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Zeitschrift für christliche Kunst — 19.1906

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187

1906. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 6.

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und erschöpfend dargelegt, daß ihr schwerlich noch
neue Seiten abzugewinnen sind. — Auch die anderen
fünf Gruppen erhalten hier eine die Ikonographie
wesentlich fördernde Beleuchtung, während die daran
sich knüpfende Vergleichung der Portale von Frei-
burg und S. Ursanne (in der Schweiz) mit dem Er-
gebnis der Abhängigkeit des ersteren, die Geschichte
der Architektur um einen schätzenswerten Gesichts-
punkt bereichert. Schnütgon.

Die Bau- und Kunstdenkmäler der Freien
und Hansestadt Lübeck. Herausgegeben von
der ßaudeputation. Band II: Petrikirche, Marien-
kirche, Heil. Geisl-Hospital. Bearbeitet von Bezirks-
bauinspektor Dr. F. Hirsch, Stadtbaurat G. Schau-
mann und Dr. F. Bruns. Verlag von Bernhard
Nöhring. Lübeck 1906. (Preis 12 Mk.)
Daß diese großangelegte Denkmäler-Statistik mit
dem IL Band beginnt, um erst nach Erscheinen des
III. Bandes den I. zu erhalten, hat seinen Grund darin,
daß der I. Band vornehmlich die allgemeine Bau-
geschichte der Stadt behandeln soll, die sich freilich
erst aus den Spezialuntersuchungen ergibt. — Obwohl es
in der geschichtlich wie kunsthistorisch abgeschlossenen
und abgerundeten Stadt an urkundlichen Forschungen
nicht fehlte und auch manche ihrer Denkmäler kritisch
geprüft waren, so bedurfte es doch noch sehr vieler
neuer Untersuchungen und für dieselben des Zusammen-
wirkens tüchtiger Kräfte. Aus demselben ist als reife
Frucht der vorliegende Band hervorgegangen, dem man
auf Schritt und Tritt die ernste, solide Arbeit anmerkt.
Er behandelt drei sehr merkwürdige Bau-
denkmäler mit einem außergewöhnlich reichen
Inhalt. — Bei der P e t r i - und Marienkirche
wird zunächst die Baugeschichte festgestellt, dann die
Gliederung erörtert, unter besonderer Berücksichtigung
der zahlreichen Kapellen. Die Kunst in der Kirche
schließt als der bei weitem umfänglichere Teil an,
denn hier ist eine solche Überfülle von Altären, Tafel-
und Glasgemälden, Bildwerken, Epitaphien, Grab-
platten, Gestühl, so viel Merkwürdiges auf dem Gebiet
der Lettner, Sakramentshäuschen, Kanzeln, Orgeln,
Beleuchtungskörper, liturgischen Geräte usw. aus dem
Mittelalter und den folgenden Jahrhunderten, daß selten
Kircheninventare solche Ausbeute liefern. — Das
Heiligen Geist-Hospital ist ein ganz eigenartiger
Gebäudekomplex, der durch den Umstand, daß er
seine Einrichtung zum großen Teil bewahrt hat, und
in Keller, Küche und Anbauten noch immer seinem
ursprünglichen Zwecke dient, das Interesse in höchstem
Maße erregt als äußerst seltenes mittelalterliches Beleg-
stück. — Die in reichstem Maße zu Hilfe genommene
Illustration ist mit wenigen Ausnahmen ganz vorzüg-
lich, leider die Aufnahme des herrlichen erzgegossenen
Sakramentshauses viel zu klein und ohne Details; auch
von der sogen, ältesten Patene, einer kostbaren Relief-
schmelzarbeit, nicht zwar des XIII., aber doch des
XIV. Jahrb., wäre vielleicht eine schärfere Aufnahme
zu erreichen gewesen. — So bildet der starke, trefflich
ausgestattete Band, in dem Abbildungen und Text
recht gut sich ergänzen, auch ein entzückendes Nach-
schlagebuch, das den Kunsthistoriker erfreut, den
Künstler inspiriert, den gebildeten Bürger und Reisen-
den aufklärt und erhebt. — Zunächst darf dem III. Bande,

der die übrigen Kirchen, Klöster, Privathäuser (außer
dem Dom) behandeln soll, mit allem Vertrauen ent-
gegengesehen werden. Schnüttfen.

