6?
1910. _ ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3-
68
Von dieser östlich hinter dem Domchor am
Abhang des Domhügels gelegenen, 1817 ab-
gebrochenen Stiftskirche Maria-Graden -— einer
Gründung des h. Anno — sind der gotische
Ostchor und das Querschiffsichtbar, welche Teile
auch besonders deutlich auf den Stadtansichten
Woensams und Hollars zu erkennen sind und
von einem Neubau zu Ende des XIV. Jahrh.
herrührten28). Im Gegensatz zu den ge-
nannten Prospekten, die übereinstimmend das
südliche Querschiff dreijochig mit drei Fenstern
Die an den Treppen gelegenen Häuser
waren größtenteils KanonikerwohnungenM),
die drei an der nördlichen Treppe, darunter
eins mit spätromanischen Dreipaßblenden, sind
noch dieselben wie auf Woensams Prospekt;
dahinter kommt der Turm der Lupuskirche
zum Vorschein.
S. 70: S. Severin, von Süden.
Der äußerliche Zustand der Kirche ist bereits
derselbe, wie vorder Restauration seit 1880, nur
sind die kleinen Pyramiden an den Ecken der
Abb 5. S. Pantaleon.
zeigen, hat die Finckenbaumsche Skizze hier
offenbar irrtümlich nur • zwei Achsen, deren
Fenster infolgedessen übertrieben breit sind.
Hinter dem Chor sieht man die Pyramide des
Dachreiters und dahinter den Domchor.
Der Abhang vor der Kirche mit den seit-
lichen Treppen, die der Kirche ihre Bezeich-
nung gaben, hat keineswegs die sauber abge-
glichene Form, die Mercators Plan von 1571
zeigt. Verschiedene Gruppen an ihm spielen-
der Kinder lassen vermuten, daß er ein bevor-
zugter Spielplatz der Kölner Jugend war.
28) 1394 wurde der Neubau begonnen, 1403 der
neue Chor gewölbt: Keussen, a. a. O. II S. 302.
Chortürme bis auf eine, soweitsichtbar, noch vor-
handen. Im Vordergrund die Immunitälsmauer,
hinten verschiedene zum Stift gehörige Gebäude.
S. 72: S. Mauritius, von Südost.
Diese als eines der ältesten deutschen Bei-
spiele des Gewölbebaues nach gebundenem
System (erbaut um 1140) berühmt gewordene
Kirche, besonders auch wegen ihrer Türme
interessant, ist das letzte und zugleich das be-
deutendste der im XIX. Jahrh. abgebrochenen
kirchlichen Bauwerke Kölns. Die Nieder-
legung der Kirche erfolgte im Jahre 1860.
ä») Keussen a. a. O. II 303.
Nr. 155.
Plankammer
1910. _ ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3-
68
Von dieser östlich hinter dem Domchor am
Abhang des Domhügels gelegenen, 1817 ab-
gebrochenen Stiftskirche Maria-Graden -— einer
Gründung des h. Anno — sind der gotische
Ostchor und das Querschiffsichtbar, welche Teile
auch besonders deutlich auf den Stadtansichten
Woensams und Hollars zu erkennen sind und
von einem Neubau zu Ende des XIV. Jahrh.
herrührten28). Im Gegensatz zu den ge-
nannten Prospekten, die übereinstimmend das
südliche Querschiff dreijochig mit drei Fenstern
Die an den Treppen gelegenen Häuser
waren größtenteils KanonikerwohnungenM),
die drei an der nördlichen Treppe, darunter
eins mit spätromanischen Dreipaßblenden, sind
noch dieselben wie auf Woensams Prospekt;
dahinter kommt der Turm der Lupuskirche
zum Vorschein.
S. 70: S. Severin, von Süden.
Der äußerliche Zustand der Kirche ist bereits
derselbe, wie vorder Restauration seit 1880, nur
sind die kleinen Pyramiden an den Ecken der
Abb 5. S. Pantaleon.
zeigen, hat die Finckenbaumsche Skizze hier
offenbar irrtümlich nur • zwei Achsen, deren
Fenster infolgedessen übertrieben breit sind.
Hinter dem Chor sieht man die Pyramide des
Dachreiters und dahinter den Domchor.
Der Abhang vor der Kirche mit den seit-
lichen Treppen, die der Kirche ihre Bezeich-
nung gaben, hat keineswegs die sauber abge-
glichene Form, die Mercators Plan von 1571
zeigt. Verschiedene Gruppen an ihm spielen-
der Kinder lassen vermuten, daß er ein bevor-
zugter Spielplatz der Kölner Jugend war.
28) 1394 wurde der Neubau begonnen, 1403 der
neue Chor gewölbt: Keussen, a. a. O. II S. 302.
Chortürme bis auf eine, soweitsichtbar, noch vor-
handen. Im Vordergrund die Immunitälsmauer,
hinten verschiedene zum Stift gehörige Gebäude.
S. 72: S. Mauritius, von Südost.
Diese als eines der ältesten deutschen Bei-
spiele des Gewölbebaues nach gebundenem
System (erbaut um 1140) berühmt gewordene
Kirche, besonders auch wegen ihrer Türme
interessant, ist das letzte und zugleich das be-
deutendste der im XIX. Jahrh. abgebrochenen
kirchlichen Bauwerke Kölns. Die Nieder-
legung der Kirche erfolgte im Jahre 1860.
ä») Keussen a. a. O. II 303.
Nr. 155.
Plankammer