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Zeitschrift für christliche Kunst — 23.1910

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Schnütgen, Alexander: Die Sammlung Schnütgen, [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4155#0181

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Abhandlungen.

Die Sammlung Schnütgen VI.

(Mit Abbildung 6 —
Tafel IX.)

och enger, wie im
Saal, sind in dem
anstoßenden, klei-
neren Zimmer die
Gegenstände zu-
sammengedrängt.
Sie sind aber nicht
so mannigfaltig
hinsichtlich der Arten, wie der Größenverhält-
nisse. Zwar fehlt es auch hier nicht an Werken
der Plastik und der Malerei, aber diese treten
dem Metall gegenüber ganz in der Hinter-
grund, so daß der Raum mit Recht als Gold-
schmiedezimmer bezeichnet wurde. —
In hochaufragenden nicht verglasten Gestellen,
sowie in einigen Stand- und Hängevitrinen
waren die Einzelheiten immerhin noch an-
schaulich untergebracht, gut beleuchtet durch
das eine große Fenster. — Den Mittelpunkt
der hier nur etwas mehr als halb abgebildeten
Längs wand bezeichnet die ebenfalls nur
in starker Hälfte erscheinende Tafel, die, fast
bis auf den Boden herunterreichend, weit über
100 Bronzekreuze und Kruzifixe zeigte. In
chronologischer Reihenfolge, so gut die Dichtig-
keit der Gruppierung sie zuließ, bieten sie
einen ungemein lehrreichen Überblick über
den Entwicklungsgang dieser ikonographisch
so wichtigen Gruppe, vom V. bis ins XVIII.
Jahrh., bei starkem Überwiegen der älteren
Periode. Aus orientalischen, deutschen, (nament-
lich rheinischen und westfälischen), italienischen,
franzöischen, spanischen Fundstätten zusammen-
gesetzt, ist sie selbst in dieser kleinen, weil
sehr scharfen, Wiedergabe geeignet, die ein-
zelnen Phasen zu illustrieren. Aus den langen
dichten Reihen besonders charakteristische
Exemplare herauszugreifen, würde hier zu weit
führen, zumal solche bereits in dieser Zeitschrift
(Bd. XXI, Tafel V, VI, VII) abgebildet und
beschrieben sind. Vom grünen Grund hoben
sie sich, zumeist vergoldet, wirkungsvoll ab,
mit der weiteren Umgebung auf ziegelrotem
Fond harmonisch zusammengestimmt. — Über
ihnen paradieren gotische Kreuze und Osten-
sorien, die zu den Glanzstücken der Samm-

lung zählen und ebenfalls in der Zeitschrift
(Bd. XX, Tafel III und IX. Bd. XXII, Tafel V)
veröffentlicht sind, vor allem die deutlich
erkennbare Ciborienmonstranz. — Die Mon-
stranzen der obersten Reihe sind zumeist in
Barockformengehalten. — Der Aufbau daneben,
kirchliche Gefäße und Geräte vor-
nehmlich des späteren Mittelalters zeigend,
zum Teil hintereinander gestellt, liefert zur
Geschichte des Kelches, Ciboriums, vor-
nehmlich der aus diesem hervorgegangenen
Monstranz, wie des Rauchfasses, Leuch-
ters usw. so zahlreiche Beiträge, daß der
ganze Entwicklungsgang derselben aus ihnen
hervorgeht; Deutschland, besonders die Rhein-
lande, und Italien beherrschen fast ausschließ-
lich diese kostbare Kollektion. — Zu ihr
kommen noch Aquamanilien, Weihwassergefäße,
Schellen, Mörser usw. hinzu, bis auf den
Boden herunterreichend, zum Teil durch die
Vitrine hindurchscheinend. —Links macht sich
eine figurierte Chorstuhlwange westfälischen
Ursprungs bemerkbar und über derselben die
Cimeliengruppe, dieaus zweiTragaltärchen,
drei Reliquiengefäßen und der Perlenpyxis,
sämtlich dem XI. bis XIII. Jahrh. angehörig,
sowie aus zwei Krankenversehkreuzen und
mehreren Standkreuzehen des XV. Jahrh. be-
steht, auserlesene in den drei letzten Jahrgängen
der Zeitschrift wiederholt besprochene Objekte.
— Die Hängevitrine darüber läßt eine
große Anzahl kleinerer Gegenstände: Pokale,
Ölgefäße, Pomellä usw. erkennen, wie sie selten
begegnen. — Darüber erscheint in schwacher
Beleuchtung eine der Johannesschüsseln, des
Weiteren eine Reihe hölzerner Reliquienbüsten,
welche den Abschluß bildet.

Der den Vordergrund beherrschende Pult-
schrank hat links zahlreiche Erzeugnisse des
Lederschnitts aufgenommen, zumeist aus Italien
stammende Kasetten und Reliefs des XIV.
und XV. Jahrh. — Der rechte nur zum Teil
abgebildete Behälter zeigt aus den verschieden-
sten Materialien und in den mannigfaltigsten
Techniken (Knochen, Elfenbein, Holz, Eisen,
Kupfer, Seide, Papiermache, Stickerei usw.)
hergestellte Kästchen, profanen und kirchlichen
Ursprungs, kultur- und kunstgeschichtlich höchst
lehrreich, wie der ganze Inhalt des Gold-
schmiedezimmers. Schnütgen.
 
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