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Zeitschrift für christliche Kunst — 11.1898

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Schnütgen, Alexander: Flügelgemälde von Nüttgens mit den Donatorenbildnissen von Janssen und Münzenberger
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Schnütgen, Alexander: Gestickte Kaselstäbe in der Aschaffenburger Stiftskirche
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https://doi.org/10.11588/diglit.3834#0185

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291

1898. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 10.

292

Rechte auf der Schulter seines Schützlings ruht.
Dieser kniet in tadelloser Haltung, ein aufgeschla-
genes Buch in den Händen, vollkommen porträt-
ähnlich, mit dem weifsen, unten roth, nach alter
Vorlage, besticktem Röchet bekleidet, welches
mit der schwarzen Soutane und Mozetta, wie
deren rothem Futterumschlag gut zusammen-
stimmt. Das an ihm flatternde Spruchband:
Docui populum et enarravi quae fecerat (Eccl.
XII, 9) deutet sein Hauptverdienst an. — Ihm
gegenüber kniet auf der anderen Tafel in
weifsem mit der Nachbildung einer gewebten
Borte garnirtem Röchet und violetter Soutane
nebst Mozetta, mit gefalteten Händen der sei.
Münzenberger, der durch das Spruchband: Zelus
domus tuae comedit me (Psalm. LXVIII, 10)
in Bezug auf eine wesentliche Seite seines
umfassenden Wirkens charakterisirt erscheint.
Der hl. Franz, in seinem braunen Habit eine
vornehme Erscheinung, nimmt ihn als Namens-
patron für sich in Anspruch. Die innigen Be-
ziehungen zwischen den Patronen und ihren
Klienten, auch die Treue und Hingebung der
letzteren kommen in erhebender Weise zum
Ausdruck, und wie sie sich hintereinander
gruppiren, von einander wie vom Grunde sich

lösend, zeigt den kundigen Meister, dem neben
der lebensvollen Auffassung die stilistische Ab-
rundung, die Harmonie zwischen Schrein und
Flügeln wohl gelungen ist, wie in der figuralen
Behandlung so in der zarten duftigen und doch
sehr bestimmten Färbung. Diese ist das Pro-
dukt einer sehr geschickten, den altkölnischen
und flandrischen Meistern abgelauschten Tech-
nik. Die Untermalung ist nämlich durchweg
in grauen warmen Tönen gehalten und dem Zu-
sammenwirken von ihnen mit den kalten La-
surauflagen ist die durchsichtige feine Wirkung
vornehmlich zu danken.

Das flachgeschnittene, reich entwickelte
Rankenwerk, welches ebenfalls im Stichbogen
die Gruppen bekrönt und die Verbindung mit
dem Schnitzwerk des Schreines wahrt, ist vom
Bildhauer Mengelberg in meisterhafter Weise
ausgeführt und vergoldet, so dafs die beiden
Flügel als eine mustergültige Arbeit bezeichnet
werden können, geeignet, den richtigen Weg
zu zeigen für die Lösung solcher Aufgaben,
die den Künstlern öfter gestellt werden wür-
den, wenn für die Behandlung solcher Fälle
ein menschlich wie künstlerisch feineres Ver-
ständnifs sich herausbilden würde, schnütgen

Gestickte Kaselstäbe in der Aschaffenburger Stiftskirche.

Mit 2 Abbildungen.

uf einer Kasel von grünem Sammet-
brokat in derStiftskirche zu Aschaffen-
burg befinden sich, wenn auch nicht
mehr in der ursprünglichen Ausdeh-
nung und Anordnung, gestickte Stäbe aus dem An-
fang des XV. Jahrh., welche wegen ihrer reichen
architektonischen Einfassung, ihrer gut gezeich-
neten Figuren und ihrer soliden Technik be-
sondere Beachtung verdienen. Aus der Folge
ihrer Baldachinstellungen habe ich die bester-
haltenen photographiren lassen, und an diese
Abbildungen knüpfe ich eine kurze Beschreibung.
Zunächst bemerke ich, dafs Figuren wie Archi-
tektur noch in der alten wirkungsvollen Modellir-
technik (opus anglicanum) gehalten sind, der
Grund aus in Zickzack gelegter Kordelführung
gebildet ist, auf welcher Ueberfangstich die
Goldfäden festhält. Auf diesen derben Fond ist
die aus kräftigen Strebepfeilern sich entwickelnde
Architektur aufgetragen, die durch reichge-
gliederte Sockelunterlage und ihr entsprechende
malerische Bekrönung sich auszeichnet, mit star-

ken Anklängen an die hochgothischen Profan-
motive. Zwei dünne Säulchen fangen im Hinter-
grunde die mannigfach gestalteten, ungemein
lebendigen Gewölbekonstruktionen auf, und der
ungewöhnlich reiche Farbenwechsel erhöht noch
die stark ausgebildete perspektivische Wir-
kung. — Auf dem Kreuz der Rückseite ist
die Holzmaserung nachgeahmt; der etwas gelb-
liche Christuskörper trägt grüne Dornenkrone
und goldenen Nimbus. Die darunterstehende
schlanke hl. Dorothea hat weifses Kleid mit
schwarzen Konturen, blauen Mantel mit hellen
Lichtern; die Attribute bestehen aus aufgestick-
ten Goldfäden. — Auf der Vorderseite hat
St. Barbara grünliches Ober-, röthliches Unter-
gewand, die Palme grüngelben Ton, der Thurm
röthliche und bläuliche Färbung. St. Sebastianus,
an einen grünen Stab gebunden, hebt sich mit
seinem bläulichen Beinkleid und aufsen blauen,
innen dunklrothen Mantel vortrefflich ab, und
die neben ihm knieende Figur bewahrt in ihrem
Behälter die tödtlichen Pfeile. Schnütgen.
 
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