumphe gefeiert
hat, findet sich
auch in Deutsch-
landbis tief in das

XIV. Jahrh. regel-
mäfsig verwendet,
und dafs sie hier
auch im Anfang
des XV. Jahrh.

noch begegnet,
beweist das vor-
liegende Frag-
ment. Um diese
Zeit fing der leich-
ter auszuführende,
aber weniger wir-
kungsvolle Platt-
stich an, sie ab-
zulösen, und die-
ser hat bis in
unsere Tage das
Feld behauptet.
Schnütgen.
 
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