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1906. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.
378
„Et ita processit in regnum Orientale ad
vitricum suum, nobilem ducem Heinricum, qui
totus festinus occurit ei in Castro Nuenburg
cum maximo cleri plebisque tripudio ubi mater
eius domna Gertrudis memorabilem sor-
tita est sepulturam."
In den Annales Hildeshemenses lesen wir:18)
„Tertio Ottone imperante.
. . . Paschalia vero tempora votive Quidi-
lingaburg celebravit. Pentecostes autem
celebritatem digna __^^^_^^_^__^__
devotione Aquis-
grani feriavit. Quo
tunc ammirationis
causa magni Impe-
ratoris Karoli ossa
contra divinae Reli-
gionis Ecclestica
effodere praecepit,
qua tunc in ab-
dito sepulturae
mirificas rerum
varietates invenit."
Vom Grabmal
der hl. Elisabeth
schreibt Papst Gre-
gor in einer Bulle
v. 30. Mai 1235 :19)
„Gregorius epi-
scopus servus ser-
vorum dei universis
Cristi fidelibus . . .
Cum igitur, sicut
ex parte dilectorum
filiorum . . .precep-
toris et fratrum
hospitalis sancte
Marie in Alemannia
fuit propositum
coram nobis, ipsi
in honorem sancte
Elysabeth apud Marburch, ubi sepultura
ejus miraculorum diversitate refulget,
quandam ecclesiam edificare ceperint opere
sumptuoso, universitatem vestram rogamus . . ."
Auch der Sinn ergibt, daß es sich nicht
um ein gemeinsames Begräbnis handeln kann,
Dom zu Münster. Bischof Dietrich von Ysenburer v 1226 (?).
ls) Leibnitz, »Scriptores rerum Brunsvicensium
illustrationi inservientes.« Tom. 1. (Hannover, 1707.)
S. 721.
19) »Hessisches Urkundenbuch.« (Urkundenbuch
der Deutschorden-Bailei Hessen von A. Wyss.)
(Leipzig, 1879.) Bd. 1, S. 51.
da ja Mechtilde schon 7 Jahre vor Heinrich
dem Löwen gestorben war.
Wenn aber Arnold vor 1209 oder 1212
schon von einem so bemerkenswerten Grab-
mal spricht, dann ist die Möglichkeit gar nicht
abzusehen, daß in dem gewölbten Dom, dessen
Deckengewölbe sogar aus jener frühen Zeit
noch erhalten sind, ein solches Grabmal gegen
1250 oder 1270 schon so abgängig gewesen
sein sollte, daß es erneut werden mußte. Nein
_^_________^^^__ — jene sepultura
satis memorabilis
steht heute noch
vor uns und ist
bald nach dem
Tode Heinrichs des
Löwen (1195) ge-
meißelt worden.
Zu dieser Zeit stim-
men auch die bei-
den Kragsteine un-
terden Füßen Hein-
richs und Mechtil-
dens. Sie ähneln
den Kapitellen und
Kragsteinenzu Hei-
sterbach, begonnen
1202.
Das Standbild
des Bischofs in
der südlichen Vor-
halle am Dom zu
Münster, welcher
den Grundstein
trägt, hält auch ein
Spruchband.
Die Inschrift lautet:
„fELIGORET
MORIOR OPUS
INCHOO FESTA
MARIE
f D ED ICO ST AN AU PIURES SED
TERMIN'UNU'."
[Ich werde erwählt und sterbe
Ich fange den Bau an
Ich widme Maria das Fest
Es sind verschiedene Jahre, aber derselbe Tag.]
Daß man so zu übersetzen hat — die bis-
herigen Übersetzungen treffen, soweit mir
bekannt, nicht zu — ergeben folgende Belege:
Die Chronica episcoporum Monasterien-
sium 20) berichtet:
*°) »Geschichtsquellen des Bistums Münster.«
(Münster, 1851.) Bd. 1, S. 30 ff.
