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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 3.1909/​10

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Kramer, M.: Die Umbauten am nördlichen Seitenschiff der Sebalduskirche zu Nürnberg
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Italienisches Referat
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https://doi.org/10.11588/diglit.22223#0056

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42 Italienisches Referat.

gemacht, indem durch teilweisen Abbruch der Säulen ein breiter Zugang vom Dach-
boden aus geschaffen wurde. Diese hölzerne Empore wurde um die Mitte des XIX. Jahr-
hunderts abgebrochen, wobei die fehlenden Säulchen der Triforien in sehr mangelhafter
Weise wieder ersetzt wurden. Eine gleichzeitige zweite tiefere Galerie befindet sich
heute noch im Seitenschiff an der inneren Umfassungsmauer und ist von der Straße
aus zugänglich.

Beim letzten Umbau des Jahres 1895 hat neben dem schon erwähnten flacheren
Dach eine Neuherstellung der Fialenendigungen der Strebepfeiler und Giebel sowie der
Galerien über dem Hauptgesims und Portal stattgefunden. Bei diesen Arbeiten hat
sich die Notwendigkeit ergeben, die konstruktiven Nachteile, welche durch rücksichtslose
bauliche Eingriffe früherer Zeit hervorgerufen waren, zu beseitigen. Im übrigen aber
sind alle Spuren und Anhaltspunkte für die Feststellung früherer Bauanlagen sorgfältig
erhalten geblieben.

Italienisches Referat.

Von Dr. phil. Bernd Curt Kreplin.

I. Denkmalschutz.

In der ersten Sitzung des Gonsiglio Superiore
delle Antichitä e delle Arti am 24. Januar wurde
die Errichtung von Provinzialdirektionen in An-
cona, Bari, Siena, Siracusa und Verona beschlossen.
Der Minister erstattete ferner Bericht über drei
Spezialgesetze, betreffend die Diokletiansthermen
in Rom, Restaurationen in S. Marco in Venedig
und die Erhaltung des Grabmals der Galla Pla-
cidia in Ravenna. Es wurden ferner in den Con-
siglio Generale berufen D. Comparetti und A. Sa-
hnas für die erste Sektion (Archäologie), C. Boito,
A. Venturi, Primo Levi, Molmenti u. a. in die
zweite Sektion (mittelalterliche und neuere Kunst).

Der großartige Bebauungsplan für die Stadt
Rom, den der Architekt San Just de Teulada
ausgearbeitet hat und der für die nächsten 25 Jahre
berechnet ist, macht jetzt den Weg durch die
verschiedenen Instanzen, um Gesetz zu werden.
Durch ihn ist das historische Stadtbild wieder mit
einschneidenden Änderungen bedroht. Nachdem
glücklich die Aufschließung der Piazza Navona
verhütet wurde, soll das ganze Quattrocentroviertel
zwischen Tiber und Piazza Navona zerstört werden.
Die neue große Verbindungsstraße zwischen Piazza
Colonna und Engelsbrücke bedroht u. a. mit dem
Untergang: Palazzo Niccolini an Piazza Golonna,
Pal. Cini, Pal. dei Ginque-Albertoni, Pal. Capranica,
Palazzo del Vicariato, den kleinen angeblich von
Peruzzi erbauten Ginquentopalast in Via delle
Cinque Lüne, die Casa dei Boccapaduli in Via

delle Goppelle und Palazzo Gastagna; die Häuser
bei Palazzo Lancellotti, die Gasette dei Orsini,
den Palazzo - di Drago usw. Verschwinden soll
auch der malerische Arco di Sant' Agostino, wie
das «Immagine del Ponte» benannte Tabernakel
des Ant. da Sangallo bereits den Platz räumen
mußte. Die ganze Nordseite der Via Coronari
mit ihren alten Palästen wird der neuen Straße
zum Opfer fallen müssen. Weiteres Unheil
droht von einer geplanten Parallelstraße zum
Corso zwischen Piazza S. Silvestro und SS.
Apostoli, durch die auch die alte Umgebung
der Eontana Trevi verändert wird. Ferner ist
die Verlängerung der Via delle Botteghe Oscure
geplant, der Palazzo Altieri bei Gesü soll Arkaden
bekommen. Palazzo Costaguti an Piazza delle
Tartarughe und Palazzo Balestra werden dann
abgerissen werden. Die Via della Croce im nörd-
lichen Corso wird bis zum Tiber durchgeführt,
zugleich soll auch das Mausoleum des Augustus
freigelegt werden. Schließlich soll auch der groß-
artige Plan Sixtus' V. ausgeführt werden und ein
großer Straßenzug Piazza die Spagna mit Colos-
seum verbinden. Und an der äußersten Stadt-
grenze wird das Anfiteatro Gastrense bei St. Croce
inGerusalemme freigelegt und «restauriert» werden.
— Man sieht, daß die Römer aufs Ganze gehen
und sich nicht mit Kleinigkeiten aufhalten, um
ihre Hauptstadt zu einer modernen Stadt zu
machen. Unzweifelhaft sind sie im Recht und
die Systematisierung ganzer Stadtteile wird sicher-
lich ihr Gutes haben. Da aber das alte Rom be-
droht ist und so viele steinerne Denkmäler der
Entwicklung für immer verschwinden sollen, han-
 
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