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Zeitschrift für christliche Kunst — 23.1910

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Braun, Joseph: Die spätrömischen Stoffe aus dem Sarkophag des hl. Paulinus zu Trier
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https://doi.org/10.11588/diglit.4155#0193

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281

1910. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST _ Nr. 9.

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Kreuzchen selbst einen kreuzförmigen auf-
weisen. Über die Stoffe hat, wie über den
ganzen übrigen Befund des Schreines, in dem
die Reliquien geborgen waren, seinerzeit
Fr. Schneider in Heft LXXVIII (1884) S. 167 ff.
unter Beigaben von Skizzen der Stoffmuster
eingehenden Bericht erstattet. Die Gewebe
werden darin, und zwar auf Grund ihrer Muste-
rung, als spätrömische Erzeugnisse bezeichnet.
„Wir dächten, daß das Zeugnis der Stoffe
bestimmt genug spricht, um auf ihren Ursprung
inderrömischenKulturperiodezurückzuweisen."

des Alters der beiden Gewebe höchst wich-
tiger Fund, von dem ich durch den nunmehr
verstorbenen ehemaligen Pfarrer von St. Paulin
von Kloschinsky Kenntnis erhielt, läßt keinen
Zweifel daran, daß die Stoffe spätrömisch
sind. Bei einer Durchsuchung der in der
Krypta aulbewahrten Überreste derselben
stieß nämlich der Küster von St. Paulin auf
ein Stück des vorhin an zweiter Stelle be-
schriebenen Gewebes, welches ein äußerst
wichtiges Dokument, die Produktionsmarke,
aufwies. Dieselbe ist nicht mehr vollständig

Man kann füglich bezweifeln, ob die Muste-
rung als solche und allein zu diesem Schlüsse
eine genügende Unterlage bot; denn erstens
kennen wir nur äußerst wenig von den spät-
römischen Gewebemustern, da sich davon fast
soviel wie nichts erhalten hat, und zweitens
ist nicht abzusehen, warum nicht zuletzt auch
noch in der nachrömischen Zeit Stoffe mit
Mustern, wie sie uns auf den beiden Trierer
Stoffen entgegentreten, angefertigt worden
sein sollen oder angefertigt worden sein können.
Wie dem aber auch sein mag, sachlich hat
Schneider mit seiner Datierung recht. Ein
in jüngerer Zeit gemachter, für die Bestimmung

erhalten, aber leicht zu ergänzen; sie lautet:
ORENTIA OF, d. i.FLORENTIA OFFICINA
(vgl. die Abbildung)1). Die Inschrift, welche
ringsum von einer rechteckigen linearen Ein-
fassung umgeben ist, wurde wie diese Ein-
fassung dem Stoff nachträglich eingestickt,
also nicht eingewebt. Erhalten haben sich
von dem zum Sticken gebrauchten Material
leider nur schwache Spuren, doch sind die
von dem Faden gemachten Löchlein im Stoffe
in aller Klarheit und Deutlichkeit geblieben.

') Die Photographie des Stoff-Fragmentes erhielt
ich von Herrn Pfarrer von Kloschinsky, dem eine
Veröffentlichung derselben am Herzen lag.
 
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