1906. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.
378
„Et ita processit in regnum Orientale ad
vitricum suum, nobilem ducem Heinricum, qui
totus festinus occurit ei in Castro Nuenburg
cum maximo cleri plebisque tripudio ubi mater
eius domna Gertrudis memorabilem sor-
tita est sepulturam."
In den Annales Hildeshemenses lesen wir:18)
„Tertio Ottone imperante.
. . . Paschalia vero tempora votive Quidi-
lingaburg celebravit. Pentecostes autem
celebritatem digna __^^^_^^_^__^__
devotione Aquis-
grani feriavit. Quo
tunc ammirationis
causa magni Impe-
ratoris Karoli ossa
contra divinae Reli-
gionis Ecclestica
effodere praecepit,
qua tunc in ab-
dito sepulturae
mirificas rerum
varietates invenit."
Vom Grabmal
der hl. Elisabeth
schreibt Papst Gre-
gor in einer Bulle
v. 30. Mai 1235 :19)
„Gregorius epi-
scopus servus ser-
vorum dei universis
Cristi fidelibus . . .
Cum igitur, sicut
ex parte dilectorum
filiorum . . .precep-
toris et fratrum
hospitalis sancte
Marie in Alemannia
fuit propositum
coram nobis, ipsi
in honorem sancte
Elysabeth apud Marburch, ubi sepultura
ejus miraculorum diversitate refulget,
quandam ecclesiam edificare ceperint opere
sumptuoso, universitatem vestram rogamus . . ."
Auch der Sinn ergibt, daß es sich nicht
um ein gemeinsames Begräbnis handeln kann,
Dom zu Münster. Bischof Dietrich von Ysenburer v 1226 (?).
ls) Leibnitz, »Scriptores rerum Brunsvicensium
illustrationi inservientes.« Tom. 1. (Hannover, 1707.)
S. 721.
19) »Hessisches Urkundenbuch.« (Urkundenbuch
der Deutschorden-Bailei Hessen von A. Wyss.)
(Leipzig, 1879.) Bd. 1, S. 51.
da ja Mechtilde schon 7 Jahre vor Heinrich
dem Löwen gestorben war.
Wenn aber Arnold vor 1209 oder 1212
schon von einem so bemerkenswerten Grab-
mal spricht, dann ist die Möglichkeit gar nicht
abzusehen, daß in dem gewölbten Dom, dessen
Deckengewölbe sogar aus jener frühen Zeit
noch erhalten sind, ein solches Grabmal gegen
1250 oder 1270 schon so abgängig gewesen
sein sollte, daß es erneut werden mußte. Nein
_^_________^^^__ — jene sepultura
satis memorabilis
steht heute noch
vor uns und ist
bald nach dem
Tode Heinrichs des
Löwen (1195) ge-
meißelt worden.
Zu dieser Zeit stim-
men auch die bei-
den Kragsteine un-
terden Füßen Hein-
richs und Mechtil-
dens. Sie ähneln
den Kapitellen und
Kragsteinenzu Hei-
sterbach, begonnen
1202.
Das Standbild
des Bischofs in
der südlichen Vor-
halle am Dom zu
Münster, welcher
den Grundstein
trägt, hält auch ein
Spruchband.
Die Inschrift lautet:
„fELIGORET
MORIOR OPUS
INCHOO FESTA
MARIE
f D ED ICO ST AN AU PIURES SED
TERMIN'UNU'."
[Ich werde erwählt und sterbe
Ich fange den Bau an
Ich widme Maria das Fest
Es sind verschiedene Jahre, aber derselbe Tag.]
Daß man so zu übersetzen hat — die bis-
herigen Übersetzungen treffen, soweit mir
bekannt, nicht zu — ergeben folgende Belege:
Die Chronica episcoporum Monasterien-
sium 20) berichtet:
*°) »Geschichtsquellen des Bistums Münster.«
(Münster, 1851.) Bd. 1, S. 30 ff.