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Zeitschrift für christliche Kunst — 23.1910

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Rahtgens, Hugo: Kölner Architekturbilder in einem Skizzenbuch des XVII. Jahrhunderts, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4155#0061

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75

1910.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.

76

Jahre 1650-, hervor, das ihn an derselben
Stelle erkennen läßtS5). Der Form der Blenden
nach scheint der Aufbau im Anfang des
XIII. Jahrh. ausgeführt zu sein, als auch der
Westbau entstand. Ähnliche giebelförmige
Fensterumrahmungen besaß auch eine abge-
brochene romanische Fassade bei S. Peter in
Köln 36).

Die Vorhalle mit dem merkwürdigen Gemisch
von romanischen, gotischen und Renaissance-
elementen ist zwar, wie auch das Übrige, derb
skizziert, aber doch im wesentlichen richtig.

S. 79: S. Jakob mit S. Georg, von
Nordwest.

Die Darstellung ist ähnlich wie auf der
kurz vor dem 1825 erfolgten Abbruch der
Jakobskirche angefertigten Lithographie von
Wünsch37); nur auf
dem Westbau von
S. Georg noch der
oben erwähnte ältere
Holzturm, dagegen der
Zustand von S. Jakob
im wesentlichen wie
bis zum Abbruch der
Kirche: der Turm
ohne Helm, aber noch
mit gotischer Maß-
werkbalustrade, die
später durch eine
einfachere Brüstung
ersetzt wurde, das
nördliche Seitenschiff
zweigeschossig mit Renaissancegiebel auf der
Westseite, allerdings in starker Verzeichnung.

S. 80: Gr. S. Martin, vom Rhein ge-
sehen, mit drei Flankierungstürmen.38)

Vorn rechts das 1558—62 erbaute Fisch-
kaufhaus (sog. Stapelhaus) mit Zinnenbekrönung
und einem Erker an der Ecke, links ein Mauer-
turm mit hölzernem Aufbau, wie ihn auch
die größeren Stadtansichten deutlich zeigen,

Abb. 9. Das Ehrentor

3ä) Köln. Ilist. Mus.: Pläne und Ansichten Nr. 436.
Einen ähnlichen Aufbau über dem südlichen Seiten-
schiff von S. Pantaleon zeigt auch die oben erwähnte
Zeichnung dieser Kirche vom Jahre 1544 im Braun-
schweiger Museum. Beim Umbau der Pantaleonskirche
1621 wurde dieser Bauteil beseitigt, da ihn die
jüngeren Ansichten der Kirche nicht aufweisen.

86) Köln u. s. Bauten S. 81. — Boisseree,
»Baudenkm. d. Niederrh.« Taf. 34.

37) Wey er , Sammlung von Ansichten (1827) S. 11.

,8) Der vierte an der Südwestecke stürzte 1527 ein.

und zwischen beiden eine Mauer mit Renais-
sancetor : die Fischpforte; dahinter, den Chor
der Kirche zum Teil verdeckend, ein auf
Bögen vorgekragter Fachwerkbau.

S. 81: S. Marien-Garten (S.Maria in
horto), von Süden. (Abb. 8.)

Auch von dieser anfangs des XIX. Jahrh.
abgebrochenen, zwischen der Mariengarten-
straße und dem heutigen Appellhofplatz ge-
legenen Kirche eines Zisterziensernonnen-
Klosters war bisher noch keine Abbildung be-
kannt; auf den alten Stadtansichten ist sie
nur schlecht zu erkennen.

Wie Finckenbaums Skizze zeigt, war die
Kirche ein Bau des Übergangsstils mit halb-
kreisförmiger Apsis und einem schlichten
Dachreiter; am Obergaden des Mittelschiffs
die übliche. Lisenen-
gliederung mit Rund-
bogenfries und sieben
Fächerfenstern. Im
sichtbaren Seitenschiff
jüngere gotische Maß-
werkfenster, in der
Mitte ein schlichtes
Portal mit einem Vor-
dach. Zwischen Seiten-
schiff und Apsis eine
Kapelle oder Sakristei.
Das Kloster „Ortus
s. Marie" wird zuerst
um 1220 und 1221 er-
wähnt39). Der Kirchen-
bau fällt aber erst in das zweite Viertel des
XIII. Jahrh. *°)

Die Kirche besitzt große Ähnlichkeit mit
der gleichfalls abgebrochenen des ehemaligen
Klosters Sion oderSayn bei S. Severin in Köln;
auch dies war ein im zweiten Viertel des
XIII. jahrh. gegründetes Zisterziensernonnen-
Kloster41), wodurch sich die Verwandtschaft
beider Kirchen erklärt, nur hatte die Apsis

l9) Keussen a. a. O. I S. 362.

40) 1232 erste Erwähnung der Kirche; 1244 Ab-
laßerteilung für die Fördeier des Kirchenbaues, ebenso
auch noch 1252 zugunsten der Vollendung der Kirche:
Keu ssen a. a. O.

41) Ursprünglich (seit 1229) befand sich hier frei-
lich ein Minoritenkloster, das aber bald an die Stelle
der jetzt nocherhaltenenMinoritenkirchein derKolumba-
pfarre verlegt wurde. Sicher schon 1247 ist das Kloster
Sion als Zisterzienserkloster bezeugt (Keussen a. a.O.
II. 198). Die Tradition, nach welcher das Kloster
schon 1221 gegründet sei, ist dagegen wenig glaubhaft.
 
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