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Zeitschrift für christliche Kunst — 23.1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.4155#0154

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223

1910. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.

224

vorbildlich zu sein bei v. Sybel: die starke Heran-
ziehung heidnischer Vorbilder und liturgischer wie
dogmengeschichtlicher Momente, in welche die für
christliche Gebrauchszwecke gearbeiteten Gegenstände
ja doch immer eingebettet liegen. Fritz Witte.

Clemens Brentano und Edward vonSteinle,
Dichtungen und Bilder herausgegeben von Alexander
von Bernus und Alphons M. von Steinte.
KLöselscher Verlag, Kempten und München o. I.
Geh. ö.—, Geb. M. 6.—.
"Wir leben in der Periode, in welche die hundert-
jährigen Geburtsfeiern der Männer der Romantik fallen.
Clemens Brentano und Edward von Steinle standen ja
mitten in der Bewegung, und uns muß eine Veröffent-
lichung ihrer Werke heute von besonderem Werte er-
scheinen, zumal wenn sie so unmittelbar zu uns sprechen
wie die in diesem stattlichen Buche veröffentlichten.
Wie Künstler verschiedener Gebiete sich gegenseitig
erfolgreich durch ihre Werke befruchten können, zeigt
der Verkehr zwischen Brentano und Steinle. Manches
interessante Streiflicht fällt dabei auf die eigenartigen
Begriffe von wahrer Kunst, wie sie Brentano und
andere Männer des geistigen Lebens von damals hatten.
Der eine Satz, den Brentano an Steinle im Jahre 1839
schreibt (Seite 20): „. . .es ist mir zu herkömmlich;
soll aber das Heikömmliche nicht an das Monotone
und Langweilige grenzen, so muß es im höchsten Grade
schön und begeistert und großartig sein . . . dann
war ich auch nie ein Gönner jener kurios aufgesperrten
Overbeckschen Engelsmäuler, die ebensogut Makkaroni
äßen als sängen" charakterisiert die ganze Anschauung-
Brentanos von wahrer Kunst. Die Sammelarbeit der
Herausgeber hat sich reichlich gelohnt und ein illustriertes
Gedicht- und Prosabuch in solcher Fassung und solch'
vornehmer Ausstattung liest man gern, zumal, wenn
es uns so schöne Sächelchen wie „Die mehreren Weh-
müller" und die „Chronika des fahrenden Schülers"
vorsetzt. Hier und da hätte man einigen verbindenden
und erklärenden Text bringen können, um auffällige
Begleiterscheinungen auf die Lebensanschauungen der
Zeit zurückzuführen, die manchem Leser nur schwer
faßlich sein werden. Vielleicht hätten kurze Noten
hier genügt.

Die Austattung des Werkes ist stimmungsvoll,
paßt sich ganz dem Inhalte des Buches an. Daß so
manches Bild von Steinles Hand den meisten Lesern
unbekannt sein wird, ist eine bedeutsame Empfehlung
für das Buch. Fritz Witte.

VomDictionnaire dArcheologie chretienne
et de Liturgie behandelt der fasc. XXI die Worte
Catechumenat—Cella. — Die in archäologischer Hinsicht
bedeutsamsten, zugleich durch ihren reichen Bilder-
schmuck hervorragendsten Artikel dieses Heftes tragen
die Überschriften: Caucase, Cecile (Crypte et
Basilique), Ceinture, Celibat, Celius (Maison
du) und sind, wie mehrere andere, von Leclercq ver-
faßt. — Die Kirche von Chersones mit ihren merk-
würdigen Reliefs, die berühmten Goldfunde von
Kertsch, die Kathedrale und sonstigen Kirchen
zur Etschmiadzin, Sgoghakath, Ani, und was aus

diesen alten Kulturstätten an Ausstattungsgegenständen
erhalten geblieben ist, namentlich der berühmte Elfen-
beinbuchdeckel, sind glänzende Beiträge zur altchrist-
lichen Kunstgeschichte. — Die Krypta und Basilika
der hl. C ä ci 1 i a mit ihren Fresken, Inschriften, Mosaiken
sind die Glanzerscheinungen dieses Heftes. — Der
Artikel Ceinture bringt zur Geschichte des Gürtels
und besonders seiner reichverzierten Metallschließen
(an denen ja die antiken und frühmittelalterlichen
Techniken am glänzendsten sich entfaltet haben)
kostbare Beiträge. — Was von der Basilika der hl.
Johannes und Paulus, wie vom Hause des Pammachius
an Mauerwerk wie an Fresken erhalten geblieben ist,
wird registriert unter Beigabe mehrfacher Abbildungen,
unter denen auf einer Farbentafel die Darstellung
eines Martyriums. — Also wiederum eine enorme
Ausbeute, die durch mehr als 80 Illustrationen be
sondere Bedeutung gewinnt. Schnütgen.

Allgemeines Lexikon der bildende n Künst-
ler von der Antike bis zur Gegenwart.
Herausgegeben von Thieme u. Becker. Vierter
Band. Bida — Brevoort. — Engelmann in Leipzig
1910. (Pr. M. 32).

Daß dieses für die kunstgeschichtlichen Studien
außerordentlich bedeutsam: Werk so raschen Fortging
nimmt, ist, außer der völligen Hingabe der beiden
Herausgeber, dem gewaltigen (320 zählenden) Mit-
arbeiterstabe zu danken. Nur auf diesem Wege ist
die Vollständigkeit, Zuverlässigkeit und Aktualität zu
erreichen, welche die Hauptvorzüge des Buches bilden,
dessen Literaturangaben ein ungemein dankenswertes
Hilfsmittel für die bezüglichen Studien bilden. Nimmt
man hierzu den Vorzug der klaren Disposition, die
mit der Fülle vollkommene Übersichtlichkeit verbindet,
so kann das hier wiederholt ausgesprochene Urteil
höchster Anerkennung immer nur wiederholt und be-
stätigt werden. SchnUtgen.

Ludwig Richter von Dr. Hyazinth Holland.

Mit 66 Abbildungen. Verlag der Gesellschaft für

christliche Kunst in München.
Das hier bereits Bd. XXII Sp. 281 angezeigte
erste, von der „Allgemeinen Vereinigung für christ-
liche Kunst" unter dem Titel: „Die Kunst dem
Volke" herausgegebene, reich illustrierte und trotz-
dem nur 80 (bzw. 50) Pf. kostende Heft hätte schneller
verdient, einen Nachfolger zu erhalten. — Als Entschul-
digung für das Warten mag der Umstand gelten, daß er
sehr gut geraten. — Der greise Kunstschriftsteller hat
zur Behandlung einen Künstler gewählt, dessen Gemüts-
tiefe er teilt und persönliche Bekanntschaft ergenossen hat.
— Auf 40 Kleinfolioseiten werden 66 Bilder des sinnigen
Künstlers reproduziert, der das Volk in seinem kirchlichen
und familiären Leben, im Hause und in der Landschaft,
in der Wirklichkeit und Sage so trefflich zu schildern
verstanden hat, reizvolle Aquarelle und Zeichnungen,
die vortrefflich wiedergegeben sind und ungemein
sympathisch berühren, zumal in Verbindung mit dem
sie begleitenden Text, der für den Lebenslauf und
Entwicklungsgang des Meisters so warme und zutreffende
Worte findet. Ein echtes Volksbuch! h.
 
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