Documents d'Art monumental du moyen-
äge. Architecture, sculpture et ferronnerie. Releves
et croquis par Vincent Lenertz, architecte, chef

des travaux graphiques ä l'Universite de Louvain. __

Vromant & Co., 3. Rue de la Chapelle ä Bruxelles. —
Bruno Hessling, Berlin S.W., Anhaltstr. 10.
Diese beiden Hefte in Gr.-Quart vom Oktober 1903
und Juli 1904 mit je 25 Tafeln präsentirren sich als
die Wiedergaben von sehr geschickt (mit Feder und
ganz spärlicher Tönung) geführten Skizzenbüchern, die
mit dem Schluß des XII. Jahrh. anfangend, mit dem
Beginn des XVI. schließend, eine Reihe merkwürdiger
Kirchen und Häuser mit ihrer Monumentalplastik und
mit ihren Holzmöbeln wie eisengeschmiedeten Ver-
zierungen in sehr treuen, die Technik berücksichtigen-
den Abbildungen bieten, durchaus verständlich wie für
den Kunstinteressenten so für den ausübenden Künstler,
dem sie mit vortrefflichen Mustern an die Hand gehen.
— Die überwiegende Zahl ist belgischen Denkmälern,
zumeist kirchlichen gewidmet, jedoch auch Deutschland
ist nicht unberücksichtigt geblieben, vielmehr durch
bauliche Wiedergaben (Andernach, Neuß, Rüdesheim,
Trier usw.), wie besonders durch Schnitzwerk (Xanten,
Köln, Obcrwesel) wohl vertreten. Die Auswahl des
skizzierenden Wanderers, der für die Bedeutung der
Details das volle Verständnis hat, ist sehr geschickt,
und die Art, wie er seine ausgewählten Vorlagen
bietet, sehr ansprechend. Die bescheiden auftretenden
beiden Hefte, die (mit Ausnahme der lokalen Angaben)
auf alle Erklärungen verzichten, werden der verdienten
Würdigung nicht entgehen. Schnütgen.

Die altniederländische Malerei von J. van
Eyck bis Memling. Ein entwickelungsgeschicht-
licher Versuch von Dr. Karl Voll. Textwerk von
328 Seiten und Tafelwerk von 57 ganzseitigen
Bildern in Netzätzung. Poeschel & Knippenberg,
Leipzig 1906. (Preis geb. Mk. 13,—.)
Die Primitifen - Ausstellungen der letzten Jahre
haben die Kenntnis erweitert, die Verlegenheit ge-
steigert hinsichtlich des XV., mehr noch der ersten
Hälfte des XVI. Jahrh. Um die letztere besser kennen
zu lernen, bedarf es einer scharfen Beleuchtung ihrer
Vorgänger, namentlich auf dem klassischen Boden der
altniederländischen Malerei. Diese bietet einer ihrer
besten Kenner, indem er die Hauptmeister des XV.
Jahrh. an ihren authentischen Werken prüft, von denen
57 in dem begleitenden Tafelwerk recht gut wieder-
gegeben sind. ■— Auf die Ergründung des Entwickc-
lungsganges kommt es dem Verfasser hauptsächlich an,
und dafür sind genaue Charakterisierungen, wie scharfe
Scheidungen nötig. Der Rahmen bleibt dabei be-
stehen, obwohl der Verfasser die holländische und
flandrische Art oft genug markiert, innerhalb der
letzteren zwischen flämischer und brabanter Eigen-
tümlichkeit oft genug unterscheidet.—Jan van Eyck
(auf Kosten seines Bruders Hubert, als der eigent-
liche Begründer der Schule, fast zu sehr gefeiert) wird
sehr eingehend geprüft in seiner naturalistischen Herbe
 
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