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Zeitschrift für christliche Kunst — 23.1910

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Braun, Joseph: Die englischen Alabasteraltäre
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https://doi.org/10.11588/diglit.4155#0170

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245

1910.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 8.

246

hl. Katharina dar: die Heilige vor Maximin,
die Heilige im Gefängnis, den Versuch, sie zu
rädern, ihre Enthauptung und ihr Begräbnis,
dann die hl. Barbara und die hl. Katharina.
Die Baldachinchen haben sich nur bei zweien
der Tafeln erhalten, den beiden seitlichen
Tafeln des Schreines, nicht beim mittleren
Relief und ebenso nicht bei den Reliefs der
Flügel.

Von dem Charakter der Reliefs war schon
die Rede. Was die Eigenart der Altäre, in
welche die Reliefs eingefügt wurden, anlangt,
so ist vor allem zu bemerken, daß sie stets
als Flügelaltäre auftreten, und zwar wurden
auch in den Flügeln gerade wie im Schreine
Reliefs angebracht. Aulfallend ist die geringe
Höhe der Aufsätze. Sie zeigen in dieser
Beziehung,

verglichen
mit den

gleichzei-
tigen deut-
schenAltar-

schreinen,
eine ältere

Entwick-
lungsstufe,
ähnlich den

französi-
schenAltar-

schreinen
des XIV.
und XV.

Jahrh.,

denen ebenfalls nur eine verhältnismäßig
geringe H öhe eigen zu sein pflegte. Nur, daß die
Alabastertafeln noch zäher als die französischen
Retablen an der geringen Höhenentwicklung
festhielten. — Was die Gesamterscheinung der
Altäre betrifft, so lassen sich zwei Typen unter-
scheiden, Schreine mit Überhöhung in der
Mitte und horizontal abschließende Schreine.
Mit architektonischen Aufbauten scheinen die
Alabas'teraltäre nie versehen worden zu sein.
Ihre Bekrönung besteht lediglich in einem
Kamm, wie er auch bei den mecklenburgischen,
pommerischen, dänischen, holsteinischen Al-
tären, kurz bei den Altären der Länder an
den Ostseeküsten, ein Charakteristikum bildet.
Bezüglich der Weise, in der die Reliefs den
Aufsätzen eingefügt sind, haben wir ebenfalls
zwei Typen zu unterscheiden. Bei dem einen
sind zierliche Alabasterbaldachinchen über den

Abb. 3.

Tafeln angeordnet, beiden anderen, einfacheren,
sind diese lediglich in schlichten Rahmen ange-
bracht, die als einziges Profil eine breite
Schräge aufweisen. Ein vortreffliches Beispiel
eines überhöhten Altars, der über den Relief-
tafeln Baldachinchen besitzt, ist die Alabaster-
retable im Museo Nazionale zu Neapel, das
eines horizontal endenden Schreines, in welchem
zugleich die Bildwerke mit bloßen Rahmen
versehen sind, der auch durch seine gute Er-
haltung so beachtenswerte Aufsatz im National-
museum zu Kopenhagen.

Über die Herkunft der Alabasterreliefs
sind verschiedene Ansichten ausgesprochen
worden. Die einen haben in ihnen franzö-
siche Arbeiten sehen wollen, und als solche
sind denn auch, oder waren doch wenigstens,

die im
Cluny-Mu-
seum be-
findlichen
Tafeln be-
zeichnet.
Andere,wie
Darcel und

Bouillet,
dachten an
flandrische
Provenienz,
oder sahen,
wie Coura-
jod und
Destree, in
ihnen italie-
nische Erzeugnisse. Viktor Gay glaubte
sich für den Jura als Heimat der Tafeln
entscheiden zu sollen. Allein alle diese
Meinungen sind unzutreffend. Die Reliefs
bzw. die Alabasteraltäre sind, wie auch
schon seinerzeit in dem eingangs erwähnten
Aufsatz des Herausgebers dieser Zeit-
schrift gesagt wurde, englischen Ursprungs,
Werke der englischen „Alablastermen", die
seit der Mitte des XIV. Jahrh. bis ins zweite
Viertel des XVI. eine reiche Tätigkeit ent-
falteten. Es waren außer Grabmonumenten
und Statuen namentlich Devotionsaltärchen
mit dem Haupt des hl. Johannes des Täufers
und Altaraufsätze, was aus ihren Händen
hervorging. Die älteste Kunde über einen
Alabasteraltar erhalten wir um das Jahr 1368.
Er wurde von Meister Peter aus Notting-
ham für die Königliche Kapelle zu Winds
 
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