Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 11.1898

DOI Artikel:
Bücherschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3834#0199

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
319

1898. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 10.

320

Die Allgemeine Geschichte der bildenden
Künste von Alwin Schultz hat seit der letzten
Besprechung (in Bd. X, Sp. 60/61) um die Lieferungen
16 bis 21 zugenommen. Von diesen eröffnen die
beiden ersten das vierte Buch, die Kunst der Neu-
zeit, um zunächst mit der Architektur des XVIII. und
XIX. Jahrh. bekannt zu machen. Was Italien und
Frankreich im XVIII. Jahrh. geliefert hat, wird in
Bild und Wort zur Anschauung gebracht, also nament-
lich der Rokoko und der Beginn des neuklassischen
Stiles, sodann, was in Deutschland von der Mitte des
XVII. bis in die ersten Jahrzehnte des XIX. Jahrh.
geschaffen ist auf dem Gebiete des Schlofs- und
Kirchenbaues, durch italienische, holländische, hugenot-
tische Baumeister, durch Schlüter und Eosander, durch
Balthasar Neumann und von Knobelsdorff, durch
Schinkel und viele Andere, eine glänzende Bauperiode,
welche hier in reichster Illustration voigeführt wird.
— Die drei folgenden Lieferungen kommen wiederum
dem Alterthum zu gute, indem nach Erledigung
der persischen, hethitischen. phönizischen und jüdischen
Denkmäler die Kunst Griechenlands zur Dar-
stellung gelangt, zuerst die Baukunst, also vor Allem
der Tempelbau, der in Bezug auf seine Raumordnung,
Säulengliederung, Ornamentverzierung untersucht wird,
sodann die Plastik, der mehrere Lieferungen ge-
widmet sind, unter sorgsamer Berücksichtigung der
neuesten Entdeckungen. Dem die ganze glorreiche Ent-
wickelung dieses antiken Kunstzweiges vortrefflich dar-
stellenden Texte kommt die Illustration in ungewöhn-
licher Auswahl und Ausführung, bei welcher selbst die
Opfer der polychromen Wiedergabe nicht gespart
worden sind, zu Hülfe, so dals hier ein Belehrungs-
material aufgeboten worden ist, wie es bisher noch
keine allgemeine Kunstgeschichte geliefert hat. Möge
das mit einem solchen Aufwand kostspieliger und vor-
nehmer Veranstaltungen in Szene gesetzte Werk in
etwas beschleunigtem Tempo seinem Abschlüsse ent-
gege n reifen! __________ H.

Le costume et les usages ecclesias t iques
selon la tradition romaine. Par Mgr. .X. Barbier
de Montault. Tome premier. Lethouzey et
Au6, Paris.

Als eine Art von Fortsetzung seines vortrefflichen
Traile pratique de la construction, de l'ameublement
et de la decoration des eglises (welcher hier in Bd. V,
Sp. 326 besprochen wurde), hat der Verfasser ange-
fangen, sein vorliegendes Werk herauszugeben, über
die kirchliche Kleidung, wie sie in Rom gebräuchlich
ist. Seine Hauptabsicht ist, mit dem gegenwärtigen
römischen Bekleidungsusus im weitesten Sinne des
Wortes bekannt zu machen und ihm eine möglichst
grolse Verbreitung zu verschaffen. Das 1. Buch be.
schäftigt sich daher mit den allgemeinen Reg.eln
insoweit sie in den offiziellen Rechlsbüchern, wie in
den verschiedenen Dekreten der Päpste oder Be-
stimmungen von Kardinälen niedergelegt sind. Dem
gewöhnlichen Kostüm mit Einschlufs von Bart,
Tonsur etc. ist das 2. Buch gewidmet, welches 27
Kapitel umfafst, der Chor kl ei düng das 3. Buch,
in dessen 33 Kapiteln alle einzelnen Bestandtheile in
Bezug auf Farbe, Schnitt u. s. w. auf's eingehendste

beschrieben werden, an der Hand von Abbildungen,
welche das Verständnifs wesentlich erleichtern. Da
das Buch einen vorwiegend praktischen Zweck ver-
folgt, so treten die dem Verfasser sonst so geläufigen
archäologischen Untersuchungen hier ganz in den
Hintergrund, und nur seiner äufsersten Vertrautheit
mit der römischen Praxis ist diese detaillirte Zusammen-
stellung zu danken, die um so wärmere Anerkennung
beanspruchen darf, als es ihr an eigentlichen Vor-
arbeiten vollständig gebrach, erst recht in Deutsch-
land, welches diesem Tlieile der kirchlichen Kostüm-
wissenschaft bisher sehr wenig Beachtung geschenkt
hat. — Der Fortsetzung des Werkes, welche nach
dieser erschöpfenden Behandlung der Gegenstände
mit den Personen sich beschäftigen soll, wird daher
grofses Interesse entgegengebracht werden. H.

Das Spitzenklöppeln von Frieda Lipper-
heide. Dieses nachgelassene, überaus empfehlens-
werthe Lehrbuch, dessen erste Lieferung hier in
Bd. X, Sp. 128 angezeigt wurde, hat bereits seinen
Abschlufs gefunden mit. der sechsten Lieferung,
welcher das Bildnifs der Verfasserin beigegeben ist,
nebst einer hauptsächlich die Geschichte dieser
Technik behandelnden Einleitung von Max Heiden.
Für die Wiedereinführung dieser dankbaren Technik
kam es vor Allem auf ein einfaches System, klare,
durch Abbildungen unterstützte Anweisung und über-
sichtliche Gruppirung der einzelnen Vorlagen an, und
wiederum bewährt sich hier in hohem Mafse der prak-
tisch geschulte Sinn und die lehrhafte Manier der Ver-
fasserin, die an der Hand der allen Beispiele zu unter-
richten und auf die neuen Bedürfnisse hinzuweisen
versteht bis in die kleinsten Einzelheiten der Ausfüh-
rung. Vieles war hier neu zu formuliren, für manches
alte Verfahren eine neue Bezeichnung zu gewinnen,
über Material, Arbeitsgeräth u s. w. Auskunft zu er-
lheilen, und das Alles geschieht so knapp, so an-
schaulich, so unmittelbar verwendbar auf der Grund-
lage der jeder Lieferung beigefügten umfänglichen
Tabellen, dafs diese von den Meisten gefürchtete
Technik jetzt im Lichte einer leichten, theilweise
mechanischen Hantirung erscheint, also durch das neue
Lehrbuch eine grofse Schaar emsiger Jüngerinnen ge-
winnen wird als ebenso vieler dankbarer Schülerinnen
der ihrem grofsen Wirkungskreise viel zu früh ent-
rissenen Verfasserin. Schnütgen.

„Der Glücksrad-Kalender für Zeit u. Ewig-
keil" für 1899 reiht sich seinen Vorgängern würdig
an in den von Prof. Gr ü nnes gezeichneten, zum Theil
das Vater Unser illustrirenden Bildern, bei denen aber
Architektur und Ornament dem Figürlichen nicht eben-
bürtig sind. Die beiden von Geiger entworfenen, recht
gut reproduzirten Farbentafeln folgen einer wesentlich
anderen Stilrichtung, zumeist „Das erste hl. Mefsopfer",
dessen ganze Ausstattung an die französischen Heiligen-
bildchen erinnert. Zum Titelblatt und zur Tradition
des vom sei. Klein gegründeten Kalenders stehen
solche zu weichen Produkte nicht im richtigen Ver-
hältnis. (>,
 
Annotationen